Green Bonds: Wer wird (Um-)weltmeister?


Green Bonds: Wer wird (Um-)weltmeister?

Bald ist es wieder so weit. Der Fussball eint für einen Monat die Welt. Vereint ist die Welt auch in einer grossen Herausforderung, dem Klimawandel. Dieser wird uns allerdings mehr als vier Wochen beschäftigen. Langfristige Investitionen sind nötig. Das Geld dafür können umweltfreundliche Anleihen liefern, Anleihen so grün wie der Rasen auf dem Fussballplatz.

Glaubt man den Buchmachern, spielt in den Achtelfinals der kommenden Fussball-Weltmeisterschaft Frankreich gegen Nigeria und Belgien gegen Polen. Mein Tipp: Frankreich und Belgien erreichen problemlos die Viertelfinals. In einer anderen Disziplin spielen die vier Nationen jedoch in einer Liga: Green Bonds. Polen war 2016 sogar der erste Staat, der eine grüne Anleihe herausgegeben hat – Emissionsvolumen: USD 970 Millionen. Im Jahr 2017 folgten Frankreich (USD 10,7 Mia.), Fiji (USD 50 Mio.) und Nigeria (USD 30 Mio.). 2018 kamen Indonesien (USD 1,3 Mia.), Belgien (USD 5,5 Mia.) und Litauen (USD 20 Mio.) dazu.

Sie sehen, die Teilnehmerzahl ist bedeutend geringer als an der Fussball-Weltmeisterschaft. Grüne Anleihen sind aber natürlich nicht nur ein Spielfeld für Staaten. Alleine 2017 hat sich die Anzahl Herausgeber mehr als verdoppelt. 239 verschiedene Emittenten aus 37 Ländern standen Ende Jahr zu Buche. Zeit für die Spielregeln; was sind eigentlich Green Bonds?

  • Spieler Unternehmen, Förder- und Geschäftsbanken geben seit rund 10 Jahren Green Bonds heraus. Und wie gesehen seit kurzem auch Staaten. Das Emissionsvolumen steigt schnell an. Es liegt zurzeit bei etwa USD 200 Milliarden – eine Verdopplung seit 2016.

  • Goal Laut einem OECD-Bericht fehlen in den nächsten 15 Jahren USD 93 Milliarden für Investitionen in CO2-arme Technologien. Mit Green Bonds leihen sich deren Herausgeber Geld für den Kampf gegen den Klimawandel, d.h. zum Beispiel für den Bau von Photovoltaikanlagen, Windparks oder energieeffizienten Gebäuden.

  • Stadien 2007 listete die Luxemburger Börse LuxSE mit dem Climate Awareness Bond der European Investment Bank die erste grüne Anleihe. Die Schweizer Börse ist seit 2014 Handelsplatz für Green Bonds. Zurzeit sind 14 verschiedene zum Handel zugelassen – mit einem Nominalvolumen von CHF 6,6 Milliarden.

  • Schiedsrichter Es gibt kein einheitliches Regelwerk. Mit den Green Bond Principles besteht ein freiwilliger Standard für die Herausgeber von Green Bonds hinsichtlich des Verwendungszwecks. Noch konkreter ist der Green Bond Standard der Climate Bonds Initiative (CBI). Die Schweizer Börse ist  mit der gemeinnützigen Organisation 2018 eine Partnerschaft eingegangen. Mit einem «Green Bond Flag» in der Suchmaske der Website finden interessierte Investoren die von CBI zertifizierten Anleihen ganz einfach.

  • Fans Häufig sind Green Bonds einfache Festzinsinstrumente und darum für viele Anleger leicht verständlich. Das umweltfreundliche Ziel spricht zudem eine wachsende Zahl an Investoren an, die auf Nachhaltigkeit Wert legen. Für institutionelle Investoren wie Pensionskassen sind Green Bonds auch wegen den grossen Volumen attraktiv.  


Übrigens: Die nächste grüne Staatsanleihe kommt wohl aus Hongkong. Mit einem Volumen von USD 13 Milliarden wäre es das bisher grösste staatliche Green-Bond-Programm. Die Nationalmannschaft von Hongkong dürften wir jedoch nie an einer Fussball-Weltmeisterschaft sehen. Sie rangiert zurzeit auf Platz 144 der FIFA-Weltrangliste.