Gibt es Bargeld morgen noch? 1 Szenario in 9 Szenen


Gibt es Bargeld morgen noch? 1 Szenario in 9 Szenen

Wie bezahlen wir morgen unseren Einkauf? Gibt es Bargeld noch? Und Banken? Und Zentralbanken? Das Geldsystem befindet sich in einem fundamentalen Umbruch. Im White Paper «Future of Money» haben wir versucht diese Fragen zu beantworten.

Geld kennt viele Formen: Homer rechnete den Wert von Rüstungen in Rindern auf, spätere Kulturen zahlten mit Muscheln, Getreide, Öl, Salz und natürlich mit Edelmetallen. Im 17. Jahrhundert wurde in Europa aus Effizienzgründen von Naturalien auf Papier gewechselt. Damit war die Entwicklung nicht etwa abgeschlossen, im Gegenteil: Schweden will bis 2023 das Bargeld abschaffen, neue Kryptowährungen schiessen aus dem Boden und Vermögenswerte werden dank neuen Technologien plötzlich digital einfach kauf- und verkaufbar – und erhalten somit eine geldähnliche Funktion.

Lesen Sie das White Paper «Future of Money»

Das White Paper von SIX «Future of Money» aus der Reihe «Picture of the Future» untersucht die dramatischen Veränderungen rund um Geld: Was wird morgen als Zahlungs- und Aufbewahrungsmittel angesehen? Welche Rolle werden Banken und Zentralbanken spielen? Welche Infrastruktur ist nötig? Die Studie zeigt sieben Szenarien für einen Zeitraum von fünf bis sieben Jahren auf und ordnet sie nach Eintrittswahrscheinlichkeit. Lesen Sie die Zusammenfassung oder laden Sie das komplette White Paper herunter.

Bereits heute ist der digitale Zahlungsprozess in immer mehr Customer Journeys eingebettet, das Taxi, den Einkauf oder den Kaffee bezahlen immer mehr Menschen gleich in der App, die Geräte werden dank dem Internet of Things (IoT) immer smarter – wohin führt das? Finanzinstitute müssen ihre Schnittstellen offenlegen (Open Banking), was Drittfirmen ermöglicht, eigene Dienstleistungen und Produkte darauf basierend zu lancieren und eigene Beziehungen zu den Bankkunden aufzubauen – mit welchen Effekten für die traditionellen Institute? Zentralbanken ihrerseits ziehen in Betracht, eigene digitale Währungen zu kreieren – wie wirkt sich das auf traditionelle Währungen aus? Wir haben sieben Szenarien durchgespielt. Im wahrscheinlichste Szenario gehen wir davon aus, dass in einer fragmentierten Welt «Digital» zwar regiert, aber Bargeld bestehen bleibt. Lassen Sie mich diese Szenario anhand von neun Szenen kurz skizzieren:

  1. Reduzierung der Anzahl von Geldautomaten
    Die Bargeld-Infrastruktur wird zentral betrieben, um die Effizienz zu steigern. Aber der Druck, Kosten senken zu müssen, bleibt bestehen. Die Zahl der Geldautomaten hat um 30 bis 40 % abgenommen, in gleichem Masse wie Bankfilialen Bargeld-Dienstleistungen eliminiert haben.

  2. Durchgängige Verbindungen
    Banken sind verpflichtet, offene Schnittstellen (APIs) zu ihren digitalen Schliessfächern und Kundendaten bereitzustellen, so dass auch Dritte ihre digitalen Wallets nahtlos damit verbinden können. Banken expandieren und offerieren Dienstleistungen über das Bankgeschäft hinaus, um den sinkenden Margen in ihrem traditionellen Geschäft entgegenzutreten und um Kundenbeziehungen nicht zu verlieren.

  3. Allgegenwärtige digitale Benutzerschnittstellen
    Digitale Zahlungen sind praktischer und komfortabler geworden im Vergleich zu Bargeld, da die digitalen Benutzerschnittstellen immer näher an die menschlichen Tätigkeiten gerückt sind. Was mit mobilem Internet und Smartphones begann, hat sich mit Sprachsteuerung, Augmented Reality (AR) und IoT fortgesetzt. Zahlungssysteme sind nahtlos zum Beispiel über Apps, Websites, AR oder Chats integriert.

  4. Bezahlen mit nicht-monetären digitalen Vermögenswerten
    Die Menschen haben ihre Bestände an digitalem Geld reduziert. Sie investieren einen wachsenden Anteil ihres Kapitals, anstatt es auf Bankkonten ungenutzt liegen zu lassen. Nicht-monetäre digitale Vermögenswerte ersetzen zunehmend das digitale Geld als digitalen «Wertspeicher». Schliesslich bezahlen immer mehr Menschen regelmässig mit nicht-monetären digitalen Vermögenswerten anstelle von digitalem Geld.

  5. Crowd-sourced Bargeld-Infrastruktur
    Verfügbarkeit und Kostendruck haben zudem dazu geführt, dass Crowdsourcing (P2P, P2M) immer wichtiger wird für die Bargeld-Infrastrukturen. Eine andere, neue Lösung können Infrastrukturen basierend auf Smart-Banknoten sein. Beide Infrastrukturen könnten die traditionelle Bargeld-Infrastruktur abgelöst haben, weil sie eine gleiche oder bessere Abdeckung zu niedrigeren Kosten versprechen.

  6. Geschlossene lokale Bargeld-Wirtschaft
    In ländlichen Gebieten befüllen ortsansässige Händler die Geldautomaten und halten so eine nahezu geschlossen lokale Bargeld-Wirtschaft am Laufen.

  7. Integrierende digitale Plattformen
    Digitale Plattformen integrieren alle jetzt entbündelten Services verschiedener Finanzdienstleister und fassen Informationen zu Kontoständen und Vermögenswerten zusammen.

  8. Bargeld bleibt als Wertaufbewahrungsmittel bestehen
    Gleichzeitig wird Bargeld nach wie vor als «Wertaufbewahrungsmittel» wahrgenommen und breit eingesetzt. Trotzdem gehen die Bargeld-Bestände um 40 bis 60 % zurück, was hauptsächlich mit einem Rückgang von Bargeld als Zahlungsmittel von 40 bis 70 % zu tun hat.

  9. Interoperable Schemes für Zahlungen
    Als Reaktion auf die zunehmenden Bedenken hinsichtlich der Abhängigkeit von globalen (ausländischen) Playern, sind nationale oder regionale Infrastrukturen (z.B. nationale Schemes für Zahlungen) entstanden. Sie sind interoperabel, das heisst kompatibel mit globalen Infrastrukturen von Drittanbietern, können aber auch isoliert betrieben werden.