Der Blick in die Zukunft ist kein Hexenwerk, aber auch keine zuverlässige Wissenschaft. Die Finanzbranche erlebt derzeit grosse und tiefgreifende Veränderungen. Das führt zu erheblicher Unsicherheit über die Zukunft. Daraus entsteht auch der Wunsch, den Blick nach vorn zu richten, um bereits heute Entscheidungen zu treffen, die später einmal das sprichwörtliche «Zünglein an der Waage» bedeuten können. Vor diesem Hintergrund entwickeln wir bei SIX Zukunftsszenarien. Sie helfen uns, die Komplexität der uns umgebenden Welt zu reduzieren, bieten jedoch gleichzeitig eine differenzierte Sicht auf die mögliche zukünftige Variabilität. Für mich sind drei Punkte entscheidend, damit der Blick in die Zukunft einen Mehrwert generiert.
Die Methode
Wir berücksichtigen in unserer Methode eine breite Palette von Faktoren, von denen wir glauben, dass sie die Zukunft bestimmen. In unserem aktuellen White Paper «Future of the Securities Value Chain», arbeiten wir zum Beispiel mit mehr als 70 Faktoren wie Nachhaltigkeit, Cloud, Sharing Economy, Unbundling, Protektionismus oder Datenschutz. Für jeden dieser Faktoren denken wir über mögliche zukünftige Entwicklungen nach und fassen diese dann zu Szenarien mit verschiedenen Eintrittswahrscheinlichkeiten zusammen. Für Zukunftsaussagen ist ein heterogenes Quellenspektrum absolut entscheidend. Neben internen Experten und Analysten ist der Blick von aussen essenziell. Wir wissen ja bereits heute, dass auch branchenfremde Unternehmen Geschäftsmodelle von Banken angreifen. Von Vorteil ist auch, dass es heute fast keinen einzigen Visionär/Querdenker mehr gibt, der seine Meinung nicht in Form eines Tweets, Blogs, Papiers oder Buches zum Ausdruck bringt. Durch Interviews, Konferenzen und viel Lektüre entsteht eine sehr gute Grundlage, auf der wir Szenarien und Eintrittswahrscheinlichkeiten am Ende festlegen können.
Die Diskussion
Unsere Zukunftsszenarien sollen vor allem die Diskussion anregen. Es ist durchaus möglich, dass manche Inhalte in Konflikt mit unseren aktuellen Tätigkeiten stehen. Diese Punkte besprechen wir zusammen, um nicht in der Komfortzone zu verharren. Wir müssen uns der Fortschrittsdebatte aktiv stellen, auch wenn sie unbequem ist, denn sonst nehmen wir uns die Möglichkeit, schon heute wichtige Entscheidungen zu treffen.
Die Weiterverwendung
Wie sagt man so schön, Papier ist geduldig. Daher ist es wichtig, mit den Ergebnissen bewusst zu arbeiten. Die Zukunftsszenarien helfen uns zum Beispiel bei der Definition von Innovationsschwerpunkten mit den Geschäftseinheiten oder bei der Erstellung von Roadmaps zur Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen. Mit den Erkenntnissen schaffen wir so noch gezielter einen Mehrwert für unsere Kunden und den Finanzplatz Schweiz.
Forschung von SIX zu Finanzthemen
SIX denkt immer an die Zukunft. Wir teilen unser Wissen in verschiedenen Publikationen wie Berichten, White Papers und Studien.
Tobias Lehmann
Tobias Lehmann kam 2016 zu SIX als strategischer Assistent des CFO. Seit Anfang 2018 verantwortet er die Entwicklung von Zukunftsszenarien in der Geschäftseinheit Innovation & Digital. Tobias Lehmann ist ein Generalist. Er ist ausgebildet in Volkswirtschaft, Ökonometrie, Recht und internationalen Beziehungen. Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte er in der Wissenschaft. Kurzzeitig arbeitete Tobias Lehmann Ende der 2000er für ein Start-up im FinTech-Bereich. Dort implementierte er ein überwachtes maschinelles Lernen (Mustererkennung), um Handelssignale aus finanziellen Zeitreihen abzuleiten.