Viele Schweizer Finanzdienstleister möchten ihre IT flexibler und einfacher gestalten: Sie möchten von den aktuellen Entwicklungen um Analytics und Artificial Intelligence (AI) profitieren und innovative Fintechs gewinnbringend einbinden. Dazu müssen sie die im eigenen Haus betriebenen Anwendungen in die Cloud bringen und die technischen Möglichkeiten dort systematisch nutzen.
Doch die regulatorischen Anforderungen, die es dafür einzuhalten gilt, generieren hohe Kosten. Deshalb bieten zukunftsorientierte Softwareanbieter Cloud-Lösungen als Service an — bisher jedoch nur aus den USA oder China. Künftig will SIX ein Schweizer Angebot schaffen.
Warum ist Swissness in diesem Bereich entscheidend?
Im März 2018 wurde in den USA der sogenannte Cloud-Act verabschiedet. Das Gesetz verpflichtet amerikanische Cloud-Anbieter, den US-Behörden Zugriff auf gespeicherte Daten zu geben – auch wenn die Daten beispielsweise in der Schweiz gespeichert sind. Man muss also davon ausgehen, dass die US-Behörden auf sämtliche Daten der US-Cloud-Anbieter Zugriff haben. Die Schweizer Banken sind dementsprechend unsicher und skeptisch, was die Nutzung solcher Dienste angeht: Schliesslich haben viele in den vergangenen Jahren bereits erheblichen Druck aus dem Ausland erfahren. Zudem stellen die FINMA und die BAG restriktive Anforderungen an die Nutzung solcher Dienste, um die Schweiz und ihre Interessen zu schützen. Ausländische Services sind entsprechend wenig populär. Der Investitionsstau ist hoch.
Cloud-Services von SIX
SIX hat in den letzten Wochen ein grobes Cloud-Konzept erarbeitet. Ihr Angebot wird aus drei Teilen bestehen:
- Eine äusserst robuste und moderne Technologieplattform, die sowohl eine «hochsichere» Schweizer Cloud als auch eine skalierbare globale Cloud bietet. Beide Welten sind strikt voneinander getrennt und dienen unterschiedlichen Zielen.
- Engineering- und Beratungsdienstleistungen, mit denen wir unsere Kunden auf dem Weg in die Cloud unterstützen: Wir helfen, die heutigen Anwendungen «cloud-ready» zu machen, und eine technologische Transformation einzuleiten. Zusätzlich werden wir sie dabei unterstützen, innovative Services (Analytics oder AI) in der Cloud zu nutzen.
- Mit unseren Partnern, die ihre Services in einer sicheren Schweizer Cloud anbieten wollen, bauen wir Ecosysteme für den Schweizer Finanzplatz. SIX orchestriert dabei die Provider und stellt mit ihnen Grundvoraussetzungen wie die Service-Governance sicher. Neben etablierten Anbietern können auch Fintechs mit ihren Services eingebunden werden. Ausserdem will SIX eigene Dienstleistungen in die neue Welt migrieren und neue Services bereitstellen.
Basierend auf diesem Grob-Konzept wird SIX in enger Abstimmung mit den Banken nun die Details konzipieren und die Lösung aufbauen. Das Team von SIX wird seitens IT von Marcel Holdener geleitet und arbeitet eng mit führenden Technologieunternehmen wie HIAG Data, HP und Microsoft zusammen. SIX stellt die geforderte Sicherheit und die Erfüllung der regulatorischen Anforderungen sicher.
Henrik Czurda
Dr. Henrik Czurda leitet bei SIX den Bereich Bank-driven Innovation in der Business Unit Innovation & Digital. Er verbindet mehr als 25 Jahre Berufserfahrung im Top-Management mit seiner Tätigkeit als Berater auf der Schnittstelle zwischen Strategie und Technologie. Begonnen hat er seine berufliche Laufbahn als Berater u.a. bei Price Waterhouse, The Boston Consulting Group, und zuletzt als Partner bei Boydak Strategy Consulting. Er war in Führungspositionen bei der Bank Julius Bär und bei Swiss Re und mehrere Jahre CFO eines mittelständischen Schweizer Industriebetriebs.