Durch den sinkenden Bargeldgebrauch wird es immer schwieriger für Banken, den effizienten Betrieb der Bancomaten sicherzustellen, da die Kosten pro Bargeldtransaktion aufgrund der hohen Infrastrukturkosten weiter steigen werden. Es gilt also, die Banken mit gezielten Massnahmen zu unterstützen, damit sie die effiziente Bargeldversorgung in der Schweiz langfristig sicherstellen können.
Multivendor-Software schweizweit eingeführt
Ein erster Schritt in diese Richtung wurde mit dem erfolgreichen Rollout der Multivendor-Software (MVS) im September 2020 erreicht. Insgesamt wurden fast 6000 Bancomaten auf eine einheitliche Software migriert, die auf den Spezifikationen der Schweizer Banken basiert. Die einheitliche Bedienungsoberfläche stellt unter anderem einen direkten Vorteil für den Endnutzer dar. SIX verarbeitet nun alle Transaktionen und Eingaben an den Bancomaten und unterstützt die Banken bei der Überwachung und Steuerung ihrer Geräte.
Das Monitoring kann entweder als Software as a Service (SaaS) bezogen oder komplett an SIX ausgelagert (BPO) werden. Durch zusätzliche SaaS-/BPO-Lösungen wird SIX kurz- bis mittelfristig weitere Teile des Betriebs industrialisieren und die Prozesse der Banken übernehmen können: für Cash-, Incident- und Hardware-Management.
Bessere Auslastung notwendig
Das ist allerdings nur ein Teil der Lösung für eine effizientere Bargeldversorgung. Zusätzlich sollen die Bancomaten besser ausgelastet werden, das heisst, das Transaktionsvolumen pro Bancomat soll gesteigert werden. Mit 2,16 Bancomaten pro Quadratkilometer Siedlungsfläche liegt die Schweiz deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 0,93 Bancomaten. Eine Reduktion hierzulande um ca. 2500 Bancomaten ist daher ohne Serviceeinbusse denkbar. Nach umfassenden Gesprächen mit Banken plant SIX mit verschiedenen Stakeholdern einen Proof of Concept für das zweite Quartal 2021. Dort sollen die Auswirkungen einer temporären Reduktion von Bancomaten mit geringen Transaktionszahlen und die Optimierung des lokalen Bargeldkreislaufs geprüft werden.
Das langfristige Ziel ist, ein umfassendes Modell anzubieten, das die ganze Betriebs- und Wertschöpfungskette umfasst. «ATM as a service» bedeutet für Banken konkret die Möglichkeit,
- operative Kosten durch diese Auslagerung zu sparen und die gesamten «ATM lifecycle costs» damit zu senken,
- die Qualität der Services durch hoch spezialisierte Fachkräfte zu verbessern und
- sich auf das Kernbusiness zu fokussieren und nichtstrategische Tätigkeiten auszulagern.
Innovative, effiziente und zukunftsgerichtete Modelle zur Geldversorgung und Geldentsorgung können nur umgesetzt werden, wenn alle Marktbeteiligten wie Banken, Retailer und Endkonsumenten eingebunden werden. Als zentrale Dienstleisterin des Finanzplatzes koordiniert SIX zwischen den verschiedenen Anliegen der Marktteilnehmer. Nur so lässt sich ein synchronisiertes Vorgehen zur erfolgreichen Neudimensionierung der Services und die flächendeckende Bargeldverfügbarkeit in der Schweiz sicherstellen.
Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Magazin clearit, der Schweizer Fachzeitschrift für den Zahlungsverkehr. Abonnieren Sie das kostenlose Magazin und verpassen Sie in Zukunft keine Ausgabe mehr.
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