Vom Reichtum in Zeiten der Krise


Vom Reichtum in Zeiten der Krise

Finanzexpertin Elisabeth Tester diskutiert mit Manuel Gerber und Thomas Stauffer von Gerber Stauffer Fine Arts über die Frage «Was macht mein Leben reich?»: Ende September auf einem Podium von «Women in ETF» in Kooperation mit SIX.

Was würden Sie sagen: Was macht Ihr Leben reich? Bei den Gästen des Sommerevents von Women in ETF lagen «Freunde und Familie» und «Freiheit» klar vor «finanzieller Sicherheit». Spoiler: Den Partner sah keiner des überwiegend weiblichen Publikums im SIX Convention Point als grösste Bereicherung des eigenen Lebens. Man(n) schmunzelte und liess es so stehen.

Noch vor der oben erwähnten Einstiegsumfrage waren die drei Experten auf dem Panel sich eigentlich einig: Reichtum wird auch nach Corona keine Neudefinition erfahren. «Spätestens sobald ein Impfstoff gefunden worden ist, werden wir in alte Konsum- und Verhaltensmuster zurückfallen», so Elisabeth Tester, ehemalige Korrespondentin für die Finanz und Wirtschaft in China. Sie verwies dabei auch auf die Corona-bedingt weiter wachsende Kluft zwischen Arm und Reich.

Die anderen Podiumsteilnehmer stützten Testers pessimistische Post-Corona-Prognose. Manuel Gerber, Partner bei Gerber Stauffer Fine Arts, sieht den Kauf eines Gemäldes denn auch häufiger im kurzfristigen Hochgefühl eines erfolgreichen «Deals» begründet als in lebenslanger Freude am Schönen. Und sein Geschäftspartner Thomas Stauffer bedauert, dass Kunst oft zur Luxus-Trophäe wird, «ähnlich einer Rolex oder einer Patek Philippe».

Live befragt geben 40% der rund 50 Teilnehmenden denn auch zu, ihren Beruf vor allem auszuüben, um sich Luxus und Urlaub leisten zu können (immerhin: 30% lieben ihren Beruf). Die Frage des Abends scheint hiermit beantwortet. Ist die während der Pandemie vielbeschworene Rückbesinnung auf immaterielle Werte tatsächlich nur «PR-Coup» und «Märchenstunde»?

Das Ende versöhnt: Die Geburt der Kinder und die zufällige Begegnung mit einem langjährigen Freund zählen zu den wertvollsten Momenten ihres Lebens, erzählen die Panel-Teilnehmer. Und die Zuschauerinnen bewegen unter anderem Anschlussfragen zur Meinungsfreiheit in China und der Möglichkeit, durch Investition in Kunst einen Beitrag an die Gesellschaft zu leisten. In bereichernden Diskussionen geht es eben doch selten (nur) ums Geld.