Under Pressure: Die Zukunft der Schweiz als Handelsplatz


Under Pressure: Die Zukunft der Schweiz als Handelsplatz

Der technologische Fortschritt hat ein rasantes Wachstum des Welthandels insbesondere in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ermöglicht, der 2008 jedoch abrupt unterbrochen wurde. Zwei neue Trends haben sich herauskristallisiert: Der ökonomische Schwerpunkt hat sich zunehmend nach Osten verlagert und die Grössenverhältnisse zwischen gewissen Industriesektoren haben sich signifikant verändert. Technologie-Giganten nehmen heutzutage starken Einfluss auf die Weltwirtschaft. Lesen Sie den Artikel von SIX CFO Daniel Schmucki darüber, wie die Schweiz und SIX auf diese Entwicklungen reagieren.

In Zeiten wiederkehrender Konfrontationen zwischen den weltweit grössten Volkswirtschaften USA und China, anhaltender Brexit-Verhandlungen und schwelender Spannungen im Iran ist der Welthandel mit zunehmenden Unsicherheiten konfrontiert. Allerdings sind die Auswirkungen solcher Ereignisse für die Handelsaktivitäten häufig nur von zeitlich begrenzter Dauer. Im Vergleich dazu haben Entwicklungen wie die Globalisierung, der technologische Fortschritt und die Digitalisierung weitaus tiefergreifendere Folgen für den Welthandel. Mit diesen Trends ändern sich auch die Anforderungen an die Handelsplätze. Traditionelle Handelszentren geraten zunehmend unter Druck. Es stellt sich folglich die Frage, welche Herausforderungen auf eine Schweiz zukommen, die in der Vergangenheit stark vom schnell wachsenden Welthandel profitieren konnte. Und ferner, welche Massnahmen treffen wir bei SIX, um die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz für die Zukunft zu sichern?

Geografische Verlagerung des ökonomischen Schwerpunkts und der Aufstieg eines neuen «Assets»
Der technologische Fortschritt hat ein rasantes Wachstum des Welthandels insbesondere in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ermöglicht. Ebenso haben handelspolitische Liberalisierung und neue Finanzierungsarten zu exponentiell steigenden globalen Kapitalströmen geführt. Beide Beispiele gehen Hand in Hand mit sinkenden Transaktionskosten – eine Entwicklung, die auch durch technologische Neuerungen der Börsen wie SIX begünstigt wurden. Die globale Finanzkrise 2008 stoppte jedoch das Wachstum des globalen Handels sowie der Kapitalströme abrupt. Während der anschliessenden Erholungsperiode haben sich zwei neue Trends herauskristallisiert: Zum einen ist der Anteil Asiens an der globalen Marktkapitalisierung in den letzten zwei Jahrzehnten stetig gewachsen, was den ökonomischen Schwerpunkt zunehmend nach Osten verlagert hat. Zum anderen haben sich die Grössenverhältnisse zwischen gewissen Industriesektoren signifikant verändert. So hat sich beispielsweise die relative Marktkapitalisierung der noch in den 1990er Jahre dominierenden Energiebranche in wenigen Jahren stark reduziert. Heutzutage beherrschen Technologie-Giganten wie Microsoft, Apple, Amazon und Alphabet den Markt und nehmen starken Einfluss auf die Weltwirtschaft. Kernelement ihres Geschäfts ist ein verhältnismässig neues «Asset»: Daten. Es kann heute nicht mehr von der Hand gewiesen werden, dass das (Handels-)Gut «Daten» das Erdöl als wertvollste Ressource verdrängt hat. Beide der erwähnten Trends, die geografische Verschiebung und die zunehmende Bedeutung von Daten, stellen etablierte Handelsplätze wie die Schweiz vor neue Herausforderungen.

Die Schweiz in einzigartiger Position als Handelsplatz des Vertrauens
Auf den ersten Blick scheint es fraglich, ob die traditionell geprägte Schweiz bereit ist für diese Herausforderungen oder gar im Stande wäre, bei deren Bewältigung eine Vorreiterrolle zu übernehmen. Traditionell und stabil darf hier jedoch nicht mit träge und starr verwechselt werden. Ich würde sogar sagen, dass die Schweiz ausgezeichnet positioniert ist, um die künftigen Herausforderungen anzugehen. Denn auch oder gerade in einer digitalisierten Welt werden Vertrauen und Sicherheit eine zentrale Rolle einnehmen. Aufbauend auf die erfolgreiche Geschichte des Finanz- und Handelsplatzes gilt die Schweiz heute nicht nur als besonders stabil und vertrauenswürdig, sondern erreicht auch Spitzenpositionen bei weltweiten Innovationsrankings. Mit dieser Kombination befindet sich die Schweiz in einer einzigartigen Ausgangslage, um sich als bedeutender Handelsplatz einer digitalen Zukunft zu etablieren.

Unser Beitrag als SIX
Dies führt uns zur Frage, wie SIX die daraus resultierenden Chancen nutzen und die Schweiz in der Sicherstellung ihrer langfristigen Wettbewerbsfähigkeit sowie ihrer globalen Bedeutung als relevanter Handelsplatz unterstützen kann. Um dieser Frage gezielt nachzugehen, haben wir zwei Whitepapers erarbeitet, in denen wir mögliche Szenarien für zwei der oben genannten Faktoren erörtern: «Future of Money» und «Data, the Future of Financial Information» (Veröffentlichung im Februar 2020). In Bezug auf Ersteres erforschen wir neue Wege, um die heutigen Zahlungslösungen zu überdenken. Dies beinhaltet Beispiele wie neuartige Debitkarten, leistungsfähigere Geldautomaten und die mobile Bezahl-App TWINT. Unser aktuell grösstes Projekt ist allerdings ein anderes Unterfangen: SIX Digital Exchange, die erste End-to-End-Plattform für digitale Vermögenswerte. SDX ist unsere Antwort auf das Streben nach immer niedrigeren Transaktionskosten, auf die unermüdliche Modernisierung und Digitalisierung, sowie auf die wachsende Bedeutung von Stabilität und Vertrauen. Kurz gesagt, wir ergreifen die Initiative und leisten unseren Beitrag, den Schweizer Finanz- und Handelsplatz auf eine digitale Zukunft vorzubereiten.

Erfahren Sie mehr über Innovation bei SIX