Einblicke in die Dynamik des Universums der strukturierten Produkte


Einblicke in die Dynamik des Universums der strukturierten Produkte

Der Markt für strukturierte Produkte musste im März 2020 starke Verluste hinnehmen, erholte sich aber überraschenderweise schnell und die Infrastruktur erwies sich als widerstandsfähig. Welche wichtigen Lehren hat der Markt für strukturierte Produkte aus 2020 gezogen und wie passt er das Angebot an?

Wie viele andere Bereiche der Finanzdienstleistungsbranche wurde auch der Markt für strukturierte Produkte gezwungen, sich mit COVID-19 auseinanderzusetzen. Insgesamt haben sich strukturierte Produkte trotz einiger anfänglicher Performance-Rückschläge inmitten dieser Volatilität gut geschlagen. André Buck, Global Head Sales & Relationship Management bei der Schweizer Börse, sprach auf der virtuellen Konferenz SRP Europe 2021 und gab Einblicke in die Entwicklungen, die den Markt für strukturierte Produkte derzeit prägen.

Schnelle Erholung des Marktes für strukturierte Produkte

Obwohl strukturierte Produkte im März 2020 starke Verluste hinnehmen mussten, erholte sich der Markt schnell, während sich die Infrastruktur, die dahinter steht, als widerstandsfähig erwies – trotz der rekordhohen Handelsvolumen und diverser Herausforderungen, die durch das Remote Working entstehen. «Wir haben in diesem Zeitraum einen Anstieg des Transaktionsvolumens für strukturierte Produkte um 70% erlebt, und die Börse hat das gut gemeistert, was für ihre Widerstandsfähigkeit spricht», so Buck. Mit der Stabilisierung der Märkte wählten viele institutionelle Anleger einen thematischen Ansatz für Investitionen in strukturierte Produkte, so Buck weiter. Im Gegensatz zur Finanzkrise 2008, von der sich die Branche erst nach mehreren Jahren erholte, sei die Wiederaufnahme der Investorenströme in strukturierte Produkte in den Monaten unmittelbar nach dem März 2020 viel schneller verlaufen. Buck führt diese schnelle Erholung darauf zurück, dass die Anleger heute ein besseres Verständnis für die mit strukturierten Produkten verbundenen Risiken und Chancen haben. Buck merkt auch an, dass die Erholung der Retailanleger durch den aktiveren Einsatz und der Nutzung digitaler Vertriebskanäle, um auf Anlageprodukte zuzugreifen, unterstützt wurde.

Anleger haben heute ein besseres Verständnis für die mit strukturierten Produkten verbundenen Risiken und Chancen.

Während die weltweiten Investitionen in strukturierte Produkte exponentiell zunehmen, scheinen die inländischen Anleger in der Schweiz weniger Begeisterung zu zeigen. «Strukturierte Produkte machen bei Schweizer institutionellen Anlegern rund 3% der Portfolioallokationen aus, und das schon seit mehreren Jahren. Im Vergleich zu ETFs (Exchange Traded Funds), die ein spektakuläres Wachstum erlebt haben, sind die Schweizer Investoren gegenüber strukturierten Produkten noch zurückhaltend. Eine Reihe von Branchenvertretern ist der Meinung, dass strukturierte Produkte einen Anteil von etwa 5% an den Portfolios der Anleger haben sollten. Um dies zu ermöglichen, profitieren institutionelle Anleger von den Erkenntnissen und der Aus- und Weiterbildung, wo wir ihnen die Vorzüge und Möglichkeiten von strukturierten Produkten näher bringen», so Buck.

Krypto-fokussierte und ESG-Produkte gewinnen an Momentum

In den letzten 12 Monaten gab es einen enormen Anstieg bei strukturierten Produkten und Exchange Traded Products (ETPs), die sich auf Krypto-Assets und Kryptowährungen wie Bitcoin spezialisiert haben, was durch die Renditen dieser Anlageklasse vorangetrieben wurde. «In den letzten Monaten gab es eine hohe Nachfrage nach ETPs und strukturierten Produkten mit Krypto-Fokus, da Investoren nach neuen Renditequellen suchen. Dieses Interesse wird auch durch die Tatsache angetrieben, dass einige Investoren kein direktes Engagement in Krypto-Assets über Krypto-Börsen wünschen, da sie die zusätzlichen Kosten für die Handhabung von Private Keys scheuen, und sich stattdessen für strukturierte Produkte und ETPs entscheiden», so Buck. Das Ausmass der Zuflüsse sollte nicht unterschätzt werden. Buck sagte, dass der Gesamthandelsumsatz in kryptofokussierten strukturierten Produkten und ETPs im vergangenen Jahr bei 1,1 Mrd. CHF lag, während er allein im Monat Februar 2021 1,2 Mrd. CHF überstieg.

Neben Krypto fordern Investoren auch, dass Emittenten von strukturierten Produkten mehr Wertpapiere einbauen, die ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales, Governance) berücksichtigen. Dies ist zum Teil eine Reaktion auf COVID-19, wird aber auch von der Wahrnehmung angetrieben, dass ESG-Assets dazu beitragen können, höhere Renditen zu erzielen. Andernorts haben die EU-Aufsichtsbehörden ein Offenlegungsregime für Investoren eingeführt, wonach sie veröffentlichen müssen, wie sie Nachhaltigkeitsrisiken in ihre Anlageprozesse einbeziehen – was den Zufluss in ESG-Produkte weiter ankurbeln wird. Die ESG-Allokationen werden auch durch die Einführung der ESG-Taxonomie der EU Auftrieb erhalten, einer Benchmark, die Anlegern hilft, zu erkennen, welche Vermögenswerte ökologisch nachhaltig sind. Buck sagt, die Taxonomie würde zu einer grösseren marktweiten Standardisierung führen, was angesichts der Tatsache, dass so viele Emittenten und Investoren unterschiedliche Interpretationen dessen haben, was als ESG zählt, von entscheidender Bedeutung ist.

Mit strukturierten Produkten ins Jahr 2022

Das vergangene Jahr mag beispiellos gewesen sein, aber strukturierte Produkte haben die Krise gut gemeistert, wie die starken Zuflüsse und der Appetit der Anleger auf neue Anlageklassen wie Krypto und ESG zeigen. Anbieter wie die Schweizer Börse tragen durch ihren unermüdlichen Fokus auf Innovation und Automatisierung entscheidend dazu bei, dass das Universum der strukturierten Produkte lebendig bleibt. Dieses Engagement für den Sektor wird durch die jüngste Nachricht unterstrichen, dass die Schweizer Börse anlässlich der SRP Europe 2021 Awards bereits zum zweiten Mal die begehrte Auszeichnung «Best Structured Products and Derivatives Exchange» erhalten hat.

Strukturierte Produkte: Entwicklung des Gesamthandelsumsatz 2020 und 2021