In der «Financial Times» warnt Gary Gensler, Vorsitzender der United States Securities and Exchange Commission, die Kryptowährungs-Handelsplattformen. Diese würden ihr Überleben aufs Spiel setzen, wenn sie sich nicht bereit erklärten, innerhalb des regulatorischen Rahmens zu operieren. Er sei «technologisch neutral», aber Kryptoanlagen würden sich nicht von anderen Anlagen unterscheiden, wenn es um Anlegerschutz, Schutz vor illegalen Aktivitäten und um die Wahrung der finanziellen Stabilität ginge. Er zeigt sich deshalb enttäuscht darüber, dass die Plattformen sein Gesprächsangebot nicht annehmen, «lieber um Verzeihung bitten, als um Erlaubnis fragen».
Ganz anders bei SIX. Als Betreiberin der Infrastruktur für den Schweizer Finanzplatz gehört der Austausch mit dem Regulator zum Courant normal. So zum Beispiel auch bei der digitalen Börse SDX. Seit 2018 haben wir den Aufbau einer vollständig integrierten Infrastruktur für Handel, Abwicklung und Verwahrung von digitalen Vermögenswerten auf Basis der Distributed-Ledger-Technologie geplant. Dabei haben wir von Anfang an das Gespräch mit der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA gesucht.
Jetzt können wir die Früchte dieses Engagements ernten. Im September hat die FINMA die Lizenzen genehmigt, die wir brauchen, um den Betrieb von SDX aufzunehmen. Es handelt sich um die ersten Bewilligungen am Schweizer Finanzplatz für Infrastrukturen, die den Handel von digitalen Vermögenswerten in Form von Token und deren integrierte Abwicklung ermöglichen.
SDX wird zum Ökosystem für globale Liquidität
In den kommenden Monaten und Jahren werden wir weiter in den Aufbau eines Ökosystems investieren. Wir werden einen internationalen Kundenstamm aus Emittenten, Banken, Versicherungsunternehmen und anderen institutionellen Anlegern aufbauen und so globale Liquidität für digitale Vermögenswerte schaffen.
Die Genehmigung durch den Schweizer Regulator ist ein wichtiger Meilenstein, um diesen Kunden eine sichere und robuste Infrastruktur zur Verfügung stellen zu können, die alle Kernanforderungen einer traditionellen Börse und einer Zentralverwahrung erfüllt. Denn wie sagt Gensler in der «Financial Times» auch noch treffend: «In der Finanzwelt geht es letztlich um Vertrauen.»
Nathan Kaiser
Nathan Kaiser kam im Oktober 2020 als General Counsel zu SDX. Er ist Jurist aus Überzeugung und hat sich auf die digitale Wirtschaft von FinTech bis künstliche Intelligenz spezialisiert. Den Grossteil seiner Erfahrung hat er zwischen Shanghai, Hongkong, Peking und Taipeh gesammelt. Bevor er zwei Jahrzehnte in Asien verbrachte, arbeitete er in Zürich, Lausanne und Paris bei der UBS und Swiss Re. Er war Gründer sowie Partner von Eiger und Juniorpartner bei Wenger & Vieli. Als Berater und Angel-Investor für verschiedene Start-ups auf der ganzen Welt konzentriert er sich auf Technologien, die versprechen, die Welt ein bisschen besser zu machen.