Die Digitalisierung im Einzelhandelssektor nimmt Fahrt auf – nicht zuletzt seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie. Gleichzeitig eröffnen immer mehr Online-Händler physische Läden. Ist Offline etwa das neue Online? Wie sieht das Einkaufen im Jahr 2030 aus?
Das neuste White Paper von SIX präsentiert zwei Zukunftsszenarien. Das wahrscheinlichere geht davon aus, dass das E-Commerce-Geschäft zwar weiter wachsen und 2030 rund 40 Prozent des weltweiten Einzelhandelsumsatzes ausmachen wird, der stationäre Verkauf aber dennoch bestehen bleibt. Allerdings in veränderter Form: Läden werden vor allem dann überleben, wenn sie im Sinne eines «Shoppingtainments» neuartige, exklusive, persönlich-emotionale Erlebnisse bieten, die bleibende Erinnerungen schaffen. Das zweite, weniger wahrscheinliche Szenario basiert auf der Annahme, dass Nachhaltigkeit im Konsumbereich sehr stark an Bedeutung gewinnen und ein Grossteil der Kunden in den Industrieländern die Nachhaltigkeit ihres Konsums in alle ihre Kaufentscheidungen einfliessen lassen wird.
Vollständiges White Paper «Future of Brick-and-Mortar Commerce» herunterladen (nur auf Englisch verfügbar).
Jetzt herunterladenIn jedem Fall wird die Zukunft dem stationären Handel einen Grad an Digitalisierung, Personalisierung und Komfort bringen, der weit über das hinausgeht, was wir heute kennen. Bisher unbekannte Akteure verschärfen den Wettbewerb auf Produkt- und Dienstleistungsebene und setzen in Hinblick auf Innovation, Nutzererlebnis und Gebühren oft neue Massstäbe.
Aber auch den etablierten Retailbanken bietet der physische «Point of Sale» neue Geschäftsmöglichkeiten.
Digitale Kaufbelege und Rating
Im Sinne eines reibungslosen Einkaufserlebnisses wird das nahtlose Erfassen und Bezahlen von Artikeln eine zentrale Rolle spielen. Hier bietet sich Banken die Gelegenheit, den Einzelhandel mit breit akzeptierten Self-Scanning- und Self-Checkout-Lösungen zu unterstützen. Ebenfalls denkbar ist die Bereitstellung digitaler Kaufbelege. Diese enthalten Konsumentendaten auf Produktebene und könnten gleichzeitig bei der Beurteilung der Bonität von Käufern und Verkäufern helfen (Rating).
Super Apps
Mit Super Apps lässt sich beinahe der ganze Alltag organisieren, weit über das hinaus, was wir heute von reinen Bezahl-Apps kennen. So können Kunden beispielsweise ein Produkt über das Smartphone digital personalisieren und später im Laden abholen. Super Apps machen es zudem möglich, einen Tisch im Restaurant zu buchen, das Menü via QR-Code auf dem Smartphone anzusehen und direkt online zu bestellen; die Rechnung und das Bezahlen erfolgen automatisch auf dem Handy. Von diesem ganz auf die Customer Journeys ausgerichteten multifunktionalen Alltagsmanagement profitieren nicht nur Nutzer und Anbieter, denn auch für Retailbanken als Betreiber können Super Apps einträglich sein.
Nutzerzentrierte Bargeldwirtschaft
Durch eine Zentralisierung des Betriebs des Schweizer Bancomatennetzwerks ist eine Reduktion der Anzahl der Geldautomaten um 30 bis 40 Prozent ohne Serviceeinbusse denkbar. Eine weitere Option zur Kostensenkung könnte in der Einbeziehung der Konsumenten in die Geldautomateninfrastruktur liegen, basierend auf der starken Verbreitung digitaler Geräte und der flächendeckenden Konnektivität von Anbietern und Nutzern (Crowd-Augmented-Cash-Infrastruktur). Dies würde eine weitere Verringerung der Anzahl Geldautomaten ohne nennenswerte Versorgungsengpässe erlauben.
Nachhaltigkeitsinformationen
Beim Thema Nachhaltigkeit im Finanzsektor geht es heute meist um nachhaltige Investitionen. Aber auch im Konsumbereich bieten sich Chancen für die Banken. So könnten sie die Nachhaltigkeitsdaten, die sie bereits für ihre Investoren führen, ohne Weiteres nutzen, um den Konsumenten im Kaufprozess zusätzliche Informationen zu den Produkten und Dienstleistungen zu liefern.
Der stationäre Handel als hochfrequentierter Umschlagplatz bietet Retailbanken also gute Gelegenheiten, ihr traditionelles Produkt- und Dienstleistungsangebot zu erweitern und dadurch ihre Kundenschnittstelle(n) zu bewahren. Dies könnte ihnen auch beim Verkauf anderer, margenstärkerer Produkte einen entscheidenden Vorsprung verschaffen.
Das neue Whitepaper identifiziert die wichtigsten Merkmale, die die Customer Journey im Umfeld von stationären Geschäften in Zukunft bestimmen werden. Es beleuchtet zudem die längerfristige zukünftige Geschäftsmöglichkeiten, die sich für Retailbanken in diesem Zusammenhang ergeben können. Erfahren Sie mehr auf der Themenseite.
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