KMUs: Klein – und mittel –, aber oho


KMUs: Klein – und mittel –, aber oho

KMUs leiden stark unter der Covid-19-Krise. Drei Experten blicken aus unterschiedlicher Perspektive auf das Rückgrat unserer Wirtschaft und zeigen, wo Unterstützung möglich ist.

In der Schweiz und auch im restlichen Europa beschäftigen KMUs über zwei Drittel aller Arbeitskräfte. In den USA ist es immerhin die Hälfte. KMUs sind das Rückgrat unserer Wirtschaft. Doch sind es gerade sie, die stark unter der Covid-19-Krise leiden. Laut einer Studie von McKinsey & Company fragen sich mehr als die Hälfte von rund 2200 befragten europäischen KMUs, ob sie bis zum Sommer 2021 überleben können. Drei unterschiedliche Perspektiven zeigen, dass es sich lohnt, KMUs zu unterstützen. Jetzt – und auch dann, wenn diese Krise überstanden ist.

Der Wanderleiter

activetours.ch bietet seit vier Jahren Schneeschuh-, Trekking und Wandererlebnisse. Gründer Jörg Hehlen gehört zu den Teilnehmenden auf 4switzerland.ch. Die Spendenplattform zugunsten von Schweizer KMUs haben mehrere Mitarbeitende von SIX während der Covid-19-Krise in privater Initiative mitlanciert.  

«Wie in der Outdoor-Branche üblich habe ich mehrere berufliche Standbeine. Ich bin deshalb nicht vollständig abhängig von den Umsätzen bei activetours.ch. Ausserdem sind meine Fixkosten tief. Ich brauche weder Werkzeug noch Fuhrpark und mein Büro sind die Berge. Andere Kollegen im Tourismus oder in der Gastronomie hat die Covid-19-Krise härter getroffen als mich. Die Plattform 4Switzerland ist eine willkommene Geste, für mich psychologisch fast noch wertvoller als finanziell. Was die finanzielle Lage betrifft, war die Situation während des totalen Lockdowns übrigens besser als jetzt. Damals, als gar keine Touren mehr erlaubt waren, gab es eine Entschädigung aus der Ausgleichskasse oder via Kurzarbeit. Diese fällt jetzt weg, obwohl mir die kleinen Gruppengrössen aufgrund der strengen Auflagen Minderumsätze bescheren. Die Nachfrage wäre ironischerweise da: erstens weil die Schweizer ihre Ferien zu Hause verbringen und zweitens weil die Natur eine willkommene Abwechslung zum Homeoffice darstellt. Zumindest lässt mich das zuversichtlich in die Zukunft blicken.»

Die Beziehungspflegerin

Andrea von Bartenwerffer arbeitet seit Dezember 2007 bei SIX. Als Head Issuer Relations ist sie verantwortlich für die Betreuung der an der Schweizer Börse kotierten Unternehmen. Das sind zurzeit 230 Unternehmen, darunter auch viele KMUs.

«Ein Unternehmen – ob gross oder klein –, das sich an einer Börse kotiert, erhofft sich in der Regel, dadurch an Kapital zu gelangen. Damit das auf effiziente Art und Weise funktioniert, benötigen die Unternehmen ein Mindestmass an Handelsliquidität. Aktien von KMUs sind oft aus verschiedenen Gründen weniger liquid. Zum Beispiel weil sie aufgrund fehlender Analystenberichte – sogenannter Research Reports – für Investoren zu wenig sichtbar sind. Mit dem Stage-Programm von SIX helfen wir den an der Schweizer Börse kotierten KMUs, mehr Kapitalmarktteilnehmer zu erreichen. Es beinhaltet unter anderem ein regelmässig aktualisiertes Factsheet sowie unabhängige Research Reports, die von unseren erfahrenen Partnern erstellt werden. Mehr Sichtbarkeit weckt mehr Interesse an einer Aktie und die KMUs erhöhen ihre Präsenz im Kapitalmarkt.»

Der Innovator

Andreas Kästner und elf Mitstudierende des Master-Studiengangs Business Innovation an der Universität St. Gallen haben im September 2020 von SIX eine Aufgabe erhalten. Während drei Monaten haben sie sich in einer Projektarbeit Gedanken über die Zukunft der Kapitalmärkte gemacht.

«Unsere Überlegungen gehen weit über den ökonomischen Kapitalbegriff hinaus. Für die Zukunft erachten wir etwa umweltbezogene, soziale oder symbolische Aspekte als ebenso wichtig. In Form von Impact Investments und ESG-Kriterien – dem Rating der Bemühungen um Environment, Social und Governance – haben diese auch in der Finanzwelt Einzug gehalten. Nicht immer aber halten ESG-Ratings, was sie bezüglich Effektivität und Transparenz versprechen. Kommt hinzu, dass sich KMUs, die so wichtig sind für unser Wirtschaftssystem – oder auch Startups –, entsprechende Reports meist nicht leisten können. Am Ende unserer Projektarbeit steht darum ein Businessmodell, das nachhaltige und innovative KMUs sowie Start-ups mit Investoren verbindet, die Greenwashing die rote Karte zeigen wollen: der Impulse Market Place. Eine Zusammenarbeit mit Nichtregierungsorganisationen und der Einsatz von Formen künstlicher Intelligenz stellen dabei die Güte der teilnehmenden Unternehmen sicher.»