Herr Shaw, in diesem Jahr wird die FIX EMEA Trading Conference erstmals virtuell durchgeführt. Was sind Ihre Erwartungen?
Wir haben bei dieser Veranstaltung bisher immer sehr gute Gespräche geführt, und wir hoffen, mit demselben Personenkreis in Kontakt zu kommen, wenn auch nur virtuell. Normalerweise fand der Event im März statt, was ein guter Zeitpunkt war, auf das vergangene Jahr zurückzublicken und den Kunden einen Ausblick auf kommende, für das Jahr geplante Projekte zu geben. Aber der Umstand, dass der Event jetzt im September stattfindet, bedeutet nicht, dass wir zu wenig Gesprächsthemen haben werden – im Gegenteil!

Können Sie dies ausführen? Welche Gesprächsthemen möchten Sie an der FIX EMEA aufnehmen?
Einerseits sind dies natürlich unsere eigenen Initiativen, über die wir unseren bestehenden und potenziellen Kunden gerne mehr Einzelheiten vermitteln wollen. Vor kurzem haben wir unser Mikrowellennetz erfolgreich erweitert und die neue Route zwischen London und Stockholm in Betrieb genommen. Im Juli haben wir unser Angebot in zwei Handelssegmenten, Strukturierte Produkte und Aktien, verbessert und ausgebaut, mit unserem neuen «Preisvalidierungs-Marktmodell» (PVM) und «Trading-At-Last» (TAL), einer neuen kontinuierlichen Trading-Session unmittelbar nach der Schlussauktion, in der Aufträge zum offiziellen Schlusskurs ausgeführt werden können.

Welche Vorteile bringen diese neuen Services?
Die Mikrowellentechnologie ermöglicht die direkteste Übertragung von Marktdaten zwischen den Handelsplätzen. Unsere Handelsteilnehmer können schneller Kursbewegungen erkennen und Investitionsentscheide umsetzen. Dadurch werden Risiken effizienter gemanagt. Zudem verbessern sich Liquidität und Spreads, wovon alle profitieren, die Schweizer Wertpapiere an der Schweizer Börse handeln.

Mit dem PVM für Strukturierte Produkte werden Aufträge und Quotes nicht mehr sofort ausgeführt, sondern der Handel wird kurz unterbrochen, so dass Market Maker, Liquiditätsanbieter und Kunden ihren Auftrag oder Quote-Preis validieren können, was zu einer besseren Preisgestaltung und engeren Spreads führt. TAL bietet den Teilnehmern die Möglichkeit, am Ende des Handelstages mit zusätzlicher Liquidität zu interagieren, ohne dem Markt nicht ausgeführte Positionen offen zu legen. Der übergeordnete Zweck dieser Verbesserungen ist es, mehr Handel «über die Börse» – oder «Over the Exchange», kurz «OTE» – anzuziehen. Denn wir sind überzeugt, dass regulierte Börsen die besten Voraussetzungen mitbringen, um für höhere Liquidität und Transparenz zu sorgen und zudem die aktuelle Preisfindung sicherzustellen.

Ralf Rühling

Wir sind überzeugt, dass Börsen die besten Voraussetzungen mitbringen, um für höhere Liquidität und Transparenz zu sorgen und die aktuelle Preisfindung sicherzustellen.

Tony Shaw, Executive Director London Office und Head Sales UK & Ireland an der Schweizer Börse

Und zu welchen Themen können Sie Ihren Kunden neue Research-Ergebnisse präsentieren?
In einer neuen Artikelreihe, den «Trading InfoSnacks», publizieren unsere Aktien-Experten umfangreiche Analysen, um diverse Fragestellungen zu untersuchen. Zum Beispiel: Wie unterschiedlich hat sich der sprunghafte Anstieg der Handelsaktivitäten in Europa im 1. Halbjahr 2020 in Bezug auf Liquidität, Spreads und Handelstiefe an den verschiedenen Handelsplätzen ausgewirkt? Welche Rolle haben die Verbote von Leerverkäufen gespielt? Inwiefern hat die Handelstechnologie die Liquiditätsverschiebungen beeinflusst? Welche Veränderungen bezüglich Preisen und Volumen treten im Verlauf der Schlussauktion auf? Wie entwickelt sich die Balance zwischen Kauf- und Verkaufsaufträgen, die an der Schlussauktion teilnehmen? Welches ist der entscheidende Faktor, der zu einem Ungleichgewicht in einer Auktion beiträgt? Und was bedeutet all dies insgesamt für die Effizienz des Handels am Ende des Handelstages?... Dies sind nur einige der spannenden Themen, die wir gerne diskutieren.

Wie steht es mit Themen rund um Marktstruktur und Regulierung?
Auf dieser Ebene würde ich Fragen zu unserer Übernahme von BME, der spanischen Infrastrukturgruppe, erwarten. Das ist nicht verwunderlich, denn die Schaffung der drittgrössten europäischen Finanzmarktinfrastrukturgruppe, die am Umsatz gemessen die zehntgrösste weltweit ist, bleibt natürlich nicht unbemerkt. Und während die Äquivalenz zwischen der Schweiz und der EU weiterhin Gegenstand laufender Diskussionen ist, könnte eine gegenseitige Vereinbarung zwischen der Schweiz und Grossbritannien schneller erreicht werden, was dazu führen könnte, dass auch Schweizer Aktien wieder an den in London ansässigen MTFs gehandelt werden.

Sind Sie auf ein solches Szenario vorbereitet?
Wir haben stets betont, dass wir Wettbewerb begrüssen. Nur weil unser Marktanteil in diesem Jahr bisher 99.9% beträgt, bedeutet dies nicht, dass wir unsere Weiterentwicklung eingestellt hätten. Zusätzlich zu den neuen Services, die ich bereits erwähnt habe, arbeiten wir aktuell an der – noch im 2020 geplanten –Einführung einer «Quote on Demand» (QOD) Handelsdienstleistung für ETFs sowie an der Ausweitung unseres ausserordentlich erfolgreichen Services SwissAtMid vom Aktien- auf das Anlagefonds-Segment. Zudem nehmen wir signifikante Upgrades unserer Mikrowellen-Route London-Zürich vor, um sicherzustellen, dass unsere Kunden die tiefstmögliche Latenz geniessen.

Herr Shaw, vielen Dank für das Gespräch.

Besuchen Sie den virtuellen Messestand der Schweizer Börse an der FIX EMEA Trading Conference (sichtbar für registrierte Teilnehmer). Die vollständige Agenda finden Sie auf der Website des Veranstalters; darin möchten wir besonders auf das Webinar (während der Konferenz «on demand» auf Englisch verfügbar) zum Thema Datenstandard MMT hinweisen, an dem Marc Berthoud, Head Exchange Data Strategy bei der Schweizer Börse, teilnimmt.