Regulatoren verändern das Umfeld nach 2008
Nach dem Fall von Lehman Brothers und der allgemeinen Besorgnis über die Stabilität des Finanzsystems, untersuchten Regulatoren die Industrie sehr detailliert. Grosses Interesse fiel dabei auf die Securities Finance Sparte, in welcher Teilnehmer Geld und Wertschriften wechselseitig gegeneinander für eine gewisse Zeitspanne austauschen. Repurchase agreements (repos) sind eine wichtige Finanzierungsquelle für Banken: Sie steuern damit ihre Liquidität und ihre Bilanz. Mit Securities Lending und Collateral Transaktionen stellen sie sicher, dass Forderungen jederzeit in der nötigen Qualität sicher sind. Angesichts dieser Komplexität und der grossen Transaktionsvolumen verwunderte das Interesse der Regulatoren nicht; sie wollten sichere Securities Finance Märkte und schufen SFTR: ein Gesetz, das die Pflicht einführt, die Wiederverwendung von Wertschriften (Re-Use) und alle damit verbundenen Informationen zu melden.

SFTR ist eine weit umfassende, ambitionierte Regulierung
Wo liegt nun das Problem: Securities Finance Transaktionen unterscheiden sich von anderen Geschäftsformen und können rasch ziemlich komplex in der Ausführung werden, obwohl ökonomisch relativ einfach. Der Geschäftsabschluss (Trade) selbst, oft über eine Handelsplattform oder bilateral vereinbart, muss mittels einem Unique Transaction Identifier (UTI) versehen sein. Während der laufenden Transaktion (life cycle) werden Wertschriften manchmal ausgetauscht (substituiert). Der Marktwert der Wertschriften misst man täglich, damit die Forderung aus der Transaktion immer gedeckt werden kann. Auch die Qualität der Wertschriften ist wichtig, üblicherweise nicht unter investment grade. Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) verlangt jedes Transaktionselement kontinuierlich zu melden, sogar das Rating einer Wertschrift, deren Emittent und so weiter. Deshalb enthält der Report ~180 Felder und muss täglich an ein Trade Repository (TR) gemeldet werden. Damit nicht genug; die TR’s müssen die Trades untereinander vergleichen und in Einklang bringen – ein gigantischer reconciliation Vorgang über Landesgrenzen und Institutionen hinweg.

SFTR à la Suisse
Im Schweizerischen Repomarkt gibt es bis zu 60 EU domizilierte Banken die mit Schweizerischen Finanzinstituten handeln. Sie alle mussten einen aufwändigen Prozess durchlaufen und das SFTR Reporting entweder selbst entwickeln oder gute Partner dafür wählen. Die Schweizer Börse bekennt sich zu seinen ausländischen Teilnehmern und ist entschlossen die grenzüberschreitende Geschäftstätigkeit in Securities Finance zu unterstützen. Für sehr aktive Securities Finance Teilnehmer lohnte es sich eine eigene Lösung zu bauen. SIX unterstützt sie mit der Vergabe einer UTI über das neue Collateral CockpitTM, ohne weitere Kosten dafür zu verrechnen. Jenen Teilnehmern, die mehr Unterstützung benötigen, kann SIX auf Anfrage einen durchkonzipierten, fertigen SFTR Report anbieten. Teilnehmer müssten diese immer noch selbst bei den TR’s hochladen, was aufwändig ist. SIX skaliert den Prozess und übernimmt auf Anfrage auch diesen Vorgang, womit Teilnehmer das Reporting vollständig weg delegiert haben.

Regulatoren schaffen Transparenz und Markteffizienz
Durch COVID-19 verzögerte sich die Einführung von SFTR, sorgt aber nun für mehr Transparenz. Auffällig sind die Ähnlichkeiten zur Reportingpflicht für Derivate durch die Verordnung über europäische Marktinfrastrukturen (EMIR). Regulatoren, Ökonomen und die Öffentlichkeit werden sich ein besseres Verständnis über Securities Finance Märkte aneignen, was insgesamt positiv für das Finanzsystem sein kann. Der Weg dorthin kostet, birgt aber auch die Chance die elementaren Vorgänge im Inneren dieser Märkte besser zu verstehen. Dies unterstützt das langfristige Funktionieren der Financial Services Industrie.