Die Volatilität der Vermögenspreise, die extrem tiefen Zinssätze und die allgemeinen Turbulenzen, die Covid-19 auf den Finanzmärkten ausgelöst hat, werden sowohl der Generierung von Alpha als auch der Vermögenserhaltung ihren Tribut abverlangen. Daher ist es unerlässlich, dass Privatbanken und Vermögensverwalter alles in ihrer Macht Stehende tun, um die Performance ihrer Anlageportfolios zu sichern. Dies kann unter anderem durch eine bessere Steueroptimierung erreicht werden.

Wir befinden uns in schwierigem Fahrwasser
Die ersten drei Monate des Jahres 2020 waren geprägt von der Volatilität der Aktienmärkte. So brach der FTSE All Share Index im ersten Quartal um 26,6% ein, der S&P 500 um 20% und der Dow Jones um 23,2%. Mehrere börsenkotierte Unternehmen haben ihre Dividendenzahlungen ausgesetzt, während das Überleben anderer mittlerweile auf der Kippe steht. Da auch die Renditen der festverzinslichen Wertpapiere auf noch nie dagewesene Tiefststände gefallen sind, gibt es scheinbar nur wenige Anlagemöglichkeiten. An den Aktienmärkten konnte zwar eine Rallye verzeichnet werden, doch angesichts verschiedener belastender Faktoren in Zusammenhang mit Covid-19 kann sich dies auch wieder ändern.

Bei derart unsicheren Erträgen ist es unerlässlich, dass Privatbanken und Vermögensverwalter Einsparungsmöglichkeiten erkennen, um die Performance zu maximieren. Sie tun dies auf verschiedene Weise. Viele Privatbanken und Vermögensverwalter verhandeln mit ihren Asset Managern über Gebührennachlässe, ein Vorhaben, das bei einer Verschlechterung der Performance erleichtert werden könnte. Einige vorausdenkende Privatbanken und Vermögensverwalter prüfen jedoch derzeit, wie sie ihre Portfolios steuerlich optimieren können.

Berücksichtigung der steuerlichen Anforderungen der Kunden
Die Umsetzung des globalen Standards zum automatischen Informationsaustausch (AEOI), einer Initiative unter der Leitung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die darauf abzielt, die Steuerhinterziehung durch einen verbesserten Austausch von Informationen über Finanzkonten zwischen den Steuerbehörden verschiedener Länder einzudämmen, hat die Anleger dazu veranlasst, das Thema Steueroptimierung ernster zu nehmen, wie Christophe Lapaire, Senior Project Manager an der Schweizer Börse, betont. «Die Anleger wünschen sich eine Steueroptimierung, aber nicht alle Banken und Vermögensverwalter haben hierfür die notwendigen Kompetenzen. Wenn ein Kunde von seinem bestehenden Anbieter keine Steueroptimierung erhalten kann, wird er sich anderswo umsehen», erklärt Lapaire.

Es ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass Privatbanken und Vermögensverwalter im Bereich der Steuerentlastung für ihre Endanleger-Kunden eine recht gemischte Erfolgsbilanz verzeichnen. «Einige Marktteilnehmer haben wirklich gute Lösungen in Bezug auf Software und Prozesse entwickelt, anderen ist das nicht gelungen. Zahlreiche Anbieter setzen schlichtweg antiquierte Technologie ein und sind auf manuelle Bearbeitung angewiesen. Dadurch können Steuerentlastungsdienstleistungen unglaublich kompliziert werden», räumt Roman Von der Höh, Global Head Tax Services bei dem schweizerischen Finanztechnologieunternehmen Avaloq ein.

Nichtsdestotrotz nehmen viele Unternehmen, die ihren Kunden Investment-Management-Dienstleistungen anbieten, diese Aufgabe sehr ernst. «Als Vermögensverwalter legen wir Wert auf eine exzellente Kundenkommunikation und -betreuung. Dabei stellen wir sicher, dass unsere Kunden von etwaigen ausländischen Steuerentlastungen an der Quelle profitieren können, und unterstützen sie so weit wie möglich bei der Rückforderung ausländischer Quellensteuern, wenn keine Entlastung an der Quelle möglich ist. Allerdings haben die wenigsten Vermögensverwalter die Infrastruktur, um diese Dienstleistung anzubieten, da die Besteuerung, insbesondere mit einer ausländischen Komponente, ein äusserst komplexer Prozess sein kann. Für uns gehört die Steuereffizienz jedoch zum Kundenservice», betont Philipp Mitterbauer, Leiter der Steuerabteilung von Ruffer LLP, einem in Grossbritannien ansässigen Vermögensverwalter.

Die Bedeutung der Steueroptimierung
Warum also ist die Steueroptimierung so wichtig? Viele Länder – einschliesslich Grossbritannien – sehen für ausländische Anleger, die auf dem lokalen Markt handeln, eine Freistellung von der Kapitalgewinnsteuer vor, andere Jurisdiktionen sind allerdings nicht so grosszügig, und dies kann sich nachteilig auf das Nachsteuerergebnis auswirken. Lapaire merkt an, dass in der Schweiz eine Quellensteuer von 35% auf Dividenden erhoben wird, die an gebietsansässige und gebietsfremde Anleger ausgezahlt werden. Zwar haben laut Lapaire viele Länder Doppelbesteuerungsabkommen abgeschlossen, die Anleger davor bewahren sollen, auf Dividendenzahlungen, die sie im Ausland erhalten haben, doppelt Steuern zu zahlen. Allerdings gestaltet sich die Rückforderung nicht immer einfach, da der Prozess recht komplex ist und Finanzbehörden Zahlungen unter Umständen nur schleppend bearbeiten.

Erschwerend kommt hinzu, dass viele Länder oft unterschiedliche oder sogar widersprüchliche Steuervorschriften und -anforderungen haben, die eine Vereinheitlichung des Prozesses behindern. In einigen Märkten, führt Mitterbauer weiter aus, mangele es an detaillierten Verfahren zur Einleitung von Steuerrückforderungen. Es ist auch nicht ungewöhnlich, dass Steuergesetze willkürlich geändert werden. Aus steuerlicher Sicht können Anlagen in verschiedenen Märkten dadurch sehr schwierig werden. Da viele Anleger nicht über die geeignete Steuerexpertise oder Infrastruktur verfügen, um regelmässig steuerliche Änderungen in einer Vielzahl von Ländern zu überwachen, können ihnen in bestimmten Märkten höhere Steuerbelastungen entstehen, die sie andernfalls hätten vermeiden oder verringern können.

Solche Ineffizienzen können die Portfolio-Performance beeinträchtigen. Daher sei eine effektive operative Steuerfunktion unerlässlich, wenn Anleger vor übermässigen Steuerlecks auf Investmentebene und vor einer Doppelbesteuerung geschützt werden sollen, ergänzt Mitterbauer. Ausserdem sei die Steuereffizienz für den Investmentmanager von Vorteil, da sie die Verwaltung und anschliessende Reinvestition neuer Gelder ermögliche. Wenn die Anleger inmitten eines Konjunkturtiefs Renditen erzielen können, wird die Steuereffizienz ein ausgezeichnetes Alleinstellungsmerkmal für Privatbanken und Vermögensverwalter sein, das ihnen hilft, zusätzliche Mandate zu akquirieren.

Fallstudie: Warum Steueroptimierung so wichtig ist

Die grösste Rückforderungstransaktion im Jahr 2019 für einen unserer SIX-Kunden belief sich auf CHF 137'000. Die Gebühr von SIX für diese Steuerrückforderung belief sich auf CHF 470.- (alles inklusive)! Ein äusserst attraktiver Return on Investment.

Robuste Daten sind unverzichtbar
Durch die Verfügbarkeit an detaillierter und granularer Steuerdatenattribute im Zusammenhang mit Finanzprodukten sind Verbraucher in der Lage, steuerlich effiziente Anlageentscheidungen zu treffen, meint Jürg Stalder, Senior Product Manager bei SIX Financial Information. Trotz der guten Absichten, die mit den Investitionsschutz und Zielmarktvorschriften der EU-Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente II (MiFID II) verfolgt werden, haben laut Stalder einige Privatbanken und Vermögensverwalter davon Abstand genommen, ihren Kunden bestimmte Produkte anzubieten, da sie befürchten, diese könnten mit den Product Governance- und Transparenzkriterien der Verordnung in Konflikt geraten. Dies habe dazu geführt, dass einige Anleger jetzt nicht mehr in bestimmte steuerlich effiziente Produkte investieren können, weil es Bedenken hinsichtlich ihrer Eignung gibt.

Stalder geht davon aus, dass Daten von den Kunden primär für die Beurteilung herangezogen werden, ob die Produkte, in die sie investieren, im Einklang mit ihren jeweiligen Steuergesetzen stehen. Zunehmend werden diese Daten nun aber auch von Privatbanken und Vermögensverwaltern zur Steueroptimierung auf Portfolioebene für Kunden genutzt. Zu diesem Zweck werden Finanzprodukte verglichen und es wird analysiert, ob Investments mit ähnlichem Risiko-Rendite-Profil mehr oder weniger steuerlich effizient sind. «Wenn wir den Finanzinstituten im Vermögensberatungsgeschäft Daten zur Verfügung stellen, können diese ihren eigenen Endkunden erweiterte Dienstleistungen und eine höhere Steuereffizienz anbieten», sagt Stalder.

Der gesamte Prozess des Datenaustauschs ist vollständig automatisiert und rationalisiert. Zu den Schwachstellen einer Reihe von Vermögensverwaltern und Privatbanken gehört, dass sie bei der Steuerberatung ihrer Kunden häufig auf Steuerhandbücher zurückgreifen. Nach Ansicht von Stalder gehen diese Handbücher – obwohl sie durchaus für Kundenberater aus Wissens- und Erfahrungsgründen nützlich sind – sehr oft nicht detailliert genug auf den Steuerstatus oder den Kosten bestimmter Anlageprodukte ein. «Diese Handbücher enthalten Richtlinien für bestimmte Vermögenswerte, aber was die Daten betrifft, werden einzelne Instrumente nicht besonders berücksichtigt. Unser Ziel ist es, so viele Informationen wie möglich über Finanzinstrumente zusammenzustellen, die Höhe der Steuern und Kosten zu ermitteln sowie zusätzliche Datenpunkte zu liefern», kommentiert Stalder.

Die Notwendigkeit der steuerlichen Effizienz wurde durch die MiFID-II-Richtlinie weiter verstärkt. Nach MiFID II sind Fondsmanager verpflichtet, den Anlegern ihre gesamten Kosten und Gebühren offenzulegen. Obwohl in der Richtlinie Steuern nicht explizit genannt werden, achten die Anleger immer stärker auf die Kosten der Fondsmanager und verlangen zunehmend eine Steueroptimierung. Dieser Trend dürfte sich verstärken, wenn die infolge der Corona-Pandemie drohende Rezession konkreter wird.

Optimiertes Steuerreporting
Während die steuerliche Effizienz von Investments zu bedeutenden Einsparungen führen kann, können die Steuermeldungen an in- und ausländische Finanzbehörden sowie die Durchführung gründlicher Datenüberprüfungen – wenn sie manuell vorgenommen werden – beträchtliche operative Kosten verursachen. Mitterbauer zufolge hat das Volumen der steuerlichen Berichterstattung an die Finanzbehörden exponentiell zugenommen, was auf Vorschriften wie den US Foreign Account Tax Compliance Act (FATCA) und den Common Reporting Standard (CRS) der OECD zurückzuführen ist. «Die aktuellen Steuerreporting-Pflichten für Vermögensverwalter sind heute weitaus komplexer und umfassender als noch vor zehn Jahren», ergänzt er. Daher ist es unabdingbar, dass die Anbieter über die Software und die entsprechenden Datenverarbeitungskapazitäten verfügen, um Steuerinformationen so effizient wie möglich zu prüfen und zu melden. 

Unterstützung durch die Schweizer Börse
Die Schweizer Börse bietet eine Reihe von Dienstleistungen rund um das Thema Steuern an, beispielsweise für die Entlastung an der Quelle («Relief at Source»), für die vereinfachte Rückerstattung («Quick Refund») und für Steuerrückforderungen («Tax Reclaim»). Das neue Angebot Advanced Tax Services (ATS – Tax Reclaim Service) stellt eine innovative Lösung für Banken und Vermögensverwalter dar. Vor allem aber kann dieser Service von Finanzinstituten, unabhängig davon, ob ihre Vermögenswerte beim CSD (SIX SIS AG) verwahrt werden oder nicht, in Anspruch genommen werden. Diese Flexibilität macht das Produkt ATS-Tax Reclaim einzigartig auf dem Markt.

Wie kann ATS-Tax Reclaim die Kunden unterstützen? Grundsätzlich ermöglicht ATS-Tax Reclaim den Privatbanken und Vermögensverwaltern, einen Rückforderungsservice zu vernünftigen Kosten anzubieten und damit ihren Kunden einen Mehrwert zu bieten. Das Angebot der Schweizer Börse ist ein unkomplizierter Komplettservice zur Steuerrückforderung, der in den letzten drei Jahren in enger Zusammenarbeit mit ihren Kunden, d.h. nationalen und internationalen Privatbanken und Vermögensverwaltern, entwickelt wurde.

ATS-Tax Reclaim bietet Privatbanken und Vermögensverwaltern aus aller Welt zahlreiche Vorteile. ATS-Tax Reclaim ermöglicht es den Banken nicht nur, den Endkunden eine neue Dienstleistung anzubieten, sondern auch, ihren Kundenstamm zu erweitern und bestehende Geschäftsbeziehungen zu festigen. Die Tatsache, dass diese Dienstleistung von der Schweizer Börse – einer Finanzmarktinfrastruktur – und nicht von einem Wettbewerber oder Berater angeboten wird, ist ebenfalls ausgesprochen positiv.

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