Der Repo-Markt – Hintergrund

Ursprünglich war das Repo-Geschäft eine Domäne der Federal Reserve der USA, doch nach der Einführung des Glass Steagall Act im Jahr 1933 – ein wegweisendes Gesetz, das den Baken verbot, Kundengelder als Sicherheiten zwecks Erhalts günstiger Finanzierungskonditionen zu erhalten – begannen Investmentbanken, ihre eigenen Wertpapierbestände als Sicherheiten zu verwenden, um sich zu günstigen Konditionen zu finanzieren.

Repo-Märkte, die in der Vergangenheit von den USA dominiert wurden, entstanden Mitte bis Ende der 90er Jahre auch in anderen grossen Volkswirtschaften (z. B. in Grossbritannien, Japan, Deutschland und der Schweiz). In der Schweiz wurden Repos nach der Abschaffung der eidgenössischen Stempelsteuer auf Umsätze im Jahr 1998 eingeführt. Repos spielen heute eine wichtige Rolle für das reibungslose Funktionieren der globalen Märkte, und ihre Bedeutung wird voraussichtlich weiter zunehmen.

Effizientes Funktionieren der Märkte ermöglichen

Repos sind ein Finanzierungsinstrument, das für eine Vielzahl von Zwecken eingesetzt wird. Repo-Geschäfte ermöglichen es den Marktteilnehmern, sich die erforderlichen Wertpapiere oder liquiden Mittel zu beschaffen, um sie für andere Transaktionen zu verwenden, z. B. für die Hinterlegung von Margen.

Alternativ können die im Rahmen von Repo-Geschäften geliehenen Wertpapiere den Marktteilnehmern dabei helfen, ihren Abwicklungsverpflichtungen nachzukommen. «Wenn ein Intermediär Wertpapiere an eine Partei verkauft hat, die er von einer anderen Partei gekauft hat, aber die eingehende Lieferung nicht rechtzeitig eintrifft, kann der Intermediär diese Wertpapiere auf dem Repo-Markt ausleihen, um sicherzustellen, dass er rechtzeitig liefern kann. Ohne die Möglichkeit, Wertpapiere auszuleihen, könnten sich Lieferausfälle auf dem Markt ausbreiten», heisst es in einem Bericht der International Capital Market Association (ICMA). [1] Da immer mehr Märkte ihre Abwicklungszyklen von T+2 auf T+1 verkürzen, wird die Rolle von Repos für Unternehmen zur Vermeidung von Handelsausfällen immer wichtiger.

Repos können von Finanzinstituten auch zur Absicherung von Zinsrisiken, zur Deckung von Leerverkäufen und zum Aufbau von Fremdkapitalpositionen eingesetzt werden. Beispielsweise könnte ein Hedge-Fonds den Repo-Markt nutzen, um eine Transaktion zu finanzieren, die darauf abzielt, von einer Fehleinschätzung des Risikos zu profitieren – was wiederum die Preiseffizienz auf den zugrunde liegenden Kassamärkten verbessern würde.[2]

Ein Instrument im Werkzeugkasten der Zentralbank

Zentralbanken sind ebenfalls wichtige Teilnehmer an den Repo-Märkten und setzen dieses Instrument im Rahmen ihrer täglichen Aktivitäten ein.

Die ICMA weist darauf hin, dass der besicherte Charakter des Repo-Marktes das Kreditrisiko der Zentralbanken reduziert und die Nutzung eines breiteren Spektrums von Vermögenswerten über den reinen Ankauf hinaus ermöglicht.[3] Auf diese Weise können die Zentralbanken ihre Geldpolitik in ruhigen Zeiten reibungslos durchführen und gleichzeitig schneller auf grössere Krisen reagieren.[4]

Repos haben in den letzten Jahren eine unschätzbare Rolle dabei gespielt, die Märkte von den jüngsten Turbulenzen (z. B. COVID, zunehmende geopolitische Spannungen usw.) abzuschirmen. Vor allem in der Anfangsphase der COVID-Pandemie und nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine zwei Jahre später konnten die Zentralbanken den Finanzmärkten über Repo-Geschäfte dringend benötigte Liquidität zur Verfügung stellen.

Während beider Krisen nutzte die Europäische Zentralbank (EZB) Repo-Linien, um einer Reihe von Zentralbanken ausserhalb des Euroraums umfangreiche Euro-Liquidität zur Verfügung zu stellen und so ein Übergreifen weiterer Marktturbulenzen und Ansteckungseffekte auf den Euroraum zu verhindern.  Da die Märkte immer unberechenbarer werden, werden die Zentralbanken auch in den kommenden Monaten und Jahren auf Repo-Geschäfte zurückgreifen.

Wirksames Investitionsmodell

Reverse Repos gelten weithin als risikoarmes und hochliquides Anlageinstrument für Finanz- und Nichtfinanzinstitute (d. h. Geldmarktfonds, Vermögensverwalter, Finanzmarktinfrastrukturen, Unternehmen usw.), die über überschüssige Liquidität verfügen.

In einer Zeit, in der es schwierig ist, Renditen zu erzielen, hilft der Repo-Markt den Geldgebern, zusätzliche Einnahmen zu erzielen, und ermöglicht gleichzeitig den Geldnehmern den Zugang zu günstigeren Finanzierungen.

Schweiz und Repo-Geschäfte

Repo-Geschäfte sind in der Schweiz weit verbreitet. So führt die Schweizerische Nationalbank (SNB) beispielsweise Repo-Geschäfte durch, um sicherzustellen, dass die besicherten kurzfristigen Geldmarktsätze in Schweizer Franken nahe am Leitzins der SNB liegen, und auch um Liquidität bereitzustellen und abzuschöpfen. [5] Das Volumen der SNB-repofähigen Effekten belief sich laut SNB Ende 2022 auf 11,4 Billionen Franken. [6]

Ein grosser Teil dieser Aktivitäten wird von SIX unterstützt.

CO:RE ist eine von SIX entwickelte und betriebene Multi-Currency-Handelsplattform, die es Banken, Broker-Dealern, Versicherern und Geschäftsbanken ermöglicht, ihre Effizienz zu steigern, Risiken zu reduzieren und Kosten zu managen. Sie unterstützt die Liquidität, indem sie den Benutzern Zugang zu SNB- und Geschäftsbankgeldern sowie zu primären Geldmarktauktionen der SNB bietet.

Ein Drittel der Teilnehmer, die SIX Repo nutzen, sind heute ausserhalb der Schweiz ansässig, und derzeit werden 14 Währungen auf der CO:RE-Plattform von SIX gehandelt. Da die inländischen Repo-Volumina weiter wachsen und der Devisenpool über den Schweizer Franken hinausgeht, wird auch die Zahl der internationalen Institutionen zunehmen, die sich an diesem Markt beteiligen, da sie versuchen, in einer zunehmend kapitalbeschränkten Welt qualitativ hochwertige liquide Aktiva (HQLA) zu halten.