Nach den herausfordernden 18 Monaten, in denen Konferenzen und Networking-Events zwangsweise online durchgeführt wurden, kehrte zwischen dem 7. und 8. September ein Hauch von Normalität nach Luzern zurück, wo die Schweizer Börse in Zusammenarbeit mit der Swiss Structured Products Association (SSPA) das 11. internationale Forum für Strukturierte Produkte (ISPF) ausrichtete. Gegen 100 hochrangige Persönlichkeiten aus der Strukturierte-Produkte-Branche nahmen an der ausgebuchten Veranstaltung teil, an der hoch angesehene Referenten ihre einzigartigen Einblicke in das aktuelle Geschehen gaben. Zu den Höhepunkten gehörten der Keynote Redner Dr. Zeno Staub, CEO von Vontobel, der über «Die Zukunft der Schweizer Vermögensverwaltung» sprach sowie der zweite Keynote Redner, der Wall Street-Journalist Jens Korte, der über einige der wichtigsten Veränderungen unter der Präsidentschaft von Biden sprach, sowie Thomas Wulf, Generalsekretär von EUSIPA, der einen ausgezeichneten Überblick über die Dynamik in der Brüsseler Politik gab.

Die Schweizer Börse wirft einen Blick auf die wichtigsten Themen, die aus dem Forum hervor gegangen sind und darauf, was dies für das Universum der strukturierten Produkte bedeutet.

Eine sich verändernde regulatorische Landschaft

Christian Reuss, Head SIX Swiss Exchange, weist auf die Herausforderungen hin, die durch die zunehmende regulatorische Divergenz in Europa entstanden sind. Obwohl die Auswirkungen inzwischen abgeklungen sind, wirft die Entscheidung der EU, der Schweiz die Äquivalenz im Aktienhandel zu entziehen, weiterhin Fragen auf. «Was uns heute interessiert, ist die Signalwirkung dieser Entscheidung. Wenn die Äquivalenz von der EU aus rein politischen Gründen buchstäblich über Nacht aufgehoben werden kann, wie erstrebenswert ist es dann wirklich, gleichwertig zu sein? Das kann erhebliche Auswirkungen auf die Entwicklung der künftigen Regulierungslandschaft in Europa haben», sagt Reuss. Er fügt hinzu, dass die ganze Geschichte die Marktfragmentierung in der EU, der Schweiz und dem Vereinigten Königreich nach dem Brexit noch verschärfen könnte, da jedes Regime seine eigene abweichende Regulierungspolitik verfolgen würde. Reuss weist darauf hin, dass das Vereinigte Königreich bereits eine Reihe von Gesetzesprüfungen durchführt und Finanzvorschriften umsetzt, die wahrscheinlich vom EU-Recht abweichen werden. Das Risiko einer regulatorischen Arbitrage zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU stellt für die Schweiz ein grosses Dilemma dar, so Reuss. «Für die Zukunft stellt sich die Frage, ob die Schweiz bei der EU-Regulierung bleiben oder sich eher an Grossbritannien orientieren soll», erklärt Reuss.

Auf die Kundennachfrage eingehen

In einer Zeit, in der die Performance von festverzinslichen Wertpapieren stark unter Druck steht und Aktien sich als volatil erweisen, ist es für Vermögensberater von entscheidender Bedeutung, Wege zu finden, um für ihre Kunden Mehrwert zu schaffen. Keynote Redner Dr. Zeno Staub, CEO von Vontobel, führte am Forum aus, dass die Individualisierung von Vermögensverwaltungsangeboten entscheidend sein wird. André Buck, Global Head Sales & Relationship Management bei SIX Swiss Exchange, pflichtet ihm bei und betont, dass die Individualisierung von Portfolio-Investitionen – insbesondere im Bereich strukturierter Produkte – von entscheidender Bedeutung sein wird, wenn die Unternehmen in dem heutigen, äusserst wettbewerbsintensiven Umfeld Marktanteile gewinnen und angemessene Renditen erzielen wollen.

ESG nistet sich in die Welt der strukturierten Produkte ein

Angetrieben durch die COVID-19-Krise, das wachsende Interesse der Anleger und die Einführung neuer Vorschriften – vor allem in der EU – nimmt die Branche für strukturierte Produkte die Herausforderungen des ESG-Engagements (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) und der Kompatibilität ernster. Laut Buck benötigen strukturierte Produkte zunehmend einen Stempel, der ihre ESG-Kompatibilität bescheinigt, wenn sie für Investitionen attraktiv sein sollen. Nichtsdestotrotz wartet die Branche auf die Veröffentlichung der EU-Taxonomie, einer Reihe von Richtlinien, die Anlegern helfen sollen, festzustellen, ob eine Wirtschaftstätigkeit ökologisch nachhaltig ist. Die Taxonomie soll mehr Klarheit in Bezug auf ESG schaffen – eine willkommene Erleichterung angesichts der vielen Datenanbieter und Rating-Agenturen, die ihre eigenen – oft widersprüchlichen – Bewertungen zu ESG abgeben. «Eine der Herausforderungen, denen sich die Branche stellen muss, ist das Risiko des Greenwashings, und die Hoffnung ist, dass die Taxonomie mit ihren klaren Regeln und Leitlinien dazu beitragen wird, dieses Risiko zu mindern», sagt Buck. Sobald die Details der Taxonomie veröffentlicht sind, wird die Schweizer Börse ihren Kunden über ihr Referenzdatentool CONNEXOR präzise ESG-Daten zur Verfügung stellen, die auf den Standards der Taxonomie basieren, so Buck weiter.

Das nächste Forum wird am 6. und 7. September 2022 wieder in Luzern stattfinden.