Unternehmenswachstum mit Eigenkapitel: 5 Quellen für die frühe Phase – und 1 Quelle für die Zukunft

Unternehmenswachstum mit Eigenkapitel: 5 Quellen für die frühe Phase – und 1 Quelle für die Zukunft

Die gute Geschäftsidee allein reicht nicht, Start-ups benötigen auch Kapital, um nach der Gründung wachsen zu können. Lesen Sie, welche Möglichkeiten es neben der weitverbreiteten Fremdfinanzierung über die Banken sonst noch gibt.

Die ersten Schritte eines Start-ups kosten häufig erst mal Zeit statt Geld. Ausserdem versuchen viele Gründerinnen und Gründer, möglichst lange mit eigenen Mitteln auszukommen, um unabhängig zu bleiben. Früher oder später brauchen Start-ups aber Kapital, um weiter wachsen zu können.

Fremdfinanzierung zur Sicherung der Unabhängigkeit

Irgendwann ist das Interesse am neuen Produkt oder der neuen Dienstleistung im Markt geweckt. Das Auftragsbuch füllt sich, aber es mangelt zum Beispiel an Kapazitäten, um die geweckte Nachfrage zu befriedigen. Der Ausbau der Produktion und die Rekrutierung des benötigten Personals müssen finanziert werden. Der Wunsch nach Unabhängigkeit ist weiterhin hoch, sodass Gründerinnen und Gründer meistens der Fremdfinanzierung den Vorzug gegenüber der Eigenkapitalfinanzierung geben.

Das passt zur Situation der KMU in der Schweiz. Gemäss dem White Paper «Die Zukunft der KMU-Finanzierung» des Schweizerischen Instituts für KMU und Unternehmertum der Universität St. Gallen und von SIX ist die «Fremdfinanzierung über Banken die am weitesten verbreitete Methode und allgemein die wichtigste Form der externen Kapitalbeschaffung für KMU. 38 % aller KMU nehmen diese in Anspruch.

Dennoch drängen auch immer mehr die Möglichkeiten der Eigenkapitalfinanzierung ins Rampenlicht, wenn es für ein Unternehmen kapitalintensiv wird. 

Was ist Eigenkapitalfinanzierung?

Wenn Eigentümerinnen oder Eigentümer Anteile ihrer Unternehmen an Investierende verkaufen, um Kapital zu erhalten, spricht man von Eigenkapitalfinanzierung oder Beteiligungsfinanzierung. Das erhaltene Kapital muss – im Gegensatz zu einem Kredit bei der Fremdfinanzierung – nicht zurückgezahlt werden, auch wenn das Unternehmen scheitert. Die Gegenleistung für die Investierenden besteht in der prozentualen Beteiligung am Unternehmen und allenfalls einem Mitbestimmungsrecht.

Neudeutsch heisst das Eigenkapital Equity. Je nachdem, ob sich die Unternehmen das Kapital nicht öffentlich oder über einen Börsengang (öffentlich) beschaffen, spricht man von Private oder Public Equity.

Gerade Private Equity wird in der Schweizer Start-up-Szene immer beliebter. Gemäss dem Swiss Venture Capital Report floss hierzulande im ersten Halbjahr 2022 die Summe von 2,6 Milliarden Schweizer Franken an Risikokapital in die Kassen von Schweizer Start-ups – 50 % mehr als im Vorjahreszeitraum.

Wir zeigen fünf klassische Wege, wie Gründerinnen und Gründer sich in einer frühen Phase über privat organisierte Kanäle finanzieren können – und danach mit Sparks an SIX Swiss Exchange einen oft übersehenen Weg für die weitere Zukunft über Public Equity:

1. Friends, Family and Fools: Unterstützung von den eigenen Leuten

Vor allem bei der Gründung (Seed-Phase) und in den ersten ein bis drei Jahren (Series-A- Finanzierungsrunde») zehren viele Jungunternehmen häufig von den eigenen Mitteln, sei es vom Gesparten, dem vorbezogenen Pensionskassenvermögen oder vielleicht von einem Erbvorbezug. Auch die Familie, der Freundeskreis und Bekannte – oder eben Friends, Family and Fools – werden hier häufig als Geldgeberinnen und -geber mit ins Boot geholt.

Ob ihnen dafür ein Anteil am Unternehmen oder ein Mitspracherecht gewährt wird, ist individuell verhandelbar und obliegt der Entscheidung der Gründerinnen und Gründer. Wichtig ist, alle Modalitäten vertraglich festzulegen – gerade weil es sich um Menschen handelt, zu denen eine persönliche Beziehung besteht. 

2. Business Angels: Kapital, Know-how und Schützenhilfe

Sobald der Businessplan steht und die Marktchancen erkennbar sind, treten auch Business Angels als potenzielle Eigenkapitalquelle auf den Plan. Diese professionellen Investorinnen und Investoren sind häufig vermögende Geschäftsleute, die den Gründerinnen und Gründern oft nicht nur mit Kapital, sondern auch mit gutem Rat und einem tragfähigen Netzwerk zur Seite stehen.

Als Gegenleistung erhalten Business Angels normalerweise eine Beteiligung am jungen Unternehmen. Wer einen Business Angel sucht, tut das am besten in der lokalen und der nationalen Start-up-Szene und knüpft den neuen Kontakt idealerweise über das bestehende Netzwerk. 

3. Risikokapitalgeber: Geld gegen Mitbestimmung und Beteiligung

Neben den Business Angels gibt es auch institutionelle Risikokapitalfirmen wie Hedge Funds, Investmentmanager oder Private-Equity-Unternehmen, die sich an der Finanzierung von Start-ups beteiligen. Als Gegenleistung erhalten diese Investoren normalerweise eine Beteiligung. Dabei wird zwischen Venture Capitalists, Growth Investors und Buyout Managers unterschieden:

Venture Capitalists steigen bereits früh, oft schon in der Gründungsphase, in ein Unternehmen ein, während Growth Investors erst auf den Plan treten, wenn sich das Unternehmen bereits etabliert hat und weiter wachsen will und kann.

Nicht selten wollen Growth Investors in der Leitung des Unternehmens mitbestimmen, um sicherzustellen, dass das Unternehmen erfolgreich und gewinnbringend agiert. Sie stellen dabei aber auch ihr Know-how zur Verfügung und ein häufig sehr nützliches Netzwerk.

Buyout Managers fokussieren sich auf Unternehmen, die bereits einen gewissen Reifegrad erreicht haben und suchen nach Möglichkeiten, diese mit anderen Unternehmen zu fusionieren oder zu verkaufen. Dazu streben sie zunächst die Mehrheit in der Unternehmensleitung an und versuchen oftmals durch Zukäufe oder Effizienzsteigerungen, den Unternehmenswert zu erhöhen. 

4. Crowdfunding: die Macht der Masse

Beim Crowdfunding (Schwarmfinanzierung) können Start-ups ihre Geschäftsidee über spezielle Internet-Plattformen einer breiten Community vorstellen und um deren Finanzierung bitten. Im Gegenzug erhalten die Investorinnen und Investoren vielleicht eine Beteiligung am Unternehmen, am späteren Gewinn oder eine Zuteilung des noch in der Entwicklung befindlichen Produkts, wie zum Beispiel die Nutzung einer neuen Applikation.

Interessant an dieser Form der Finanzierung sind die relativ geringen Kosten für den Kapitalsuchenden und die Möglichkeit für die Kapitalgebenden, schon mit Kleinstbeträgen ein grosses Gesamtprojekt zu unterstützen. Sehr häufig werden kulturelle oder karitative Projekte mithilfe der Crowd realisiert.

Insgesamt ist Crowdfunding in den letzten Jahren auch in der Schweiz immer beliebter geworden, fällt in der Summe aber weniger ins Gewicht als andere Formen der Eigenkapitalfinanzierung. Im Jahr 2021 wurden gemäss dem Crowdfunding-Monitor der Hochschule Luzern insgesamt 792 Millionen Schweizer Franken in Crowdfunding-Projekte investiert, 31 % mehr als im Vorjahr. Davon flossen jedoch lediglich 147 Millionen Schweizer Franken in die Finanzierung von Start-ups. Der Löwenanteil der vom Schwarm investierten Gelder floss in die Finanzierung von Immobilien. 

5. Incubators und Accelerators: Starthilfe, Infrastruktur und wichtige Kontakte

Es gibt in der Schweiz zahlreiche Förderprogramme, die Jungunternehmen auf die Beine helfen und ihnen als Incubators in der ersten Wachstumsphase zusätzlichen Schwung geben. Incubators – also sozusagen Brutkästen – unterstützen die Gründerinnen und Gründer vor allem in der ersten Phase bei der Ausarbeitung des Geschäftsmodells. Bei den meisten dieser Programme stehen die Incubators den Start-ups nicht nur mit Rat und Tat zur Seite, sondern stellen ihnen auch die benötigte Infrastruktur zur Verfügung und verschaffen ihnen Zugang zu einem breiten Netzwerk.

Kapital fliesst im Rahmen eines Incubator-Programms jedoch eher selten. Die Incubators sind meist nach Branchen organisiert und werden von spezialisierten Investmentfirmen oder von öffentlichen oder privaten Initiativen sowie von Hochschulen getragen. Angesichts des technologischen Wettbewerbs bauen zudem auch immer mehr Unternehmen eigene Incubators auf, um so neue Dienstleistungen, Features oder Produkte für ihre Kundschaft zu entwickeln, die sie dann später aufkaufen und integrieren können.

Auch Accelerators unterstützen Jungunternehmen mit Rat und Tat, allerdings erst dann, wenn der Businessplan steht und der Weg, den die darin dargelegte Geschäftsidee nehmen soll, klar definiert ist. Bei Accelerator-Angeboten handelt es sich meist um zeitlich begrenzte Intensiv-Workshops, in denen die Ideen eines Start-ups «beschleunigt» zur Marktreife gebracht werden sollen. Dabei wird häufig auch eine finanzielle Unterstützung gewährt. Allerdings verlangen viele Accelerators im Gegenzug auch eine Beteiligung am Start-up.

Bei den Incubator- und Accelerator-Angeboten besteht ein grosser Andrang und der Bewerbungsprozess ist intensiv und aufwendig. Jedoch kann sich das Netzwerk, das die Gründerinnen und Gründer im Umfeld eines solchen Programms knüpfen können, auch für spätere Finanzierungsrunden und das weitere Wachstum bezahlt machen.

SIX ist Gründerin und wichtigste Minderheitsaktionärin des F10 FinTech Incubator & Accelerator und unterhält mit SIX FinTech Ventures ihren eigenen Fonds für Corporate Venture Capital.

Next Stop Börse. Früher, als Sie denken

Wenn die eigenen Mittel einmal aufgebraucht sind, müssen sich Start-ups wie auch KMUs neues Kapital beschaffen. Neben der klassischen Fremdfinanzierung über Banken steht für Start-ups und andere junge, schnell wachsende Unternehmen immer häufiger Kapital von Venture Capital Funds zur Verfügung. Private Equity holt in der frühen Wachstumsphase gegenüber der Finanzierung durch Kredite also auf.

Für Public Equity, also einen Börsengang, ist es in dieser Phase noch zu früh. Für etablierte KMUs, dich sich in einer späteren Wachstumsphase befinden, kann ein solcher aber bereits sinnvoll sein. Dieser Weg zu Kapital wird aber noch selten genutzt.

Die Gründe sind gemäss der bereits erwähnten Studie «Die Zukunft der KMU-Finanzierung» vielfältig. Es herrsche die Meinung vor, ein Börsengang sei ressourcenaufwendig und kleine Unternehmen könnten die Offenlegungsanforderungen nicht erfüllen. Häufig fehle auch schlicht das Wissen darüber, dass dieser Weg überhaupt offensteht.

Das eigene Unternehmen an die Börse zu bringen, ist längst nicht mehr nur den Grossen vorbehalten. SIX Swiss Exchange hat, ähnlich zu BME Growth in Spanien, mit Sparks einen regulierten Handelsplatz speziell für KMUs geschaffen.

Wer sein Unternehmen dort listen will und die Aktien (mindestens 15 %) in den öffentlichen Handel geben möchte, muss weniger hohe Hürden überwinden, als im Hauptsegment der der Schweizer Börse. So liegen beispielsweise die Gebühren für das Listing um 50 % tiefer und die notwendige Marktkapitalisierung liegt unter 500 Millionen Schweizer Franken.

Transparenz und Anlegerschutz sind auch bei Sparks gewährleistet. Denn alle an der Schweizer Börse kotierten Unternehmen unterliegen den gleichen Reporting-Anforderungen und unterstehen der gleichen regulatorischen Aufsicht. Die Aktien von neu kotierten, sich im Wachstum befindenden KMUs verfügen in der Regel über eine geringere Liquidität. Dem trägt Sparks mit einem verkürzten Handelsfenster Rechnung.

Ein Börsengang versorgt ein Unternehmen im Wachstum nicht nur effizient mit Kapital, er führt auch zu einer hohen Visibilität und einer breiten Diversifikation des Aktionariats.