IPO – Die Geburt eines kotierten Unternehmens

IPO – Die Geburt eines kotierten Unternehmens

SoftwareONE aus der Innerschweiz ging 2019 an die Schweizer Börse. CFO Hans Grüter erzählt von aufregenden und emotionalen Zeiten.

Am 25. Oktober 2019 war es soweit: Um 9:01:29 Uhr zogen die vier Buchstaben SWON erstmals über das grosse Display der Schweizer Börse. Das Börsensymbol gehört zu SoftwareONE, einem global führenden Anbieter von End-to- End-Software- und Cloud-Lösungen aus der Innerschweiz, tätig in 90 Ländern. Software- ONE eröffnete mit einem Kurs von CHF 18.00 pro Aktie und war damit beim IPO CHF 2,85 Milliarden wert. Wie erlebte der CFO von SoftwareONE (Bild oben, 2. v. l.) das Initial Public Offering, den Börsengang? «Die Emotionen sind vergleichbar mit der Hochzeit oder der Geburt eines Kindes», sagt Hans Grüter, zweifacher Vater: «Für mich ist SoftwareONE unser Baby, das nun erwachsen geworden ist.»

SoftwareONE war 2019 einer von sieben Neuzugängen an der Schweizer Börse. Damit hat die Betreiberin SIX den positiven Trend der letzten Jahre fortgesetzt. «SoftwareONE zeigt, dass wir auch für die IT-Branche eine attraktive Börse sind», sagt Jos Dijsselhof, CEO von SIX. «Diese Branche ist fundamental für Innovation und wirtschaftliche Entwicklung.» Hans Grüter bestätigt, «dass SIX einen attraktiven Handelsplatz für Unternehmen aus dem Tech-Umfeld bietet». Der CFO fügt an: «Hier gibt es eine gute Anlegerbasis und -nachfrage.»

Vorteil Schweiz
Hans Grüter war immer klar, dass sich SoftwareONE in der Schweiz kotieren lassen würde: «Wir sind ein Schweizer Unternehmen mit Hauptsitz in Stans, unsere Gründer und viele Mitglieder unseres Leitungsteams sind  Schweizer und den hiesigen Werten eng verbunden. Swissness ist Teil unserer DNA.»
 

Aufmerksamkeit bringt neue Kundenkontakte.

Hans Grüter, CFO SoftwareONE


Es sprechen viele Gründe für ein Goingpublic an der Schweizer Börse, erläutert Valeria Ceccarelli, Head Primary Markets bei SIX:  «Zunächst einmal bietet die Schweizer Börse Zugang zu beträchtlichen Kapitalpools.» Insgesamt werden in der Schweiz Vermögen von über CHF 6 Billionen verwaltet und mit einem Marktanteil von rund einem Viertel an der globalen grenzüberschreitenden Vermögensverwaltung ist die Schweiz weltweit führend.

Gemessen an der Free-Float-Marktkapitalisierung der kotierten Unternehmen ist die Schweizer Börse eine der grössten Börsen Europas. Als weiteren Punkt nennt Valeria Ceccarelli, die rund 40 Börsengänge begleitet hat, darum auch die hohe Visibilität und die Schärfung des Unternehmensprofils: Eine Kotierung an der Schweizer Börse sei eine Auszeichnung in Sachen Transparenz. Dazu bringe die Konzentration von Finanzanalysten eine grosse Aufmerksamkeit von Anlegern und Medien mit sich. SoftwareONE ist ein gutes Beispiel dafür. «Ein Ziel unseres IPO war, den Bekanntheitsgrad, die Sichtbarkeit und unser globales Profil weiter zu stärken», erklärt Hans Grüter. Eine hohe Visibilität sei ein grosser Vorteil, denn «Aufmerksamkeit bringt neue Kundenkontakte».


Der Countdown zum Tag X

Die regulatorischen Anforderungen von SIX Exchange Regulation entsprechen den strengsten internationalen Standards. Trotzdem sei die Schweizer Börse marktorientiert, so Valeria Ceccarelli. Das Kotierungsverfahren ist schnell und unkompliziert. Es kann innerhalb von vier Wochen durchgeführt werden. «Der Zugang zum Regulator war definitiv wichtig für uns», versichert Hans Grüter: SIX unterstützt die Unternehmen während des ganzen Verfahrens mit umfassenden Dienstleistungen. «Wir fühlten uns sehr willkommen», sagt Hans Grüter, «der Austausch war einfach, gut und vertrauensvoll.»

SoftwareONE bereitete sich jahrelang auf den Tag X vor. Als Beispiele nennt Hans Grüter die Verbreiterung von Aktionariat und Verwaltungsrat sowie die Stärkung der Bilanz – immer abgestimmt auf die Eigenheiten des Unternehmens. Denn «etwas vom Wichtigsten ist, dass das Unternehmen seiner DNA treu bleibt. Der Börsengang soll die spezifische Erfolgsgeschichte weiterschreiben.» Etwa sechs Monate vor dem IPO begann ein «sehr intensiver Sommer», wie Hans Grüter sagt. Er habe diese Zeit als aufwendig, aber auch als sehr aufregend erlebt. Das Team sei stärker zusammengewachsen und habe – durch die Fragen der Anleger – nochmals viel über sich gelernt.

Durch den Börsengang konnten bisherige Anleger Teile ihrer Anlagen verkaufen und die 5300 Mitarbeitenden können sich nun einfacher beteiligen. Letzteres sei wichtig für die Unternehmenskultur und den Zusammenhalt, so Hans Grüter: «Die gemeinsamen Interessen verstärken sich.»

Seit die Aktien von SoftwareONE öffentlich gehandelt werden, gelten strikte Regeln für die Berichterstattung, zudem muss das Unternehmen mehr mit den Anlegern kommunizieren. Der CFO hat also mehr zu tun. Eine Last? «Nein.» Spannend und lehrreich sei der Austausch, «gute Anleger fordern einen, sie helfen, den Fokus zu schärfen und Verbesserungspotenziale zu erkennen.»

Hans Grüter, der seit 2014 im Unternehmen ist, hat den Börsenkurs in der ersten Phase nach dem IPO «stets im Blick gehabt». Danach nahm die Volatilität ab, der CFO konnte zum Tagesgeschäft übergehen.