Nachhaltige Anlagestrategien und eine neue Art der Verantwortung für Vermögensverwaltungen

Nachhaltige Anlagestrategien und eine neue Art der Verantwortung für Vermögensverwaltungen

Nachhaltig anzulegen ist das Gebot der Stunde. Lesen Sie, welches die wichtigsten nachhaltigen Anlagestrategien sind und wie wichtig Transparenz wird für Vermögensverwaltungen.

Die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten oder ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) gehört heute bei vielen Vermögensverwaltungen zum Standard. Zum einen, weil die Investierenden, institutionelle Vermögensinhaber wie auch Privatpersonen mit Anlagevermögen dies zunehmend fordern. Zum anderen, weil neue und sich laufend entwickelnde regulatorische Anforderungen das verlangen. Aber welche nachhaltigen Anlagestrategien können Vermögensverwaltungen anwenden?

Welche nachhaltigen Anlagestrategien gibt es?

Das Spektrum der nachhaltigen Anlagestrategien reicht von der Anwendung einfacher Ausschluss- oder Einschlusskriterien (z. B. aufgrund wirtschaftlicher Aktivitäten von Unternehmen) über das Impact Investing (neben einer marktüblichen Rendite soll auch eine positive Wirkung auf Umwelt oder Gesellschaft erzielt werden) bis hin zur sogenannten ESG-Integration (ESG-Risiken und -Opportunitäten werden neben traditionellen Risiko- und Renditeerwartungen berücksichtigt).

4 Klassische ESG-Anlagestrategien

Die unten stehende Auflistung ist nicht abschliessend, gibt aber einen groben Überblick über das Spektrum nachhaltiger Anlagestrategien, die Vermögensverwaltungen zur Verfügung stehen:

1. Negativ-Screening

Das Negativ-Screening vermeidet Investitionen in Unternehmen, die negative Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Umwelt haben oder eine schlechte Corporate Governance aufweisen.

Vermögensberatungen berücksichtigen Ausschlusskriterien, die die Vermögensinhaberinnen und -inhaber festgelegt haben. Diese Kriterien können auf spezifischen ESG-Themen wie Klimawandel, Menschenrechtsverletzungen oder Korruption beruhen oder auf allgemeinen ESG-Faktoren wie dem ESG-Rating eines Unternehmens oder seiner Beteiligung an kontroversen Branchen wie Tabak oder Schusswaffen basieren. Unternehmen, die die Kriterien erfüllen, werden aus dem Anlageportfolio ausgeschlossen.

Das Negativ-Screening bringt die Werte der Vermögensinhaberinnen und -inhaber in Einklang mit ihren Investitionen, kann aber auch als Risikomanagement-Tool genutzt werden.

2. Positiv-Screening

Das Positiv-Screening ermöglicht das Investieren in Unternehmen, die einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft und die Umwelt haben und eine solide Unternehmensführung an den Tag legen.

Aufgrund der vorher von den Vermögensinhaberinnen und -inhabern festgelegten Einschlusskriterien wählt die Vermögensverwaltung die Investitionsziele aus. Diese Kriterien können auf spezifischen ESG-Themen wie erneuerbare Energien, soziale Gerechtigkeit oder Vielfalt in der Unternehmensführung beruhen oder auf allgemeinen ESG-Faktoren wie dem ESG-Rating eines Unternehmens oder seinem Engagement für Nachhaltigkeit basieren. Unternehmen, die die Kriterien erfüllen, werden in das Anlageportfolio aufgenommen.

Das Positiv-Screening bringt die Werte der Vermögensinhaberinnen und -inhaber in Einklang mit ihren Investitionen. Es kann aber auch dazu verwendet werden, Unternehmen zu identifizieren, die aufgrund ihrer nachhaltigen Ausrichtung langfristig eine bessere finanzielle Performance aufweisen könnten.

3. Impact Investing

Im Gegensatz zu bereits genannten Strategien, die sich auf die Identifizierung und Vermeidung von Unternehmen mit negativen ESG-Risiken konzentrieren, zielt Impact Investing darauf ab, in Unternehmen und Projekte zu investieren, die einen messbaren positiven Einfluss auf die Gesellschaft und die Umwelt haben. Das kann zum Beispiel die Reduzierung von CO2-Emmissionen, die Förderung der Gleichstellung der Geschlechter oder die Verbesserung des Zugangs zu sauberem Wasser sein.

Als Ziel ihrer Investitionen stehen den Vermögensinhaberinnen und -inhabern eine Reihe von Anlageinstrumenten zur Verfügung wie zum Beispiel Investment Fonds, ETFs oder Direktinvestitionen.

4. ESG-Integration

Als nachhaltige Anlagestrategie ist ESG-Integration insbesondere bei Vermögensinhaberinnen und -inhabern beliebt, die davon ausgehen, dass nachhaltige Unternehmen mit grösserer Wahrscheinlichkeit langfristig erfolgreich sein und höhere Renditen erzielen werden. Damit unterscheidet sich diese Strategie klar vom Impact Investing.

Anstatt spezifische Anforderungen zu definieren, wie beim Negativ- und Positiv-Screening, sind die ESG-Überlegungen integraler Bestandteil des traditionellen Analyse- und Anlageprozesses. ESG-Kriterien werden als zusätzlicher Renditefaktor angesehen. Entsprechend basiert die Investitionsentscheidung auf einer quantitativen und qualitativen Bewertung von ESG-Daten. 

Vermögensverwaltung muss transparent sein

Die Investitionsentscheide der Vermögensverwaltung müssen die Werthaltung, das Risikoprofil und die Ziele der Vermögensinhaberin oder des Vermögensinhabers bezüglich Nachhaltigkeit widerspiegeln.

Je nach gewählter Anlagestrategie unterscheiden sich auch die notwendigen Analysen, die Art der Berichterstattung und die damit zusammenhängenden Datenbedürfnisse. Gerade mit Hinblick auf die Berichterstattung ist es wichtig, dass die Vermögensverwaltung die gewählte Anlagestrategie transparent macht gegenüber der Inhaberin, dem Inhaber des Vermögens.

Transparenz ist das A und O. Insbesondere bei komplexen nachhaltigen Anlagestrategien muss die Vermögensverwaltung detaillierte Informationen qualitativer und quantitativer Natur zur Verfügung stellen und erklären. Dies hilft ihr auch, Anschuldigungen wegen Greenwashing zu entkräften.

Was ist die Rolle der Vermögensinhaberinnen und -inhaber?

Eine verantwortungsbewusste Vermögensverwaltung muss transparent rapportieren, damit sich die Kundschaft ein klares Bild nicht nur der ESG-Ziele und der nachhaltigen Anlagestrategie, sondern insbesondere auch der tatsächlich reduzierten Nachhaltigkeitsrisiken und allenfalls der erreichten positiven Wirkung machen kann.

Eine verantwortungsbewusste Vermögensinhaberin, ein verantwortungsbewusster Vermögensinhaber kann viel dazu beitragen. Sie oder er kann die Umsetzung einer nachhaltigen Anlagestrategie bestärken mit dem Wunsch nach detaillierten Informationen und entsprechenden Kennzahlen sowie mit gezielten Fragen zur Nachhaltigkeit eines Portfolios oder Anlageprodukts.