Vertrauen, Transparenz, Komplexität: So sieht die Buy-Side digitale Vermögenswerte und das Investieren in ESG

Vertrauen, Transparenz, Komplexität: So sieht die Buy-Side digitale Vermögenswerte und das Investieren in ESG

Auf ihrem Weg zu einer allgemeinen, breiten institutionellen Akzeptanz haben digitale Vermögenswerte einen entscheidenden Punkt erreicht. ESG-Aspekte werden weltweit in einem noch nie dagewesenen Tempo und Ausmass in Anlagestrategien integriert. Erfahren Sie, wie Investmentunternehmen das jeweilige Wachstumspotenzial dieser beiden Bereiche bewerten.

Digitale Vermögenswerte und das Investieren in ESG sind Themen, die im aktuellen Anlagediskurs praktisch unvermeidlich sind und in führenden Finanzpublikationen auf der ganzen Welt häufig Schlagzeilen machen. Der Report Cornerstones for Growth von SIX zielt darauf ab, die aktuelle Einstellung der Buy-Side zu diesen beiden sehr unterschiedlichen, aber ähnlich bedeutsamen Marktsegmenten zu erforschen und zu untersuchen, wie sie die Anlageentscheidungen beeinflussen werden. Das sind drei der wichtigsten Ergebnisse:

1. Vertrauen: Der Bedarf an institutionellen börsengehandelten Angeboten für digitale Vermögenswerte

Von denjenigen, die digitale Token halten (Utility Tokens und Asset-Backed Tokens), handelt weniger als jeder Zehnte derzeit mehr als 80 % seiner Bestände auf regulierten Marktplätzen. Insgesamt schätzen die Befragten, dass nur 54 % ihrer digitalen Token auf regulierten Marktplätzen gehandelt werden.

Mit anderen Worten: Fast die Hälfte des Volumens an digitalen Token der befragten Unternehmen wird «im Dunkeln» gehandelt. Der Mangel an regulierten Handelsplätzen, die digitale Token anbieten, könnte den Fortschritt hin zu einer grösseren institutionellen Akzeptanz digitaler Vermögenswerte verlangsamen.

Wenn die Verfügbarkeit auf institutionellen Plattformen und Marktplätzen das Haupthindernis ist, dann sind technologische Fortschritte, regulatorische Aufsicht und ein solides Risikomanagement die wichtigsten Beschleuniger für die Akzeptanz. Dazu gehört auch die Standardisierung von Smart Contracts, die eine wichtige Rolle spielt. (siehe Grafik unten).

Was ist Ihrer Meinung nach der wichtigste Treiber für eine stärkere institutionelle Nutzung digitaler Vermögenswerte?

Das Vertrauen in die Art und Weise, wie digitale Vermögenswerte (einschliesslich Kryptowährungen) gehandelt werden, wurde durchgängig als wichtiger Faktor für eine stärkere Akzeptanz genannt – über 60 % der Befragten äusserten den Wunsch nach einem sichereren Handelsumfeld. Das wurde durch die Überzeugung unterstützt, dass eine regulierte Börse ein solches Umfeld bieten würde. Ein Viertel der Befragten (25 %) gab an, dass ein geringeres Gegenparteirisiko der Hauptgrund für ihre Pläne zur Einführung sei, während ein Fünftel (20 %) eine grössere Verfügbarkeit institutioneller börsengehandelter Angebote erwähnte. Weitere 15 % sagten, dass regulierte Börsenplätze dazu beitragen würden, ihre Pläne voranzutreiben.

2. Transparenz: Erfahrene Marktinfrastrukturanbieter sollen vertrauenswürdige Blockchain-Dienste anbieten

Als Buy-Side-Unternehmen gefragt wurden, was sie von einer regulierten Plattform für digitale Vermögenswerte erwarteten, war erhöhte Transparenz die häufigste Antwort. In der Tat nannten 42 % der Befragten Transparenz als die wichtigste Rolle, die eine solche Plattform spielen sollte (siehe Grafik unten). Ein Drittel (32 %) vertrat die Ansicht, dass eine regulierte Börse am besten zur Steigerung des Wachstumspotenzials des Marktes beitragen kann. Aufgrund ihrer einzigartigen Position sind regulierte Börsen für digitale Vermögenswerte in der Lage, Transparenz, Sicherheit und Liquidität zu bieten und letztlich das Vertrauen in die Branche zu stärken. Ein Fünftel der Befragten (21 %), die den Wunsch nach mehr Vertrauen zum Ausdruck brachten, nannten die Minderung des Gegenparteirisikos als wichtigste Aufgabe.

Was sollte die wichtigste Rolle einer regulierten Börse im Bereich der digitalen Vermögenswerte sein?

Dies ist ein weiteres Indiz dafür, dass es nicht unbedingt die digitalen Vermögenswerte selbst oder die Blockchain-Technologie sind, die Buy-Side-Unternehmen davon abhalten, ihre derzeitigen Investitionen zu erhöhen. Stattdessen liegt der Fokus auf dem Potenzial, die institutionelle Governance und das Management der Infrastruktur zu verbessern, die es dafür braucht. Erfahrene Börsen- und Marktinfrastrukturbetreiber haben die Chance, den Handel, die Abwicklung und die Verwahrung dieser interessanten Vermögenswerte sowohl zugänglicher als auch sicherer zu machen – indem sie die Blockchain-Technologie auf geeignete Art und Weise anwenden.

Eine Mehrheit (55 %) der Befragten gab an, dass sie eher bereit wären, mit digitalen Vermögenswerten zu handeln, wenn diese von einer anerkannten, traditionellen Verwahrstelle gehalten würden.

3. Komplexität: Operative und analytische Prozesse erfordern ein ganzheitliches ESG-Verständnis

Im Vergleich zu digitalen Vermögenswerten ist das Investieren in ESG in seiner Entwicklungskurve viel weiter fortgeschritten, was die in der Studie ermittelte Akzeptanz deutlich zeigt. Die Herausforderungen für Buy-Side-Unternehmen sind vielfältiger und umfassen mehrere unterschiedliche, gleichermassen komplexe Themen.

Hinsichtlich der Herausforderungen, die bei der Umsetzung einer effektiven ESG-Anlagestrategie zu bewältigen sind, stimmten die Vermögensverwalter darin überein, dass die folgenden Punkte von nahezu gleicher Bedeutung sind (siehe Grafik unten): die Verfügbarkeit und Qualität von ESG- Daten, komplexe Berichtsanforderungen und Auswirkungen auf Portfolio- und Vermögensebene, die genaue Analyse der ESG-Eigenschaften eines Vermögenswerts, Risiko-/Ertragsüberlegungen auf Portfolio- und Vermögensebene sowie die Verfügbarkeit von Fachkräften und -wissen zur Unterstützung bei der Entscheidungsfindung.

Was ist Ihrer Meinung nach die grösste Herausforderung bei der Umsetzung einer wirksamen ESG-Anlagestrategie?

Die Resultate zeigen eine breite Palette von Herausforderungen, die verhindern könnten, dass ESG-Investitionen die erklärten Wachstumsziele der Buy-Side erreichen. Es ist jedoch auch ein Hinweis darauf, wie weit das Anlageprinzip bereits fortgeschritten ist: Die Befragten verstehen das Thema und erkennen die verschiedenen Hindernisse für eine vollständige und konsequente Integration in ihr Portfolio.

Infolgedessen stellen die Unternehmen höhere Anforderungen an ihre Technologie- und Datenlieferanten. Mit dem steigenden Volumen werden die Anforderungen and die operativen und analytischen Prozesse unweigerlich zunehmen, was zu einem höheren Bedarf an Automatisierung, Qualität und Fachwissen führt.