Daten sind der Treibstoff der Finanzmärkte

Daten sind der Treibstoff der Finanzmärkte

Marion Leslie leitet seit Anfang 2020 die Geschäftseinheit Financial Information bei SIX. Im Interview spricht sie darüber, wie sich das Geschäft mit Finanzinformationen während ihrer Karriere verändert hat, was die Zukunft bringt und welche Chancen sich daraus für SIX ergeben.

Podcast mit Marion Leslie jetzt verfügbar

In der zweiten Folge von «Financial Markets» spricht Marion Leslie, Head of Financial Information bei SIX, über Datentransformation, den Einsatz von Technologie zur Bereitstellung von Daten, die in Finanzinformationen und -einblicke umgewandelt werden, wichtige Trends im Datengeschäft im Laufe der Jahre und die Verwendung alternativer Daten. Der Podcast «Financial Markets» ist eine Zusammenarbeit zwischen «Voice of FinTech» und SIX.

Sie verfügen über langjährige Erfahrung im Geschäft mit Finanzinformationen. Was hat sich über die Jahre am meisten verändert?

Ich machte meine ersten Schritte im Finanzmarkt-Datengeschäft als Datenanalystin bei Refinitiv. In dieser Funktion sammelte ich Daten über den Anleihenmarkt in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland. Unter der Arbeit mit Daten konnte sich damals kaum jemand etwas vorstellen – schon gar nicht eine attraktive Karrieremöglichkeit. Auch ich hätte nie gedacht, dass ich so die Grundlage für eine internationale Karriere legen würde. Heute sind Datenkenntnisse in allen Branchen sehr gefragt, zumal Unternehmen bestrebt sind, mit ihren Datenbeständen ihre Leistung zu verbessern.

Für die Finanzmärkte sind Daten speziell wichtig. Sie sind deren Treibstoff. Ohne sie gäbe es keinen Handel, keine Anlagen, kein Risikomanagement und keine Compliance. Wo Daten und Technologie aufeinandertreffen, wird die Sache erst richtig interessant. Data Science, die Entdeckung und Nutzung neuer Datensätze, Digitalisierung, künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen werden unsere Branche verändern.

Welche Rolle spielt SIX in diesem Ökosystem?

Es ist nicht sinnvoll, dass jedes einzelne Finanzinstitut die gleichen Daten mehrfach abfragt. Während wir akkurat verbundene Daten und wertvolle Erkenntnisse liefern, können sich unsere Kunden auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Als einer der international führenden Anbieter von Finanzdaten sind wir ein wichtiges Glied in der globalen Finanz-Wertschöpfungskette.

Unsere Kunden stehen unter Kostendruck. Gleichzeitig müssen sie innovativ sein, ihr Geschäft digitalisieren und neue Anforderungen ihrer Kunden erfüllen. Wir müssen reibungslose Datendienstleistungen bereitstellen, die ihnen das ermöglichen, und wir sind dafür hervorragend aufgestellt. SIX hilft Finanzinstituten, ihre Kunden besser zu bedienen, Risiken abzuschätzen und Erträge zu steigern.

Wie wichtig sind dabei alternative Daten?

Das zunehmende Bedürfnis von Anlegern nach ethischen Investitionen, die Fortschritte bei Data Science sowie die Innovationen zeigen unmissverständlich, dass alternative Daten und insbesondere ESG-Daten weiter an Bedeutung gewinnen werden. Es ist jedoch wichtig, dass diese Daten mit den zentralen Referenzdaten verbunden werden. Andernfalls sind sie bedeutungslos und sorgen dafür, dass Data Scientists mit dem Säubern von Daten beschäftigt sind statt mit dem Analysieren.

 

SIX hilft Finanzinstituten, ihre Kunden besser zu bedienen, Risiken abzuschätzen und Erträge zu steigern.


Die Kosten für die Verwaltung von Daten sind vier- bis achtmal so hoch wie die Kosten für deren Beschaffung. Es ist also kein Wunder, dass Unternehmen ständig nach Möglichkeiten suchen, um ihre Datenbestände besser zu nutzen. Indem wir Daten zur Verfügung stellen, die für das Geschäft unserer Kunden relevant sind, verhindern wir, dass aus Data Scientists Datenputzpersonal wird.

Welche Ziele setzen Sie sich in ihrem ersten Jahr bei SIX?

Ich habe drei Ziele: die Kundenzufriedenheit verbessern, unsere Leistung steigern und eine Wachstumsstrategie entwickeln, die auf unserer soliden Basis beruht. Wir werden auf die grossartigen Partnerschaften mit unseren Kunden, auf unsere umfassenden Datensätze und unser erstklassiges Fachwissen aufbauen. Der Schlüssel, damit wir unseren Kunden noch bessere Dienstleistungen und Unterstützung bieten können, ist der SIX Spirit – unsere Kultur und unsere Werte – sowie die Konzentration auf Innovation, Qualität, Serviceorientierung und Compliance.

«Auf umfassende Datensätze aufbauen», können Sie das ausführen?

Eine Kundin sagte mir kürzlich, qualitativ hochstehende Daten seien der Kern ihres Geschäfts. Sie könne keine Daten gebrauchen, die nicht hieb- und stichfest seien. Ich verstehe das vollkommen. Ohne grossartige Daten erhält man keine grossartigen Antworten. Das dürfen wir nicht vergessen. Daten werden auf neue Art und Weise beansprucht. Darum müssen wir verstehen, dass sich die Definition von «Qualität» und «Zweckdienlichkeit» ändern wird. Data Science reizt die Möglichkeiten von Daten bezüglich Volumen bis auf das Äusserste aus. Das ist nicht vergleichbar mit eher traditionellen Datenanwendungen.

Ein anderes Beispiel: Regulierungsbehörden machen Finanzinstitute für die Datenqualität in Bezug auf die regulatorische Berichterstattung verantwortlich. Sie erwarten fundierte Kenntnisse über die Herkunft der Daten. Es ist also nicht erstaunlich, dass es viel mehr Chief Data Officers gibt als früher.

Wieso ist die Herkunft der Daten relevant?

Das Konzept der Datenherkunft gewinnt immer mehr an Bedeutung. Daten werden mehrfach bearbeitet sowie transformiert und die Finanzkrise hat den Fokus auf effektives Risikomanagement sowie Data Governance gerichtet.

In einer von uns durchgeführten Befragung gaben fast zwei Drittel der Unternehmen an, dass qualitativ schlechte Daten ein grosses Problem darstellen. Dies ist ein erschütternder Befund, wenn man bedenkt, wie grundlegend die Datenqualität für das alltägliche Funktionieren der Finanzmärkte ist.

 

Die Herkunft und Rückverfolgbarkeit von Daten ist noch nie so relevant gewesen wie heute.


Finanzinstitute benötigen einen «Reisepass für Daten», um die Qualität der Daten bescheinigen und ihren Weg zum Ursprung zurückverfolgen zu können. Wir bei SIX sind der Meinung, dass die Herkunft und Rückverfolgbarkeit von Daten noch nie so relevant gewesen ist wie heute.

Der Bedarf an verlässlichen regulatorischen Daten ist in den letzten Jahren explodiert. Wie wird dieser Trend SIX in der Zukunft weiter beeinflussen?

Kunden haben mir gegenüber geäussert, dass sie die Arbeit von SIX diesbezüglich sehr schätzen. Wir seien neuen Vorschriften erfolgreich voraus und würden zuverlässig Dienstleistungen für deren Einhaltung erbringen. Wir sind tatsächlich führend bei der Auslegung neuer Vorschriften und ermöglichen unseren Kunden, nahtlos und sicher mit diesen umzugehen. Darauf sind wir stolz.

Jede neue Vorschrift führt zu neuen Datenanforderungen. Wir stellen sicher, dass wir diese Anforderungen verstehen, und integrieren die benötigten Datenfelder in unsere Services. Das vereinfacht den Arbeitsablauf unserer Kunden und reduziert die Fixkosten.

Das Datengeschäft ist ein globales Geschäft. Wie wichtig ist das Schweizer Qualitätssiegel?

Ein guter Ruf wird langsam aufgebaut und geht schnell verloren. Wir arbeiten hart daran, unseren guten Ruf zu erhalten. Wir stehen für qualitativ hochwertige Dienstleistungen, Dienstleistungen, die für unsere Kunden von geschäftskritischer Bedeutung sind. Damit differenzieren wir uns.

Als globales Unternehmen können wir das Schweizer Qualitätslabel nur dann für uns beanspruchen, wenn wir unseren Kunden unabhängig von ihrem Standort ein hochwertiges Datenerlebnis bieten. Dazu müssen wir uns im Klaren darüber sein, was unsere Kunden wirklich brauchen und erwarten. Sie stehen im Mittelpunkt. Wir werden es uns auch weiterhin zur Aufgabe machen, ihnen dabei zu helfen, innovativ zu sein, compliant zu bleiben und den Wert für ihre Kunden durch Daten zu erhöhen.