ChatGPT und Co. – wie wird künstliche Intelligenz die Finanzbranche verändern?

ChatGPT und Co. – wie wird künstliche Intelligenz die Finanzbranche verändern?

Alle reden von ChatGPT. Der Chatbot gewinnt rasant an Nutzerinnen und Nutzern. Fest steht: Künstliche Intelligenz wird unser Leben in vielen Bereichen verändern. Lesen Sie, was das für die Finanzbranche bedeutet.

ChatGPT, der Chatbot, der auf künstlicher Intelligenz basiert, sprengt momentan alle Dimensionen. Über 100 Millionen Nutzerinnen und Nutzer in zwei Monaten, das hat noch keine andere Anwendung geschafft. Zum Vergleich: TikTok brauchte neun Monate, um diese Marke zu knacken. 

Was ist ChatGPT?

ChatGPT ist ein sprach- und textbasierter Chatbot. Der Bot wurde mithilfe von modernen Deep-Learning-Technologien darauf trainiert, Sprache zu verstehen und zu erzeugen. Er kann beispielsweise eine Unterhaltung führen, komplizierte Dinge einfach erklären oder Gedichte und Texte schreiben. Es ist in etwa so, als würde man mit einem hochintelligenten Menschen sprechen, der alles weiss. Oder zumindest fast alles. Fragt man ChatGPT beispielsweise danach, wer die Fussball-Weltmeisterschaft in Katar gewonnen hat, spuckt er keine brauchbare Antwort aus. Denn: Die Daten, mit denen der Chatbot gefüttert wurde, reichen nur bis 2021. 

Wie wird ChatGPT die Welt verändern?

Nichtsdestotrotz ist die Technologie beeindruckend. ChatGPT macht künstliche Intelligenz zum ersten Mal so richtig greifbar für uns alle. Entsprechend zahlreich sind die Spekulationen darüber, wie die neuartige Technologie die Welt verändern wird. Welche Prozesse können damit automatisiert werden? Welche Jobs werden in Zukunft von künstlicher Intelligenz übernommen? Und wo liegen die Grenzen? Diese Fragen sind alle nicht neu, aber aktueller denn je. 

6 Anwendungsbeispiele für ChatGPT in der Finanzbranche

Diese Fragen lassen sich natürlich auch auf einzelne Branchen herunterbrechen. So auch auf die Finanzbranche. Wo liegen die Anwendungsbereiche künstlicher Intelligenz für Finanzinstitute?

Es gibt zahlreiche Einsatzmöglichkeiten für Technologien wie ChatGPT. Im Folgenden ein Einordnungsversuch:

1. Kundendienst

Der wohl offensichtlichste Anwendungsbereich: Künstliche Intelligenz kann einfache Kundenanfragen übernehmen. Die Beratung erfolgt dann per Chatbot statt am Telefon oder Bankschalter. Das ermöglicht dem Personal, sich auf komplexere Anfragen zu konzentrieren. 

2. Automatisierung

Das ist nichts Neues. Schon seit Jahren werden mehr und mehr Prozesse mithilfe von Technologie automatisiert. Künstliche Intelligenz kann das weiter beschleunigen. Routinemässige Aufgaben, die momentan noch von Menschen ausgeführt werden, könnten in Zukunft von Maschinen erledigt werden. Beispiele wären etwa das Onboarding neuer Kundinnen und Kunden oder das Ausführen von Transaktionen. 

3. Anlageberatung

Sogenannte Robo-Advisor (Beratungsroboter) existieren bereits heute. Sie ermitteln Anlageziele, Risikobereitschaft sowie finanzielle Situation und geben auf Basis dieser Werte Anlageempfehlungen ab. Mit einem Sprachmodell wie demjenigen von ChatGPT könnten solche digitalen Anlageberater noch viel persönlicher werden und viel detaillierter auf die jeweilige Situation der Anlegenden eingehen. 

4. Betrugserkennung

Algorithmen, die auf künstlicher Intelligenz basieren, können enorme Mengen an Daten analysieren und darin Muster und Anomalien erkennen. So kann künstliche Intelligenz effektiv dabei helfen, Geldwäscherei oder Betrug aufzudecken. 

5. Risk Management

Auch hier geht es um die Fähigkeit der künstlichen Intelligenz, riesige Datensätze zu analysieren. Beim Durchforsten von Datensätzen könnten Algorithmen mögliche Schwachstellen und Risiken aufzeigen und Finanzinstituten somit ermöglichen, diese zu entschärfen. Das würde zu einer besseren Entscheidungsfindung führen und helfen, finanzielle Verluste zu vermeiden. 

6. Marketing

Im Bereich Marketing hat die sprachbasierte künstliche Intelligenz ein enormes Potenzial. Von Texten bis hin zu ganzen Blog-Artikeln: ChatGPT ist bereits heute in der Lage, alle möglichen Arten von Content zu produzieren. Und der kann mithilfe von einfachen Befehlen auch auf das jeweilige Finanzinstitut und deren Zielgruppen zugeschnitten werden. Zusätzlich kann die künstliche Intelligenz auch in anderen Bereichen Prozesse automatisieren oder optimieren, beispielsweise im E-Mail-Marketing oder in der Suchmaschinenoptimierung. 

Zusammengefasst: ChatGPT und ähnliche Technologien haben das Potenzial, die Finanzbranche zu revolutionieren, indem sie den Kundenservice verbessern, die Effizienz erhöhen, Risiken vermindern und personalisierte Finanzberatung ermöglichen. Es ist aber auch wichtig zu beachten, dass diese Technologien Risiken mit sich bringen und Einschränkungen aufweisen. Angemessene Vorschriften und Kontrollen sind erforderlich, um ihre sichere und ethische Nutzung zu gewährleisten.

Der letzte kurze Abschnitt, den Sie eben gelesen haben, stammt übrigens nicht vom Autor dieses Artikels, sondern von ChatGPT selbst. Hätten Sie’s gemerkt? 

Müssen Banker um ihren Job fürchten?

Übernehmen Maschinen die Aufgaben von Menschen, schwingt auch immer die Frage mit, ob gewisse Jobs deshalb obsolet werden. Die einfache Antwort darauf ist: Ja. Doch die Geschichte hat gezeigt, dass technische Neuerungen auch immer neue Möglichkeiten mit sich bringen. Heisst: Es ist sehr wahrscheinlich, dass einige Jobs überflüssig werden – mit dem technologischen Fortschritt ergeben sich aber gleichzeitig auch neue. Arbeitnehmende müssen deshalb vor allem eine Qualität vorweisen können: Flexibilität. 

Wann werden die Zukunftsszenarien Realität?

Es dürfte noch eine Weile dauern, bis Technologien wie ChatGPT in verschiedensten Bereichen zuverlässig eingesetzt werden können. ChatGPT beeindruckt momentan die Massen. Aber der Chatbot hat auch seine Defizite. Viele Nutzerinnen und Nutzer berichten beispielsweise von teils fehlerhaften Informationen. Dazu kommt, dass speziell in der Finanzbranche hochsensible Daten verarbeitet werden. Bevor man ein Tool wie ChatGPT mit diesen Daten füttern könnte, müsste die Sicherheit der Daten zu jeder Zeit gewährleistet sein.

Selbst der CEO von OpenAI (das Unternehmen hinter ChatGPT), Sam Altman, warnte im Dezember auf Twitter vor unangebrachter Euphorie: «ChatGPT ist unglaublich begrenzt, aber gut genug in einigen Dingen, um einen irreführenden Eindruck von Grossartigkeit zu erwecken. Es ist ein Fehler, sich im Moment für wichtige Aufgaben darauf zu verlassen. Es ist eine Vorschau auf den Fortschritt; wir müssen noch viel an der Robustheit und Wahrhaftigkeit arbeiten.»