Arbeiten von überall

Arbeiten von überall

«Halten Sie es für möglich, dass Unternehmen einen neuen globalen Standard von Remote First einführen werden?» Diese Frage stellte Alina-Maria Weide dem Publikum von TEDxSIX. Denn sie ist davon überzeugt, dass Mitarbeitende durch flexibles sowie dezentrales Arbeiten effizienter sind. Sie ist als Senior Product Managerin bei SIX tätig und seit ihrem ersten Arbeitstag im April 2020 im Home Office.

Bei TEDxSIX hast du über Remote Work, zu Deutsch Fernarbeit, gesprochen. Gibt es einen Unterschied zu Home Office?

Alina-Maria Weide: Absolut. Remote Work zeichnet sich dadurch aus, dass Mitarbeitende ihre Arbeit von überall machen können – sei es von zu Hause, von einem Café oder in einem Coworking Space. Remote-Mitarbeitende setzen digitale Tools und Technologien bestmöglich ein, um ihre Arbeit und die Kommunikation im Team effizient und sinnvoll zu gestalten.

Wieso bist du von Remote Work überzeugt?

Ich habe die meiste Zeit meiner Karriere aus der Ferne gearbeitet und bin viel gereist. Ich fand es schon immer herausfordernd, in künstlich geschaffenen Umgebungen zu arbeiten, die immer gleich sind, die Kreativität nur bedingt anregen und wo es zudem oft auch laut ist. Wieso sollten wir in alten Glaubensmustern verharren, die sich immer noch an der Arbeitskultur aus den Zwanzigerjahren orientieren? Seit über drei Jahrzenten haben wir die digitalen Werkzeuge und die Infrastruktur, mit denen wir uns weiterentwickeln können.

Was sind denn dabei die Vorteile für die Unternehmen?

Untersuchungen zeigen, dass Arbeiten von zu Hause die Arbeitsleistung und Produktivität steigert und gleichzeitig die Anzahl der Krankheitstage verringert. Gemäss einer Harvard-Studie von 2020 steigt die Loyalität von «remoten» Mitarbeitenden: Die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihren Job kündigen, sinkt um 50 %. Die Flexibilität erlaubt es Mitarbeitenden, zu den Zeiten zu arbeiten, in denen sie am produktivsten und kreativsten sind. Bei Remote Work können sie zudem die Umgebung bei Bedarf wechseln und so individuelle Inspirationen erhalten – sei es von Mitmenschen, aus der Natur oder einer Stadt. Zudem bin ich davon überzeugt, dass Unternehmen, die Remote Work anbieten, leichter Mitarbeitende an das Unternehmen binden und neue Talente für sich gewinnen können – gerade Millennials und Digital Natives.

Wie hat Covid-19 unsere Sicht auf die Arbeitswelt verändert?

Covid-19 hat viele neue Konzepte und Sichtweisen hervorgebracht und unser Arbeitsalltag hat sich komplett verändert. Wir mussten uns über unsere Werte klar werden. Was ist wirklich wichtig? Was machen Einschränkungen mit mir? Aber wir konnten uns auch Gedanken darüber machen, wie ein Leben mit mehr Eigenverantwortung, Disziplin, Freiheit und mehr Qualität anstelle von Quantität aussehen kann.

Die Zukunft ist kein Ort, an den wir gehen müssen, sondern ein Ort, den wir uns erschaffen.

Alina-Maria Weide

Was hat dich dazu motiviert, bei TEDxSIX mitzumachen?

Das Konzept von TED «Ideas worth sharing», also Ideen zu verbreiten, die es wert sind, hat mich bereits in meinen Zwanzigern sehr fasziniert. Ich war und bin sehr dankbar und begeistert, dass TED zu beinahe jeder Thematik Persönlichkeiten für sich gewinnt, die das entsprechende Thema direkt auf den Punkt bringen – eloquent und relevant. Mit einer Frage, die mir am Herzen liegt, habe ich mich dann für TEDxSIX beworben, um selbst diese Erfahrung machen zu können.

Was wünscht du dir für die Zukunft?

Ich stelle mir vor, dass Büroräumlichkeiten vermehrt zu einem Ort werden, wo Unternehmen die Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitenden fördern und wir uns beispielsweise für Workshops treffen.  Die Zukunft ist kein Ort, an den wir gehen müssen, sondern ein Ort, den wir uns erschaffen. Damit wir unsere Lebensqualität nachhaltig verbessern, müssen wir die Gelegenheit ergreifen und Verantwortung für die Zukunft übernehmen. Wir müssen eine Normalität kreieren, in der wir wählen können, wie, wann und wo wir am besten arbeiten.

TED – Ideen für die Welt

Bei einer TED-Konferenz kommen die weltweit führenden Macherinnen und Denker zusammen und teilen ihr Wissen – während höchstens 18 Minuten. TED steht für Technology, Entertainment, Design und lässt sich auf Richard Saul Wurman zurückführen, der 1984 eine starke Konvergenz zwischen Technologie, Unterhaltung und Design beobachtete. Hinter der Non-Profit-Organisation steckt der Wunsch, dass Menschen rund um den Globus ein besseres Verständnis für die Probleme der Welt gewinnen und eine bessere Zukunft geschaffen wird. Im Juni 2006 gingen erstmals sechs TED Talks online und erreichten innerhalb von drei Monaten über eine Million Aufrufe – heute werden auf TED.com die meisten Reden kostenlos zur Verfügung gestellt. Im Herbst 2012 feierten die TED Talks ihren einmilliardsten Videoaufruf, im Durchschnitt gibt es 17 neue Aufrufe pro Sekunde. Einer der beliebtesten TED Talks ist übrigens der Beitrag von Sir Ken Robinson zum Thema «Do Schools Kill Creativity?». TED zählt heute zu den weltweit wichtigsten Foren für einen interdisziplinären Austausch von Ideen. 2009 wurde TEDx ins Leben gerufen und damit das TED-Formats für lokale, unabhängig organisierte Veranstaltungen geöffnet. Bei TEDx-Veranstaltungen kombinieren üblicherweise TED-Talks-Videos und Live-Redner. Am 23. März 2021 fand TEDxSIX statt – eine vollständig digitale Veranstaltung, die Mitarbeitende von SIX für ihre Kolleginnen und Kollegen organisiert haben, um die Unternehmenskultur zu stärken.