Inhaltsverzeichnis
- Front- und Middle-Office: Verstärkte und breitere Nutzung von Echtzeit-Marktdaten
- Warum steigt der Bedarf an historischen Tick-Daten?
- Steigende Budgets: Welche Marktdaten sind besonders gefragt?
- Wie verändern KI und Machine Learning das Marktdaten-Ökosystem?
- Was KI leistet – und was nicht
- APIs, Cloud oder doch dedizierte Verbindungen? Warum es ein hybrides Marktdaten-Ökosystem braucht
- Welches ist der richtige Anbieter für Marktdaten?
Im Rahmen der dritten Market Data Study haben Greenwich Coalition und SIX 50 globale Buy-Side-Unternehmen befragt. Die Studie gibt Aufschluss über die neusten Trends und Innovationen bei der Nutzung von Marktdaten, deren Verbreitung und die Einführung neuer Technologien.
Laden Sie jetzt die vollständige Studie herunter (Englisch)Wissen Sie, wie unkoordiniert und gefährlich Formel-1-Rennen in den 1950er-Jahren waren? Damals war ein Boxenstopp ein langwieriger Prozess, der gut und gerne eine Minute dauerte. Und die Boxencrew wusste nicht einmal genau, wann das Auto reinkommt. Die Daten dazu waren spärlich, Entscheidungen basierten auf Erfahrung und Bauchgefühl.
Heute ist ein Boxenstopp ein hochgradig orchestrierter Prozess. Sensoren liefern Live-Daten, Künstliche Intelligenz (KI)I prognostiziert den optimalen Zeitpunkt – Mensch und Maschine arbeiten eng zusammen. Denn jede Millisekunde zählt.
Auch der Finanzplatz hat sich von der «analogen Werkstatt» zum digitalen Hochleistungszentrum entwickelt. Entscheidungen basieren verstärkt auf Echtzeitinformationen, unterstützt durch KI und flexible, hybride Architekturen. Und es ergeben sich immer neue Wege, die vorhandenen Daten zu nutzen.
Front- und Middle-Office: Verstärkte und breitere Nutzung von Echtzeit-Marktdaten
Diese Entwicklung schreitet weiter voran. In den volatilen Finanzmärkten von 2025 muss die Buy-Side in Echtzeit auf globale Ereignisse reagieren. Geschwindigkeit ist längst zur Grundvoraussetzung geworden. Statt End-of-Day-Reports setzen Marktteilnehmer immer mehr auf Echtzeitdaten, um Risiken, Compliance und Portfolios laufend zu beobachten und somit wettbewerbsfähig zu bleiben.
Gemäss der Market Data Study von Greenwich Coalition und SIX nutzen mittlerweile 65 % der befragten Buy-Side-Unternehmen Echtzeitdaten über den Handelstag verteilt, ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr (54 %). Dabei geht die Nutzung von Echtzeitdaten weit über den Handel hinaus und verlagert sich tief in die Prozesse von Risiko- und Compliance-Teams sowie in die Portfolioanalyse.
Nutzung von Echtzeit-Marktdaten
Warum steigt der Bedarf an historischen Tick-Daten?
Mit der wachsenden Bedeutung von Echtzeitdaten steigen auch die Anforderungen an die Datenquellen. Die Buy-Side nutzt immer häufiger historische Tick-Daten für Markt- und Handelsüberwachung – 85 % der Befragten greifen laut Studie darauf zurück. Das sind 26 % mehr als noch im Vorjahr. Für verlässliche, hochfrequente Daten setzen sie zudem auf vielfältige Quellen.
Somit ist zu erwarten, dass das bearbeitete Volumen von Tick-Daten steigen wird. Denn Qualität ist und bleibt das entscheidende Kriterium: In Zeiten gestiegener regulatorischer Anforderungen sowie spezialisierter Datenanforderungen braucht es genaue und saubere Daten. Und Marktteilnehmer sind bereit, dafür mehr zu investieren.
Steigende Budgets: Welche Marktdaten sind besonders gefragt?
Wenn die Anforderungen steigen, ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Befragten wachsende Marktdatenbudgets prognostizieren. Gegenüber 2024 ist diese Erwartung um 12 % gestiegen: Knapp 70 % der Befragten rechnen mit einem Anstieg von 1 % bis 5 %.
Ein überproportional grosser Anteil des Budgets soll in Index-, Risiko- und Regulierungsdaten sowie in Kryptodaten fliessen. Sowohl im Front- als auch im Middle-Office sind diese Datenkategorien etwa für Compliance, Innovation oder neue Marktanforderungen besonders relevant.
So greifen beispielsweise Risk- und Compliance-Teams zunehmend auf Tick-Daten zurück, um etwa Marktmissbrauch zu überwachen. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an Kryptodaten deutlich, da immer mehr traditionelle Institute diese Vermögenswerte handeln und entsprechende Investmentprodukte entwickeln.
Für Datenanbieter ist allerdings wichtig, weiterhin kontinuierlich alle Datentypen bereitzustellen. Denn obwohl die Nachfrage Jahr für Jahr über alle Datentypen hinweg steigt, verschieben sich die Schwerpunkte je nach Marktbedingungen, Volatilität, regulatorischem Umfeld und sich wandelnden Risiko- und Compliance-Anforderungen.
Die Entscheidungen betreffend Einkauf und Lizenzierung von Marktdaten treffen zunehmend die entsprechenden Abteilungen direkt. Das kann unter Umständen zu flexibleren Budgets führen und unterstreicht, dass der Markt weiterhin offen gegenüber steigenden Ausgaben bleibt.
Erwartete Wachstumsrate: Datentypen mit grösstem Anteil am Budget 2025
Index
Krypto/Digitale Assets
Risk & Regulatory
Wie verändern KI und Machine Learning das Marktdaten-Ökosystem?
Auch die Art und Weise, wie Marktdaten verbreitet und genutzt werden, entwickelt sich rasant weiter. Vor allem Technologien wie künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML), aber auch Cloud und APIs bestimmen diesen Wandel. Mittlerweile sehen rund 80 % der Befragten KI und ML als wichtigste Treiber in den kommenden zwei bis drei Jahren.
Das passt zu einem aktuellen Report von Swiss Banking. Dieser beschreibt, welche Potenziale, Risiken und Implementierungsstrategien für generative KI (GenAI) im Bankensektor bestehen. Für die Buy-Side eröffnet GenAI Potenziale, die über Handelsimpulse oder algorithmisches Trading hinausgehen. Wealth Manager und Privatbanken sehen darin die Chance, ihre internen Prozesse zu automatisieren, die Kundenerfahrung mit personalisierten Insights zu verbessern und datenbasierte Entscheidungen mit vorausschauenden Analysen zu optimieren.
Jüngst hat auch Forrester in einem Report beschrieben, wie Finanzinstitute auf KI-Agenten setzen, die sogar noch einen Schritt weiter gehen und Prozesse komplett automatisieren.
Was KI leistet – und was nicht
Sowie ein Konsens darüber besteht, dass KI eine treibende Kraft im Markt für Finanzdaten darstellt, besteht auch zunehmend ein Konsens darüber, was die Rolle von KI sein soll. Egal ob im Kundendienst, bei Investmentideen oder Handelsabwicklungen: Die KI empfiehlt, der Mensch entscheidet .
Die Studienergebnisse implizieren, dass KI verstärkt und selbstbewusster genutzt wird. Ein wichtiger Schritt, um im zunehmend komplexer werdenden Ökosystem der Marktdaten bestehen zu können.
Auch zeigen die Ergebnisse ein gestiegenes Vertrauen in automatisierte Analysen: Die Sorge vor fehlerhaften Daten sinkt. Vielmehr möchten Nutzerinnen und Nutzer Wege finden, die den Anforderungen und Vorschriften des Marktes entsprechen und gleichzeitig ein effizientes Arbeiten ermöglichen. Und damit KI ihre Stärken ausspielen kann, braucht es eine solide, qualitative Datenbasis sowie eine gute Daten-Governance.
Die Rolle der KI: Empfehlungsmaschine vs. Entscheidungsträger
APIs, Cloud oder doch dedizierte Verbindungen? Warum es ein hybrides Marktdaten-Ökosystem braucht
Auch die Lieferkanäle für Daten entwickeln sich weiter. Mittlerweile beziehen 63 % der Befragten Marktdaten über die Public Cloud, mehr als doppelt so viele wie noch 2023. Frühere Sicherheitsbedenken betreffend Cloud scheinen zu schwinden. Ebenfalls zeigt sich, dass die Nutzung von APIs auf dem Weg zum Standard ist. Diese garantieren Effizienz bei gleichbleibender Qualität und Nutzererfahrung und bieten somit einen guten ROI für Marktteilnehmer.
Nichtsdestotrotz bleiben direkte Verbindungswege im Marktdaten-Ökosystem relevant. Dies besonders dort, wo Sicherheit und Kontrolle gefragt sind. Für spezialisierte Marktteilnehmer wie etwa Hedgefonds ist zudem der direkte Zugang zu Primärquellen unverzichtbar.
Welches ist der richtige Anbieter für Marktdaten?
Klar ist, die Zukunft ist hybrid: Marktteilnehmer beziehen Daten über verschiedene technische Wege wie APIs, Cloud und dedizierte Verbindungen. Gleichzeitig greifen sie dafür auf unterschiedliche Anbieter zurück, wie die Studie zeigt. So nutzen Buy-Side-Firmen Redistributoren, On-Demand-Plattformen sowie Direct-from-the-Source-Angebote meist parallel. Spezialisierte Daten beziehen sie häufig von vier bis fünf verschiedenen Anbietern.
Die Wahl des Anbieters hängt stark vom Anwendungsfall ab. Redistributoren stellen mehrere Datensätze über dieselbe Leitung bereit, was die technische Integration vereinfacht. Allerdings bestehen hier Herausforderungen hinsichtlich Datenqualität, Service-Level, Kosten und Transparenz. Beispielsweise sind die Durchlaufpreise oft undurchsichtig und der Zugriff auf die Ursprungsquelle ist eingeschränkt.
Direct-from-the-Source-Lösungen hingegen bieten maximale Kontrolle über Datenqualität, Latenz und Aktualität. Wer Daten direkt von einem Anbieter wie beispielsweise SIX bezieht, hat vollen Zugang zur Quelle – trägt jedoch Integration, Lizenzierung und das Vertragsmanagement selbst. Für Hedgefonds oder andere spezialisierte Marktteilnehmer ist dieser direkte Zugang oft unverzichtbar, etwa aufgrund von regulatorischen Anforderungen oder internen Compliance-Vorgaben. Für kleinere Firmen mit begrenzten Ressourcen kann hingegen ein SaaS-Ansatz – also Daten plus Technologie – die praktikabelste Lösung sein.
Eine «One Size Fits All»-Lösung gibt es also nicht. Daher setzen viele Marktteilnehmer bewusst auf eine Kombination von Anbietermodellen.