Kampf gegen den Klimawandel: Führungsrolle für Börsen?

Kampf gegen den Klimawandel: Führungsrolle für Börsen?

Carbon Pricing ist ein wichtiges Instrument im Kampf gegen den Klimawandel. In ihrem neuen Whitepaper analysieren SIX und die Università della Svizzera Italiana, wie FMI-Anbieter zur Bewältigung der Klimakrise beitragen können. Im folgenden Interview gibt Maneesh Wadhwa, Senior Business Development Manager Exchanges bei SIX, Einblicke in die Ergebnisse.

Maneesh Wadhwa, was ist Carbon Pricing und warum ist es so wichtig?

Unter Carbon Pricing versteht man die Bepreisung von Treibhausgasen, die in die Atmosphäre abgegeben werden. Im Kampf gegen den Klimawandel besteht die grosse Herausforderung darin, die Treibhausgasmissionen zu reduzieren oder zu begrenzen, um den Anstieg der Durchschnittstemperaturen einzudämmen – andernfalls drohen irreversible katastrophale Folgen für alles Leben auf der Erde.

In diesem Zusammenhang ist Carbon Pricing eines der wichtigsten wirtschaftlichen Instrumente zur Bekämpfung des Klimawandels. Es bedeutet, dass man nicht nur für die verbrauchte Energie, sondern auch für die verursachten Schäden an der Umwelt bezahlt. Dies wiederum fördert Investitionen in erneuerbare Energien, die keine Treibhausgase ausstossen, und unseren Planeten für künftige Generationen nachhaltig schützt.

Wie sind die Kohlenstoffmärkte organisiert?

Wir unterscheiden zwischen «Compliance Carbon Offset Markets» und «Voluntary Carbon Offset Markets». Bei ersteren kaufen Unternehmen, Regierungen oder andere Einrichtungen Kohlenstoffkredite, um CO2-Obergrenzen einzuhalten. Die Preise werden häufig von Regierungen oder Regulierungsbehörden festgelegt. Bei letzteren werden Kohlenstoffkredite von Einzelpersonen, Unternehmen, Organisationen oder subnationalen Regierungen gekauft, um Emissionen zu reduzieren, CO2-Reduktionsziele zu erreichen oder CO2-neutral zu werden. Diese Preise bestimmt der Markt.

Während Compliance Carbon Offset Markets, wie das Emissionshandelssystem der Europäischen Union, seit 2005 bestehen und gut funktionieren, stecken die Voluntary Carbon Offset Markets noch in den Kinderschuhen. Es ist wichtig zu erwähnen, dass es zur Bekämpfung des Klimawandels unbedingt notwendig ist, dass beide Märkte effizient sind und mittelfristig interoperabel werden.

Organisierte Handelsplattformen für freiwillige Kohlenstoffkredite können Preistransparenz und Liquidität gewährleisten sowie Angebot und Nachfrage zusammenzubringen.

Vor welchen aktuellen Herausforderungen stehen die Voluntary Carbon Offset Markets?

Zu den Hauptproblemen gehören die Fragmentierung und der Mangel an Standardisierung. Die meisten Transaktionen auf den Voluntary Carbon Offset Markets finden noch immer ausserbörslich statt – also «Over the Counter» –, was zu einem Mangel an Preistransparenz, Liquidität und Finanzierungsmöglichkeiten führt.

Diese Hemmnisse behindern die Lancierung von grossen Umweltschutzprojekten und müssen behoben werden. Wir müssen geeignete Wege finden, um eine transparente Preisfindung, Liquidität und die Bereitstellung der zur Finanzierung von Projekten erforderlichen Mittel zu gewährleisten.

Wie können Anbieter von Finanzmarktinfrastrukturen (FMI) dieses Problem lösen?

FMI-Anbieter bringen ideale Voraussetzungen mit, um die dringend benötigten organisierten Handelsplattformen für freiwillige Kohlenstoffkredite bereitzustellen, um signifikante Kapitalströme zu kanalisieren und dadurch Preistransparenz und Liquidität zu gewährleisten sowie Angebot und Nachfrage zusammenzubringen.

Darüber hinaus stellen wir einen Trend zur Tokenisierung von freiwilligen Kohlenstoffkrediten fest, was eine einzigartige Gelegenheit für FMI-Anbieter darstellt, um sich als Marktführer zu positionieren. Das Potenzial ist enorm: Um die Klimakrise zu bewältigen, dürfte der Markt bis 2030 auf 50 Milliarden US-Dollar anwachsen.

Maneesh Wadhwa, danke für dieses Interview