Wirtschaftssanktionen und der Kapitalmarkt: Wie Finanzinstitute sich schützen

Wirtschaftssanktionen und der Kapitalmarkt: Wie Finanzinstitute sich schützen

Wirtschaftssanktionen kommen immer häufiger zum Einsatz. Das hat auch Auswirkungen auf den Kapitalmarkt. Lesen Sie wie Finanzinstitute es schaffen, nicht den Überblick zu verlieren und Bussen und Reputationsschäden zu vermeiden.

Wir leben in turbulenten Zeiten. Afghanistan, Irak, Jemen, Lybien, Mali, Ukraine oder Syrien – das sind nur ein paar aktuelle Beispiele für Schauplätze von Konflikten, die unsere Welt in Atem halten. Diese Konflikte sind komplex, dauern lange an und haben weitreichende Konsequenzen – auch auf die globale Wirtschaft. Denn wenn es zu aussenpolitischen Konflikten kommt, bringt das oft auch Wirtschaftssanktionen mit sich.

Was sind Wirtschaftssanktionen?

Wirtschaftssanktionen sind Bestrafungen, die ein Staat gegen andere Staaten, einzelne Personen oder Unternehmen verhängt. Als etwa Russland 2014 die ukrainische Halbinsel Krim annektierte, versuchten die Staaten der westlichen Welt die Finanzierung der Handlungen Russlands mittels Sanktionen zu unterbinden. Das hatte unter anderem zur Folge, dass westliche Banken bestimmten russischen Unternehmen keine Kredite mehr geben durften. Doch auch der Kapitalmarkt war betroffen. So war es etwa nicht gestattet in neu herausgegebene Anleihen gewisser russischer Banken oder Unternehmen zu investieren.

Inwiefern sind Finanzinstitute von Sanktionen betroffen?

Nach dem Prinzip «Know Your Customer» sind Banken verpflichtet, eine präzise Legitimationsprüfung ihrer Kundinnen und Kunden vorzunehmen, um sich gegen Geldwäscherei, Terrorismusfinanzierung und sonstige Wirtschaftskriminalität abzusichern. So dürfen auch keine Gelder aus sanktionierten Märkten oder von sanktionierten Personen zu den Banken fliessen. Dasselbe gilt umgekehrt. Finanzinstitute müssen sicherstellen, dass von ihrer Seite kein Geld in sanktionierte Märkte oder Unternehmen fliesst. Werden die Vorschriften nicht eingehalten, drohen hohe Geldbussen oder Reputationsschäden.

Sanktionen nehmen zu

Sanktionen gibt es seit Jahrzehnten, in den letzten Jahren kam dieses Mittel aber immer häufiger zum Einsatz. Gleichzeitig betreiben sanktionierte Personen und Länder immer mehr Aufwand, um Beteiligungen zu verschleiern und Sanktionen ihrer Assets zu verhindern. Es wird für Finanzinstitute darum immer wichtiger, aber auch immer schwieriger, Sanktionen einzuhalten. Das äussert sich auch darin, dass die Nachfrage nach dem Sanctioned Securities Monitoring Service von SIX über die letzten Jahre deutlich angestiegen ist.

Was ist der Sanctioned Securities Monitoring Service?

Der Sanctioned Securities Monitoring Service (SSMS) erlaubt Finanzinstituten bei der zunehmenden Zahl von Sanktionen den Überblick zu behalten. Mit ihm überwacht SIX über 8,3 Millionen Finanzinstrumente und mehr als 375 Millionen Unternehmen. Finanzinstitute, die den Service abonnieren, erhalten täglich eine bereinigte Liste aller Wertpapiere, die mit sanktionierten Personen, Unternehmen oder Regionen in Berührung stehen.

Der Algorithmus deckt auch komplexe Verstrickungen auf. Taucht zum Beispiel ein Name auf der Liste der sanktionierten Personen auf, gilt nicht nur die einzelne Person als sanktioniert, sondern auch alle Unternehmen, an denen die Person mehr als 50% der Anteile hält. Hält die besagte Firma als Holding wiederum mehr als 50 % der Anteile an einem anderen Unternehmen, gilt auch Letztere als sanktioniert. Dieses Netz kann sich immer weiter stricken und teilweise auch mehrere hundert Unternehmen betreffen.

Sanctioned Securities Monitoring Service neu auch für ETFs

Seit kurzem bietet SIX den SSMS auch für Exchange Traded Funds (ETFs) an. Nach der Übernahme von Ultumus, ein Datenprovider für ETF- und Indexdaten, im Juli 2021 erweiterte SIX die Datenabdeckung bei passiven Fonds. Ultumus deckt 97% des globalen ETF-Marktes (fast 10’000 ETFs) ab. Für den SSMS identifiziert SIX alle ETFs, die Anteile an sanktionierten Unternehmen enthalten und gibt die Daten konsolidiert an die Finanzinstitute weiter. Mit dem neuen Service für ETFs deckt SIX nun auch ein Finanzinstrument ab, das in den letzten Jahren massiv an Popularität gewonnen hat – und unterstützt die Finanzinstitute damit noch besser dabei, durch den Strom an Sanktionen zu navigieren.

Übrigens: Auch für Kleinanlegerinnen und -anleger kann es vorteilhaft sein, nicht in einen ETF zu investieren, der von Sanktionen betroffene Titel beinhaltet, da diese dadurch oft an Wert verlieren und somit die Performance des ETFs negativ beeinflussen.