Eine Lehre in der IT als Frau: «Ein abwechslungsreicher und zukunftsorientierter Beruf»

Eine Lehre in der IT als Frau: «Ein abwechslungsreicher und zukunftsorientierter Beruf»

Lea Zürcher hat im Sommer 2022 bei SIX ihre Ausbildung als Informatikerin abgeschlossen und wirkt damit als junge Frau auch dem steigenden Fachkräftemangel in der Branche entgegen. Lesen Sie im Interview, wieso es schade ist, dass ihre Mitarbeitenden grösstenteils immer noch männlich sind.

Obwohl viele Jobs der Zukunft in der IT liegen, gibt es immer noch wenige Frauen in der Informatik. Woran liegt das, Lea?

Lea Zürcher Ich kann es mir beim besten Willen nicht erklären. Wenn ein Mädchen keine Lehre auf der Baustelle in Betracht zieht, weil sie sich das körperlich nicht zutraut, kann ich das verstehen. Aber in der Informatikbranche? Vielleicht hängt das Ungleichgewicht auch mit der Idee zusammen, dass Informatikerinnen und Informatiker nur «eigenartige Nerds» sind – was überhaupt nicht zutrifft. Meine Klassenkameradinnen und -kameraden waren alle aufgeschlossen und auch sehr unterschiedlich. Es sind selten Aussenseiterinnen mit kurzen, bunt gefärbten Haaren, die sich in FBI-Datenbanken hacken, wie sie in vielen Hollywood-Blockbustern zu sehen sind (lacht). 

Gemäss Studien glaubt fast jedes vierte Mädchen, dass es in den MINT-Fächern, also in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, nie so gut sein kann wie die Jungen. Was denkst du darüber?

Ich halte absolut gar nichts davon. Jedoch kann ich es nachvollziehen. Es gibt wohl wenige Mädchen, die sagen, Mathe sei ihr Lieblingsfach. Meins war es auch nicht. Auf der anderen Seite waren es in der Geschichte der Informatik überdurchschnittlich viel Frauen, die Pionierarbeit geleistet haben: Ada Lovelace, Margaret Hamilton, Grace Hopper usw. Und geht man die Rangliste meines Jahrgangs durch, sieht man im Vergleich zu anderen Jahren mehr weibliche Namen. Wenn man es will, kann man in allem gut sein. 

Bei SIX arbeiten Auszubildende in vielen unterschiedlichen Bereichen der Informatik und können sich weiterentwickeln.

Was hat dich zur Informatik gebracht?

In der 8. Klasse informierte ich mich über viele verschiedene Berufe. Mediamatikerin hätte mir sehr gefallen, jedoch gab es damals erst etwa fünf Lehrstellen im ganzen Kanton Zürich. Also hat mich mein Bruder, der Applikationsentwickler ist, ermutigt, als Systemtechnikerin zu schnuppern. Obwohl mein technisches Interesse nicht das grösste war, war es gross genug, um mehr darüber lernen zu wollen. Ich wünschte mir einen abwechslungsreichen und zukunftsorientierten Beruf. Also habe ich mich beworben und konnte am Schluss zwischen zwei Lehrstellen auswählen. 

Wieso hast du dich für SIX entschieden?

Der familiäre Umgang zwischen Mitarbeitenden und Auszubildenden ist mir bereits beim Schnuppern aufgefallen. Bei SIX arbeiten Auszubildende in vielen unterschiedlichen Bereichen der Informatik und können sich weiterentwickeln; in anderen Unternehmen hingegen sind Auszubildende oft vier Jahre im Telefonsupport. 

Wie hat dein Umfeld auf deine Entscheidung, System Engineer zu lernen, reagiert?

Von den meisten Kolleginnen kam die Aussage «Lieber du als ich». Aber ausreden wollte es mir niemand. Dafür bin ich auch echt dankbar. Ich glaube, meine Eltern waren vor allem froh, dass ich überhaupt etwas gefunden habe, was mir entspricht. Ob das dann Maurerin, Drogistin, Floristin oder Informatikerin war, spielte keine Rolle. 

Hast du ein weibliches Vorbild in der IT?

Nein. Hätte ich eines gebraucht? Vielleicht. Habe ich es vermisst? Nicht wirklich. Ich suche mir aber im Allgemeinen nicht viele Vorbilder. Ich könnte dir jetzt zumindest kein konkretes nennen. Na ja, vielleicht meinen Bruder. Der ist aber nicht so ganz weiblich. 

Ein Blick in die Zukunft. Auf was freust du dich am meisten?

Mein Leben geniessen zu können und zu behaupten, dass ich einen Job habe, der mir Spass macht. Hoffentlich werden meine Kinder dereinst ungläubig staunen, wenn ich ihnen erzähle, dass Frauen früher noch Exotinnen waren in der IT.