Synergiepotenzial in der Schweizer Cash-Infrastruktur

Synergiepotenzial in der Schweizer Cash-Infrastruktur

Bedarfsgerechte Ausgestaltung der Bargeldversorgung für die Zukunft

Market Insight #5:

Synergiepotenzial in der Schweizer Cash-Infrastruktur

Auf einen Blick


Eine aktuelle Studie im Auftrag von SIX hat ergeben, dass bei einer Idealverteilung der Bancomaten die aktuelle Anzahl an Bezügen und Einzahlungen mit lediglich einem Drittel der heute in der Schweiz aufgestellten Bancomaten zu bewältigen wäre und gleichzeitig der Bargeldzugang für die Schweizer Bevölkerung in der Fläche sogar verbessert würde. Ein Blick über die Landesgrenzen zeigt, dass ein «ATM Pooling» einen möglichen Ansatz darstellt, um die Bargeldversorgung der Bevölkerung neu zu organisieren und langfristig zu sichern. Die Ergebnisse der Studie wird SIX in einem nächsten Schritt einer detaillierten GAP-Analyse unterziehen, um weitere Erkenntnisse für die reale Ausgestaltung einer optimal dimensionierten Bargeldversorgung in der Schweiz zu gewinnen.

Facts & Figures

~ 6’000 ~ 6’000

Bancomaten sind heute in der Schweiz vorhanden; ein Grossteil davon ist bei weitem nicht ausgelastet

2.16 2.16

Bancomaten pro Quadratkilometer Siedlungsfläche gibt es; damit liegt die Schweiz deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 0,93

> 50 > 50

SIX verarbeitet aktuell Bancomat-Transaktionen für mehr als 50 Standortbanken

Hintergrund

Weniger Bargeldtransaktionen

Das Zahlungsverhalten der Schweizer Bevölkerung befindet sich bereits seit Jahren im Wandel. Seit 2015 sind die Bargeldbezüge in der Schweiz um 31% gesunken. Der Trend zu digitalen Zahlungsmitteln wie Mobile Payment oder Debit Card Contactless hat besonders während der Covid-19-Pandemie einen zusätzlichen Schub erhalten. Durch die sinkenden Transaktionszahlen wird es immer schwieriger für Finanzinstitute, den effizienten Betrieb ihrer Bancomaten sicherzustellen, weil aufgrund der hohen Infrastrukturkosten die Kosten pro Bargeldtransaktion weiter steigen werden.

Steigende Ineffizienz in der Auslastung der Bancomaten

Angesichts der sinkenden Transaktionszahlen stellt sich die Frage, ob die Bancomat-Infrastruktur in der Schweiz nicht effizienter gestaltet werden könnte. Das Gros der ATMs verarbeitet weniger als 30’000 Transaktionen pro Jahr und damit deutlich weniger als im internationalen Vergleich. So verzeichneten 2019 laut einer RBR-Studie die analysierten 32 Schwerpunktländer durchschnittlich 34’750 Bezüge pro ATM. Ein Bancomat wäre ohne Probleme in der Lage, >120’000 Transaktionen jährlich zu verarbeiten, wie das bis vor der Corona-Krise auch in der Schweiz vereinzelt der Fall war. 

Studie zur Idealverteilung der Bancomaten

Methodik

SIX hat in Zusammenarbeit mit Senozon in einer Studie untersucht, wie die optimale Dimensionierung der Bancomat-Infrastruktur für die Schweiz unter Berücksichtigung von soziodemographischen und Mobilitätsfaktoren aussehen müsste. Grundlagen für die Analysen sind Daten, Statistiken und Messungen aus der Raum- und Verkehrsplanung. Diese Daten werden mittels einer speziell dafür entwickelten Simulationstechnik zu Gesamtmodellen verknüpft und mit Erhebungen von Apps oder Mobiltelefondaten auf Korrektheit und Genauigkeit geprüft. So können Transaktionspotenziale auf Hektarstufe herabgebrochen und darauf basierend eine ideale Verteilung der Bancomaten berechnet werden, die das gesamte Transaktionspotenzial abschöpft. 

Ergebnisse

Bei einer Idealverteilung würden 2’161 Bancomaten an 1’159 Standorten genügen, um die Nachfrage nach Bargeldtransaktionen an Bancomaten schweizweit bedienen zu können. Der Durchschnitt pro ATM pro Jahr läge bei rund 80’000 Transaktionen. Das heisst: Bei einem gemeinsamen Handeln der Finanzinstitute können Schweizer ATM-Betreiber künftig mit rund zwei Drittel weniger Bancomaten als heute das Bedürfnis der Bevölkerung nach Bargeld bedienen und gleichzeitig den Bargeldzugang für die Schweizer Bevölkerung in der Fläche sogar verbessern. Gemäss der neuen Verteilung würden an hoch frequentierten Standorten mehr Bancomaten platziert und in weniger frequentierten Gebieten Bancomaten wo nötig reduziert. 

Ausblick

SIX steht in regelmässigem Dialog mit den Finanzinstituten mit dem Ziel, gemeinsam Handlungsoptionen für die weitere Ausgestaltung des Bargeldmanagements für den Finanzplatz Schweiz zu entwickeln und dabei eine aktive und zentrale Rolle einzunehmen. Mögliche Ansätze sieht SIX in den Modellen ATM as a Service und Cash as a Service, die bereits international z.B. in Belgien, den Niederlanden, UK und Skandinavien im Einsatz sind. In einem nächsten Schritt wird SIX die Ergebnisse der Studie einer GAP-Analyse unterziehen, um weitere Erkenntnisse für die reale Ausgestaltung einer optimal dimensionierten Bancomat-Landschaft in der Schweiz zu gewinnen.