Das neue Normal
Seit längerem schon werden sie als das neue Normal bezeichnet: Instant Payments. Überweisungen, die sekundenschnell erfolgen, egal um welche Uhrzeit. Konkreter: Die Kontogutschrift bei der begünstigten Partei und die Kontobelastung bei der zahlenden Partei geschehen gleichzeitig – in weniger als zehn Sekunden. Hier ist das Geld sofort verfügbar, dort stets die volle Transparenz über die Ausgaben. Das neue Normal eben. Das ist die zeitgemässe Antwort auf die fortschreitende Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft.
Instant Payments sind in unterschiedlicher Ausprägung in zahlreichen Ländern bereits Realität. Um sie auch demnächst in der Schweiz zu ermöglichen, läuft bereits heute die Erweiterung der zentralen Zahlungsinfrastruktur (des SIC-Systems). Mit der Veröffentlichung der fünften Generation von SIC Ende 2023 legt SIX den Grundstein für Instant Payments. Was die Teilnahme der Banken an Instant Payments betrifft, hat die Schweizerische Nationalbank im Juni 2021 entschieden, die Entgegennahme solcher Zahlungen für Finanzinstitute verpflichtend zu machen (vgl. Mediengespräch SNB). Ab August 2024 müssen die grössten Schweizer Banken fähig sein, Instant Payments zu verarbeiten, bis 2026 sollen die restlichen folgen.
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Besonderheiten von Instant Payments
<10 Sekunden von Konto zu Konto
Von der Auslösung der Zahlung bis zur Gutschrift
bei der begünstigten Partei.
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Instant Payments werden rund um die Uhr, 7 Tage in der Woche,
das ganze Jahr, ohne Ausnahme, ausgeführt.
Über Instant Payments
Wie funktionieren Instant Payments und wem nützen sie?
Instant Payments zeichnen sich rund um die Uhr durch Tempo und sofortige Ausführung aus: Die Belastung auf dem Konto der zahlenden Partei erfolgt sofort und gleichzeitig mit der Bereitstellung der Mittel auf dem Konto der begünstigten Partei.
Einfach nur schnell zu sein, ist noch nicht unbedingt eine überzeugende Qualität – im Vordergrund steht der konkrete Nutzen, der sich durch das neue Tempo erzielen lässt. Instant Payments bringen unter anderem folgende Vorteile:
- Die zahlende Partei erhält sofort eine Zahlungsbestätigung.
- Die begünstigte Partei verfügt sofort über das Geld.
- Keine der beiden Seiten geht ein Kreditrisiko ein, da Belastung und Gutschrift gleichzeitig und final erfolgen.
- Beide Parteien haben jederzeit aktuelle Kontostände. Das erleichtert das Planen und das Budgetieren.
Diese und zahlreiche weitere Beispiele zeigen: Die zahlende und die begünstigte Partei profitieren von Instant Payments auf unterschiedliche Weise. Durch Tempo und sofortige Ausführung entfallen Unsicherheiten und Kreditrisiken für alle Beteiligten, auch und gerade für die involvierten Finanzinstitute.
Was ist der Unterschied zu heutigen Zahlungen?
Der Unterschied zwischen herkömmlichen Überweisungen und Instant Payments ist markant. Bei einer gängigen Überweisung innerhalb der Schweiz ist das Geld «länger unterwegs», bis es nach einigen Stunden, am nächsten Tag oder aber noch später gutgeschrieben wird – je nachdem, ob es tagsüber oder in der Nacht, unter der Woche oder am Wochenende, werktags oder an einem Feiertag auf die Reise geht.
Neue Akteure im Zahlungsverkehr operieren oftmals mit Lösungen, die Instant Payments nahekommen. Solche Lösungen können, müssen aber nicht der Definition von Instant Payments entsprechen. Eine sofortige Benachrichtigung nach einer Zahlung per SMS an die zahlende Partei bedeutet nicht unbedingt, dass die Zahlung bereits vollständig abgewickelt worden ist.
Der Punkt liegt im Unterschied von Clearing und Settlement. Clearing bedeutet, dass die Bank der begünstigten Partei die Transaktion akzeptiert und die Verarbeitung zusichert. Settlement ist die härtere Währung: Damit wickeln die beteiligten Banken die Transaktion tatsächlich untereinander ab. Das Geld steht so der begünstigten Partei zur Verfügung, und jedes Gegenparteirisiko entfällt.
Wann kommen Instant Payments in der Schweiz?
SIX entwickelt zusammen mit der Schweizerischen Nationalbank die notwendige neue Infrastruktur, um Instant Payments abzuwickeln. Diese steht im November 2023 technisch zur Verfügung, danach erfolgt das Onboarding der Banken.
Der Empfang von Instant Payments soll für Schweizer Finanzinstitute in zwei Phasen verpflichtend sein:
- Ab August 2024 für die grösseren Banken
- Ende 2026 für alle anderen Banken, die Kundenzahlungen abwickeln
Der Fahrplan steht, im Spätsommer 2024 werden mindestens 50 Banken, die zusammen rund 98 % der Kundenzahlungen in der Schweiz abdecken, Instant Payments empfangen und sekundenschnell verarbeiten können.
Schweizer Instant Payments in den Startlöchern
Lesen Sie den Beitrag in unserem Fachmagazin PAY.
PAY ist das Fachmagazin von SIX für den Zahlungsverkehr. Erhalten Sie hier die relevanten Informationen zu aktuellen Trends, die den Zahlungsverkehr nachhaltig prägen.
Auslandsvergleich
Sind Instant Payments (IP) im Ausland schon Standard?
Heute sind in 29 europäischen Ländern rund 2'300 IP-fähige Banken und Zahlungsdienstleister mit im Spiel, das entspricht einem Anteil von 60 % aller Institute – allerdings mit grossen Unterschieden zwischen den einzelnen Ländern (Quelle: European Payments Council).
Der Anteil von Instant Payments, genauer gesagt von SEPA Instant Credit Transfer (SCT Inst) im Verhältnis zu sämtlichen herkömmlichen Überweisungen (SCT) beträgt knapp 14 % – Tendenz steigend. Dennoch haben sich Instant Payments noch nicht als Standard etabliert. Sie sind noch ein gutes Stück entfernt vom neuen Normal. Ausnahmen gibt es allerdings: Die Niederlande sind beispielsweise Pioniere. Da der EU-Gesetzgeber noch keine verpflichtende Richtlinie erlassen hat, ist die Teilnahme an SCT Inst für Banken freiwillig.
Neben der Freiwilligkeit bestehen weitere Gründe, die den finalen Durchbruch noch bremsen. Um Instant Payments durchführen zu können, muss sowohl die Bank der zahlenden als auch die der begünstigten Partei an SCT Inst teilnehmen, sonst funktioniert das nicht. Zudem sind Instant Payments im Moment noch ein Spesen-Eldorado. Je nach Bank und genutztem Package kostet eine solche Zahlung zwischen null und zwei Euro. Hohe Preise machen aber wenig Laune, Instant Payments zu nutzen – zudem erwarten Kundinnen und Kunden dieselben Konditionen, die sie auch bei Neobanken und Big Techs bekommen: keine Zusatzkosten für das neue Normal. Gleiche Preise und die zwingende Erreichbarkeit bezweckt im Übrigen ein Vorschlag der EU-Kommission.
Weshalb Instant Payments in der Schweiz?
Die Schweiz als innovativer Finanzplatz hat bei Instant Payments Nachholbedarf und darf nicht von anderen Ländern überholt oder abgehängt werden. Zudem sollen die Spiesse für alle Teilnehmer am Zahlungsverkehr gleich lang sein, der Druck von Big Techs und Neobanken wird sich in Zukunft noch stärker bemerkbar machen. Für Finanzinstitute ist der Zahlungsverkehr der häufigste Kontaktpunkt zu ihren Kundinnen und Kunden – ein Vorteil, den es zu bewahren gilt.
Deshalb will die Schweizerische Nationalbank alles Notwendige unternehmen, damit Instant Payments auch in der Schweiz zum neuen Normal wird. Das bedingt einerseits den Ausbau der technischen Infrastruktur und anderseits die Teilnahme der Banken am neuen Verfahren.