ESG-Bonds boomen

ESG-Bonds boomen

Nachhaltige Anleihen haben an den Kapitalmärkten eine immer grössere Relevanz. Das weltweite Emissionsvolumen von Green, Social und Sustainable Bonds (ESG Bonds) wächst von Jahr zu Jahr exponentiell. Mit der Schweizer Börse und BME bietet SIX entsprechende Kotierungsstandorte und Handelsplätze in der Schweiz und Spanien.

Anfang Dezember 2020 vermeldete die Climate Bonds Initiative (CBI) einen Meilenstein: Das global kumulierte Emissionsvolumen grüner Anleihen (Green Bonds) sei innerhalb der letzten 13 Jahre auf über 1 Billion US-Dollar (USD) angewachsen. Auch wenn dies nur einen Bruchteil des USD 100 Billionen schweren globalen Anleihenpools ausmacht, so liegt die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate der Green-Bond-Emissionen zwischen 2007 und 2020 laut CBI bei durchschnittlich 95%. Und auch im laufenden Jahr bleibt der Green-Bond-Boom ungebrochen: Bis Mitte April 2021 wurde global bereits das 2,5-fache Volumen des Vorjahreszeitraums begeben.

Die erste grüne Anleihe wurde 2007 von der Europäischen Investmentbank (EIB) begeben. Multilaterale Entwicklungsbanken wie die EIB und die Weltbank gehören auch heute noch zu den grössten Emittenten grüner Anleihen. Sie finanzieren damit Projekte, die zum Klimaschutz beitragen, beispielsweise im Bereich der erneuerbaren Energien, oder die Forschung und Entwicklung zur Eindämmung des Klimawandels.

Staatliche Einrichtungen, internationale Organisationen und Agenturen («Sovereigns, Supranationals and Agencies», SSAs) spielten in den ersten Jahren nach der Markteinführung von Green Bonds die tragende Rolle bei den Emissionen. Doch mit der zunehmenden Relevanz nachhaltiger Performance-Indikatoren (ESG-Indikatoren) für Investoren und mit der Integration dieser Faktoren in Corporate Governance Richtlinien diversifizierten sich sowohl die Finanzierungszwecke als auch der Typus der Emittenten. Für 70% der emittierten ESG-Bond-Volumen zeichnet heute der Privatsektor verantwortlich.

 

An der Schweizer Börse sind aktuell 46 grüne Anleihen in fünf verschiedenen Währungen (EUR, CHF, USD, NZD, AUD, CAD) kotiert und handelbar. 2019 kam zu dieser «grünen Kategorie» die erste Nachhaltigkeitsanleihe hinzu, welche von der Bank Raiffeisen Schweiz für die Finanzierung von sozialen und ökologischen Projekten begeben wurde. Im Herbst 2020 folgte Novartis mit einer nachhaltigkeitsgebundenen Anleihe, bei welcher die Höhe des Coupons an die Erreichung bestimmter Nachhaltigkeitsziele geknüpft ist. Das ausstehende Volumen in allen drei ESG-Bond-Kategorien an der Schweizer Börse beträgt rund CHF 17,5 Mia.

Spanien, seit der Übernahme von BME ein Heimmarkt von SIX, gehört nach den neuesten Statistiken verschiedener internationaler Organisationen bei der Emission von ESG-Anleihen zu den zehn aktivsten Ländern weltweit: In den letzten zehn Jahren wurden hier ESG-gekennzeichnete Anleihen über mehr als 40 Milliarden Euro ausgegeben. Zu den Emittenten gehören relevante spanische Finanzmarktteilnehmer wie die Energieerzeuger Iberdrola und Naturgy, das Telekommunikationsunternehmen Telefónica, Banken wie BBVA, Santander oder die CaixaBank, sowie die Eisenbahninfrastrukturverwaltung ADIF und öffentliche Einrichtungen wie die Gemeinde Madrid oder das staatliche Kreditinstitut ICO (Instituto de Crédito Oficial).

Im Zuge der Covid-19-Krise begannen viele der öffentlichen Einrichtungen in Spanien verstärkt auch Social Bonds aufzulegen, um die Auswirkungen der Pandemie zu bekämpfen. So wurden im Laufe des Jahres 2020 etwa von der baskischen Regierung und der Gemeinde Madrid nicht nur grüne, sondern auch soziale und nachhaltige Anleihen begeben und am BME Fixed Income Markt kotiert. Manche dieser Emissionen dienen spezifisch der Finanzierung des krisenbedingten Bedarfs im Gesundheitssektor oder sollen helfen, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie auf sozial benachteiligte Gruppen zu reduzieren.

Im Rahmen ihres European Green Deal und dem dazugehörigen Action Plan on Sustainable Finance legt die Europäische Union weiter vor und übernimmt etwa mit dem Green Bonds Standard, der Verordnung über die Offenlegung nachhaltiger Finanzen (SFDR) sowie der Taxonomie für nachhaltige Aktivitäten eine internationale Führungsrolle im Bereich ESG und Transparenzvorschriften. Darüber hinaus hat die EU einen umfassenderen nachhaltigen Ansatz in ihren Haushalt aufgenommen und den EU Next Generation Recovery Fund eingerichtet, für den die nachhaltige Finanzierung ein Grundpfeiler sein wird. Der Wachstumstrend bei den entsprechenden Finanzinstrumenten scheint damit vorerst nicht zu brechen. Mit BME und der Schweizer Börse bietet SIX entsprechende Kotierungsstandorte und Handelsplätze in der Schweiz und Spanien.