3 Erwartungen der Finanzbranche für die Zukunft, die so nicht zu erwarten waren

3 Erwartungen der Finanzbranche für die Zukunft, die so nicht zu erwarten waren

Die zweite Ausgabe der jährlichen Studie Future of Finance zeigt einen zunehmenden Optimismus unter den Führungskräften in den globalen Finanzmärkten. Lesen Sie, wie Unternehmen planen, diese Stimmung auch durch die Integration von Data and Analytics und künstlicher Intelligenz zu nutzen.

Ein Jahr ist vergangen, seit SIX das letzte Mal die Ansichten von Führungskräften auf den globalen Finanzmärkten abgefragt hat. Dies mag eine relativ kurze Zeitspanne sein. Und tatsächlich bestehen die meisten makroökonomischen Faktoren, die den Führungskräften der Finanzbranche vor 12 Monaten Sorge bereiteten, wie zum Beispiel die höheren Zinssätze, nach wie vor. Die akzentuierte geopolitische Instabilität im Herbst 2023 – ebenfalls ein Aspekt, der von den Befragten im letztjährigen Bericht stark gewichtet wurde – war zum Zeitpunkt der diesjährigen Umfrage noch nicht absehbar.

Ein grosses Jahr für Data and Analytics und künstliche Intelligenz

Dass ein Jahr einen grossen Unterschied macht, wird deutlich, wenn man das Tempo des technologischen Fortschritts, der Digitalisierung und der regulatorischen Änderungen der letzten Monate betrachtet. Wie der Report Future of Finance 2023/24 zeigt, werden Fortschritte in den Bereichen künstliche Intelligenz (KI) sowie der Fortschritt bei Data and Analytics von Führungskräften auf der ganzen Welt als enorme Chance wahrgenommen – mit zunehmender Dynamik und wachsender Neugierde auf sinnvolle Einsatzgebiete. Neue Geschäftsmodelle entstehen in exponentiellem Tempo, die Digitalisierung verändert die Art und Weise, wie Unternehmen an uralte Prozesse herangehen, und die rasante Entwicklung der KI wird weiter voranschreiten. Dies hat zu einigen überraschenden Ergebnissen geführt.

1. Optimismus an den Finanzmärkten nimmt zu

Trotz verschiedener politischer und wirtschaftlicher Widrigkeiten, die weltweit anhalten, werden die Führungskräfte in der Finanzbranche immer zuversichtlicher. Der wachsende Optimismus der Befragten spiegelt sich darin wider, wie die Unternehmen ihre jeweilige Ausgangslage einschätzen, in den nächsten drei Jahren zu wachsen. Weltweit sind 64 % der Unternehmen der Ansicht, dass sie gut für ein deutliches Wachstum aufgestellt sind – ein beträchtlicher Anstieg gegenüber 51 % im Jahr 2022.

Unternehmen mit Hauptsitz in der Schweiz, Singapur oder den USA sind am optimistischsten, was ihre Wachstumsaussichten angeht: 72 %, 71 % beziehungsweise 70 % der Befragten in diesen Regionen gaben an, dass sie gut aufgestellt sind. Die Unternehmen mit Hauptsitz in der EU und in Grossbritannien sind zwar etwas weniger optimistisch, aber keineswegs pessimistisch.

Heruntergebrochen auf den Typ der Institution sind das Asset Servicing und die Vermögensverwaltung deutlich optimistischer als im letzten Jahr: 69 % beziehungsweise 54 % der Befragten in diesen Segmenten fühlen sich gut aufgestellt – im Jahr 2022 waren es nur 35 % beziehungsweise 36 % (siehe Grafik unten).

Wie bewerten Sie Ihre Ausgangslage, um wachsen zu können?

Nach Art des Instituts

2. Front Office an vorderster Front bezüglich Data and Analytics

Da die Angebote für Data and Analytics in den kommenden Jahren immer ausgefeilter werden, sind die Finanzinstitute offenbar der Meinung, dass das Front Office am meisten von diesen Fortschritten profitieren wird (siehe untenstehende Grafik ). Fast die Hälfte der Führungskräfte ist der Ansicht, dass neue Formen von Data and Analytics dem Front Office in den nächsten fünf Jahren den grössten Nutzen bringen werden. Der Handel, die Investmentanalyse und das Portfoliomanagement stehen an erster Stelle (48 %), gefolgt von Verkauf und Vertrieb (46 %) – allesamt Aufgaben des Front  Office.

Das Front Office mit dem Handel, den Marktanalysen und der Umsetzung der Anlagestrategie ist für die Finanzinstitute mit am wichtigsten für die Generierung des Ertrags. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Führungskräfte fest von den strategischen Möglichkeiten überzeugt sind, die sich aus der Verbesserung der Kapazitäten von Data and Analytics ergeben. Über die blosse Steigerung der betrieblichen Effizienz und die Senkung der Kosten hinaus wird dies als direkter Beitrag dazu gesehen, wie Unternehmen ihre Konkurrenz ausstechen, die Renditen für die Kundinnen und Kunden verbessern und organisches Wachstum erzielen können.

Das deckt sich mit den Anwendungsfeldern, wo die Unternehmen in Zukunft voraussichtlich die meisten finanziellen Ressourcen für Data and Analytics bereitstellen werden. Bei den Markt- und Preisdaten, die vor allem zur Entscheidungsfindung im Front Office genutzt werden, erwarten die Befragten mit 43 % den grössten Anstieg der Ausgaben. Innerhalb der Kapitalmarktbranche vertreten die Vermögensverwaltung und das Asset Servicing diese Ansicht am stärksten: 49 % beziehungsweise 44 % erwarten eine Erhöhung ihrer Ausgaben in diesem Bereich.

Wo sehen Sie in den nächsten fünf Jahren den grössten Nutzen für Ihr Unternehmen durch Data and Analytics?

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3. Künstliche Intelligenz: Effizienz ist nicht der einzige Treiber

Es ist nicht verwunderlich, dass zurzeit die Integration von KI in ihren verschiedenen Formen und Spielarten im Fokus der Finanzinstitute steht. Fast die Hälfte (48 %) der Befragten nannte sie als oberste Priorität für die kommenden drei Jahre. Nur 6 % der Befragten erwarten nicht, dass ihr Unternehmen in diesem Zeitraum KI als Instrument sinnvoll einsetzen wird.

Schnellere und genauere Datenanalyse zur besseren Entscheidungsfindung wird als grösster Kundennutzen von KI gesehen. Weit mehr als die Hälfte (55 %) der Befragten vertritt diese Ansicht (siehe Grafik unten). In der Vermögensverwaltung, im Asset Servicing und im Investmentbanking ist diese Ansicht am stärksten ausgeprägt: 58 %, 57 % beziehungsweise 56 % der Befragten sind dieser Meinung.

Kosteneinsparungen und betriebliche Effizienz erscheinen am anderen Ende der Skala, wenn es um den potenziellen Nutzen von KI im Hinblick auf die Steigerung des Kundennutzen. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Unternehmen KI mehr als strategisches Instrument betrachten, um die Konkurrenz durch Mehrwert zu übertreffen, und weniger als technologische Kostensenkungsmassnahme. Dies könnte auch darauf hindeuten, dass die Unternehmen mit einer erheblichen Verzögerung rechnen, bevor Kosteneinsparungen durch den Einsatz von KI realisiert werden können. Denn trotz der Vielseitigkeit und der raschen Entwicklung von KI ist der Aufbau der notwendigen Infrastruktur zunächst kostspielig und zeitaufwändig.

Wo erwarten Sie in den nächsten drei Jahren den grössten Kundennutzen durch die Einführung von KI in Ihrem Unternehmen?

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