Zitat des Monats

«Open Finance Lösungen sind eine Antwort auf die Frage, ob jeder alles können muss in der Zukunft.»

John Häfelfinger, CEO der Basellandschaftlichen Kantonalbank über die zukünftige Zusammenarbeit mit Kaspar&

Open Banking aktuell


Geben die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) und Kaspar& den Startschuss für Open Finance im Schweizer Privatkundensegment?

In einer offiziellen Medienmitteilung kündigte die Basellandschaftliche Kantonalbank kürzlich eine Partnerschaft mit der Schweizer Investment-App Kaspar& an. Mit einer Minderheitsbeteiligung will das Finanzinstitut Kaspar& und deren Open-Finance-Pläne langfristig unterstützen. «Als kundenorientierte Bank sind für uns einfach zu integrierende Open Finance Lösungen die Zukunft», lässt sich John Häfelfinger, CEO der BLKB zitieren. Eine erfreuliche Aussage – nicht nur inhaltlich, sondern auch aufgrund des Absenders. Denn Open Finance ist allem voran eine strategische Thematik, die auf Führungsebene verstanden und vorgelebt werden muss. Dass er ein offenes Mindset hat, beweist Häfelfinger zusätzlich mit einem persönlichen Post auf LinkedIn und einer mutigen Hypothese, die auch wir immer wieder im OBM-Newsletter thematisieren: Open Finance Lösungen sind eine Antwort auf die Frage, ob jeder alles können muss in Zukunft.

Die BLKB sendet damit ein starkes Signal in den Markt. Und welches Schweizer Finanzinstitut folgt als nächstes? Eine breite Adaption der Open-Finance-Vision von Kaspar& unter den Finanzinstituten könnte entscheidend zum weiteren Aufbau eines neuen, synergetischen Ökosystems im Bereich der Vermögensverwaltung beitragen. Die Investment-App hat enormes Potenzial, zu einem der ersten grossen, breit skalierbaren Open-Finance-Anwendungsfälle für den hiesigen Privatkundenbereich zu werden. Nicht zuletzt, weil es ein greifbarer Use Case ist, der auch für die Endkundinnen und Endkunden einfach zu verstehen ist und weil die Mehrwerte für die Finanzinstitute überzeugen. Welche das konkret sind und wie eine effiziente Integration und Skalierung der Investment-App über die «OpenWealth»-Schnittstellen sowie die API-Plattform «bLink» aussehen könnte, haben Kaspar& und SIX vor kurzem in einem gemeinsamen Webinar vorgestellt. Die entsprechende Präsentation und eine Aufzeichnung könnt ihr jederzeit hier nachschauen: six-group.com/k-openfinancevision

Open Banking konkurrenziert etablierte Zahlungsnetzwerke

Die klassischen Zahlungsnetzwerke («Payment Rails») der grossen Kartenanbieter könnten aufgrund von Open-Banking- bzw. API-basierten Zahlungsvarianten zunehmend unter Druck geraten. Wir haben in den vergangenen Newslettern wiederholt Beispiele hierfür aufgezeigt, jetzt veröffentlicht Mastercard erstmals eindrückliche Zahlen. Gemeinsam mit dem finnischen Online-Zahlungsdienstleister Paytrail wickelt Mastercard im eCommerce-Bereich inzwischen über eine Million Zahlungen pro Monat via der API-Plattform Aiia ab. Notabene: Mastercard hat Aiia vor weniger als einem Jahr erworben. 

Open-Banking-Zahlungen im eCommerce seien «praktischer», schreibt Mastercard, weil jede Person mit einem Bankkonto schnelle und sichere digitale Zahlungen tätigen könne. Open Banking ermögliche zudem einen schnelleren Checkout-Prozess, da Zahlungen direkt von der Bank veranlasst werden, ohne dass die Zahlungsdaten manuell eingegeben oder mit einer anderen Anwendung erhoben werden müssen. Gemäss Mastercard entspricht das der gemeinsamen Vision mit Paytrail, den Komfort für Verbraucherinnen und Verbraucher kontinuierlich zu erhöhen. Ein spannendes Statement, konkurrenziert Mastercard damit doch – zumindest in Teilen – ihr traditionelles Geschäft. Gleichzeitig zeigt sich hier offensichtlich dasselbe Mindset wie bei der Konkurrentin Visa, die sich mit der Plattform Tink verstärkt auf neue Use Cases im Bereich Open Finance konzentrieren will. Drängen sich Konto-zu-Konto-basierte Sofortzahlungen allmählich zwischen traditionelle Zahlungsoptionen? Oder noch viel grundlegender: Sind Open-Banking-APIs die neue Infrastruktur für führende Zahlungsnetzwerke? Dafür spricht, dass immer mehr entsprechende Schnittstellen zur Verfügung stehen. Und je mehr Schnittstellen zur Verfügung stehen, desto flächendeckender kann diese Zahlungsoption umgesetzt werden. Damit gewinnt sie zusätzlich an Attraktivität. Mit der geplanten Einführung von «Instant Payments» dürften Konto-zu-Konto-Zahlungen übrigens auch in der Schweiz bald häufiger zu einem zentralen Thema werden. 

In diesem Zusammenhang: Neue Schnittstellen fachen auch im Bereich Embedded Finance zunehmend die alternative Bezahlmethode «Buy Now, Pay Later (BNPL)» an. Neben Marktführerin Klarna startet jetzt auch die Digitalbank Revolut schrittweise mit einem neuen Ratenzahlungs-Angebot in Europa. Apple verkündete im Rahmen ihres neuen Betriebssystems iOS 16 einen Einstieg in den amerikanischen BNPL-Markt. Und auch Deutsche Bank will sich das Geschäft mit Rechnungs- und Ratenkäufen im Rahmen ihrer neuen Banking-as-a-Service-Strategie nicht entgehen lassen.

Ebenfalls in den News

Weitere Konsolidierung im Open-Banking-Markt: GoCardless plant, die europäische Plattform Nordigen zu akquirieren. Medienmitteilung (EN)

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Use Case des Monats


«Heymoney»: Ist Multibanking zum Scheitern verurteilt?

Ende Juni verkündete Allianz das Ende ihrer Multibanking-App «Heymoney». 2019 hatte der Versicherungskonzern das Projekt lanciert und mit einer Finanzierung im zweistelligen Millionenbereich ausgestattet. Die App, die Nutzerinnen und Nutzern eine konsolidierte Übersicht über ihre Finanzen geben sollte, konnte den Anforderungen nicht gerecht werden. Es fehlten schlichtweg die nötigen Nutzerzahlen. Damit reiht sich Allianz in eine lange Kette von Nicht-Banken mit ähnlichen gescheiterten Projekten im deutschsprachigen Markt ein. 

Den Anfang machte damals «Numbrs», auf den Unicorn-Status folgte beim Start-up bald der harte Absturz. 2021 schaltete die Vergleichsplattform Check24 ihre Multibanking-App «moneyTracker» ab und integrierte sie stattdessen als Feature in die hauseigene C24-Bankapp. Kurze Zeit später warf auch Konkurrentin Verivox die vier Jahre zuvor erworbene App «Outbank» ab. «Treefin», eine weitere Multibanking-Vorreiterin, wurde inzwischen in den Digitalversicherer Adam Riese integriert – die Kontofunktionen rückten dabei zunehmend in den Hintergrund. Auf der anderen Seite legen einige traditionelle Finanzinstitute mit integrierten Multibanking-Lösungen zu. Da wären allen voran die Sparkassen mit ihrer «S-App», der digitale Finanzassistent der Postbank oder die «Deutsche Bank Mobile»-App.

Woran scheitert Multibanking im Kontext der genannten Beispiele? Zum einen lassen sich entsprechende Lösungen entlang eines bereits vorhandenen Kundenstamms einfacher etablieren. Multibanking steht ausserdem im Zeichen der Konsolidierung, weshalb eine Nutzung über ein bereits bestehendes eBanking- bzw. Mobile-Banking-Angebot (Multibanking als Feature) vermutlich naheliegender ist, als über eine neue Dritt-App. Ein weiteres Problem ist die Monetarisierung des Angebots. Die Zahlungsbereitschaft für eine Dritt-App dürfte grundsätzlich relativ gering sein, insbesondere wenn die bereits genutzten Banken-Apps und deren Features kostenlos sind. Bei frühen Projekten dürften auch fehlende oder unzureichende Schnittstellen zu Finanzinstituten ein zentrales Hindernis gewesen sein. PSD2 hat zwar Abhilfe geschaffen, dafür verhindert der aktuell eher umständliche Prozess für die Kundenauthentifizierung (im Gegensatz zur Schweiz, für mehr Informationen siehe Mai-Ausgabe) ein nutzerfreundliches Multibanking-Angebot. Dass die User Experience nicht zuletzt ein entscheidendes Merkmal ist, lässt sich auch im Fall der gescheiterten Allianz-App erkennen: Potenzielle Neukunden benötigten für den umständlichen Zugriff auf die App nämlich einen Einladungscode, den sie ausschliesslich über eine Beraterin bzw. einen Berater der Allianz erhielten.

Multibanking ist und bleibt ein zentraler und spannender Use Case im Open Banking. In der Tendenz zeigt sich, dass eine Einbettung als Feature in eine bestehende Bank-App die attraktivere und erfolgversprechendere Lösung darstellt – in der Schweiz wäre mit TWINT aber durchaus auch ein Dritt-Angebot denkbar, wenn die Finanzinstitute keine eigenen Lösungen forcieren. 

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euer bLink Team