Zitat des Monats

«Open-Banking-Geschäftsmodelle tragen zu einem positiven Kundenerlebnis bei. So werden Kunden von einer Vielzahl unterschiedlicher Finanzdienstleister – ob Banken, FinTechs, branchenfremde Dienstleister – bedient. Eine Vereinfachung und Vernetzung dieser Landschaft ist darum eindeutig in deren Interesse.»

Roger Wisler, Leiter Open Banking im hauseigenen Interview der Zürcher Kantonalbank auf die Frage, ob Open-Banking-Lösungen überhaupt gefragt sind.

Open Banking aktuell


Fintech is dead – long live Fintech! Auch dank Open Finance?

Startups generell haben es in der aktuellen Wirtschaftslage schwer, Investorengelder sind kaum zu finden. Gemäss einer Analyse der Investmentbanking-Boutique FT Partners bleiben auch Fintechs nicht davon verschont – das Investitionsvolumen befindet sich hier im 3. Quartal 2022 auf dem niedrigsten Stand der letzten zwei Jahre. Nach dem bekannten Hoch im Jahr 2021 ist das Finanzierungsvolumen alleine von Q2 auf Q3 2022 um die Hälfte von 26.6 Milliarden auf 13.3 Milliarden US-Dollar geschrumpft. Die Bewertungen der Fintechs fallen schlechter aus (zum Vergleich: die Bewertung von Klarna ist innerhalb eines Jahres um 85% eingebrochen) und die Herde von Einhörnern dünnt sich langsam aber sicher aus. Mit den Fintechs, die in diesem Umfeld überleben oder sogar noch von Finanzierungen profitieren, bleiben aber auch die erfolgreichen und wirklich relevanten Geschäftsmodelle übrig, die es zu beachten gilt. Denn diese stellen jetzt – nicht zuletzt als Bedingung von Seiten der Investoren – im Anschluss an einen aggressiven Wachstumskurs auf Profitabilität um und das mit signifikanten Kundenstämmen im Gepäck. 

Open Finance mit hoher Relevanz für die Entwicklungen im Fintech-Bereich

Viele dieser erfolgreicheren Fintechs setzen erfreulicherweise auf Open Finance, das in der aktuellen Finanzierungslage auch einen (vergleichsweise) sicheren Hafen zu bieten scheint. Eine in diesem Jahr veröffentlichte Studie der Universitäten Columbia und Stanford hat nämlich ergeben, dass in Ländern, in denen Open-Finance-Richtlinien eingeführt werden, Venture-Capital-Investitionen im Schnitt um 50% zunehmen. Je umfassender dabei die Massnahmen sind, desto höher fällt in der Regel auch das Finanzierungsvolumen aus. Interessant ist deshalb, dass Fintech-Investitionen im PSD2-regulierten Europa im Vergleich zu 2021 zwar ebenfalls zurückgegangen sind (Finch Capital hat hierzu kürzlich einen detaillierten Bericht veröffentlicht), dafür aber immer noch wesentlich höher liegen als in den Jahren davor. Stimmt die Analyse des französischen Venture Capitalists Blackfin Tech, dann macht das europäische Venture-Capital-Volumen mit rund 3.2 Milliarden Euro denn auch fast einen Viertel der globalen Fintech-Gesamtinvestitionen im Q3 2022 aus.

Fintechs, die bereits mit Hilfe von Open Finance wachsen, legen ihre Kräfte jetzt zusätzlich zusammen. Erst kürzlich haben dreizehn namhafte Fintechs die «Open Finance Association» lanciert, die gemeinsam die Entwicklung von Open Finance in Europa weiter vorantreiben will. Zu den Mitgliedern gehören Grössen wie Plaid, Yapily, TrueLayer, GoCardless oder auch führende Zahlungsdienstleister wie Worldline. Open-Finance-Angebote erfreuen sich zunehmen grosser Beliebtheit, im Kontext der Corona-Pandemie und der anhaltenden Wirtschaftslage insbesondere im Bereich von alternativen Zahlungsoptionen, dem Finanzmanagement für Unternehmen oder Private und für Kreditanträge (siehe letzter Newsletter). Wollen etablierte Finanzdienstleister mit dieser Entwicklung Schritt halten und am wachsenden Ökosystem Open Finance teilnehmen, müssen sie sich entsprechend öffnen und ebenfalls neue kooperationsbasierte Strategien und Angebote entwickeln. 

Wie drastisch das aussehen kann, zeigt u.a. die US-Bank JP Morgan Chase. Unter dem wachsenden Druck neuer Fintech-Angebote boxt CEO Jamie Dimon dort aktuell eine Lösung für Konto-zu-Konto-Zahlungen durch. Diese soll von einer der beiden Hauptdivisionen der Bank, der Corporate and Investment Bank (CIB), entwickelt werden. Die neue Zahlungslösung sorgt laut einem Artikel der Financial Times (Paywall) aber für ordentlich Wiederstand bei der anderen Hauptdivision, dem Consumer and Community Banking (CCB), weil durch das neue Angebot ein substanzieller Teil ihrer Kartenerträge wegfallen dürfte (2021 machten diese rund 5 Milliarden US-Dollar aus). Wie ernst es Dimon mit der Umsetzung des Angebots meint, die eine enge Zusammenarbeit der beiden Divisionen erfordert, zeigt spätestens folgendes (angebliches) Zitat an sein Management: “If I hear that any of you aren’t sharing information with each other, or you’re hiding information, you’re fired”. Mit dem neuen Angebot reagiert Dimon aber nicht nur auf die Fintech-Konkurrenz, sondern auch auf die Nachfrage von einflussreichen Händlern wie Amazon und Walmart, die schon seit längerem die vor allem in den USA hohen Interchange Fees für Kartenzahlungen kritisieren. Und genau darum geht es eben am Ende: Der Markt bestimmt das Angebot – und damit auch, welche Anbieter weiterhin relevant bleiben.

Embedded Finance bringt erneut spannende Partnerschaften hervor

Das Schöne an einem flexiblen und effizienten Austausch von Finanzdaten und -services über moderne Schnittstellen sind die scheinbar endlosen Verwendungsmöglichkeiten, die sich daraus ergeben. Embedded Finance gleicht damit einer Wundertüte, die ständig neue (absehbare und überraschende) Anwendungsfälle hervorbringt. Auch im vergangenen Monat haben sich deshalb wieder interessante Kollaborationen zwischen Banking-as-a-Service-Anbietern und -Abnehmern gezeigt, sowohl innerhalb der Finanzbranche als auch darüber hinaus. Wir haben drei repräsentative Beispiele herausgesucht und zusammengefasst:

  • Finastra und Visa haben eine Zusammenarbeit angekündigt, um gemeinsam neue Angebote auf dem Payment Hub von Finastra zu entwickeln. Visa integriert unter anderem ihren Überweisungsservice «Visa Direct», der via Push-to-Account Zugang zu über zwei Milliarden Konten weltweit bietet. Internationale Bankkunden von Finastra können damit KMUs und Privatpersonen auf effizientem Weg eine zusätzliche Option für grenzüberschreitende Auszahlungen in verschiedenen Währungen und Ländern anbieten, die darüber hinaus kostengünstig und transparent ist.
  • Die Zahlungsplattform Stripe setzt für den führenden internationalen Nutzfahrzeughersteller MAN Truck & Bus eine eigene Zahlungslösung um – basierend auf den Services Stripe Payments und Stripe Connect. Das neue Produkt mit dem passenden Namen «MAN SimplePay» erlaubt die direkte Zahlungsabwicklung zwischen LKW-Flottenunternehmen und ihren zahlreichen Servicepartnern (wie z.B. Reparaturwerkstätten, Treibstofflieferanten oder Mautstellen) und sorgt damit für eine reibungslosere und ganzheitlichere User Experience im Ökosystem von MAN.
  • eToro, eine internationale Plattform für Social Trading und Multi-Asset-Investitionen lanciert für seine europäische Kundschaft das Zahlungskonto «eToro Money». Möglich macht das eine Kooperation mit BaaS-Anbieterin OpenPayd, über die eToro virtuelle Euro-IBANs vergeben kann und ausserdem Zugang zu SEPA-Direktzahlungen erhält. Das Zahlungskonto verbindet sich darüber hinaus nahtlos mit einem bestehenden eToro-Anlagekonto und erlaubt direkte Ein- oder Auszahlungen ohne Umrechnungsgebühren.

Weiter in den News

Wie die Zürcher Kantonalbank Open Finance konkret als Geschäftsmodell anwendet. Ein Interview mit Roger Wisler, Leiter Open Banking bei der ZKB. Inverview (DE)

Fünf Beispiele von Finanzinstituten mit innovativen Premium APIs für Unternehmenskundendaten. Blogartikel (EN)

Dan Globerson, Leiter des Bereichs Open Banking bei NatWest, über Strategie, Umsetzung und die Vorteile von Open Banking für die britische Bank. Interview (EN)

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Use Case des Monats


Fidel API – Ein Baukasten fürs Spesen- und Finanzmanagement

Erst kürzlich verkündete Visa, dass sie die Plattform Fidel API in ihr «Visa Fintech Partner Connect»-Programm aufgenommen hat. Über letzteres erhalten Visa-Kunden Zugang zu verschiedenen innovativen Mehrwertlösungen im Kartenbereich. Aber warum ist gerade Fidel API so interessant?

Über die Plattform können sich Spesen- oder Finanzmanagement-Apps unabhängig vom jeweiligen Kartenanbieter mit den Debit- und Kreditkarten ihrer Kunden verbinden und in Echtzeit Transaktionsdaten abrufen. Fidel API deckt dabei neben Visa alle wichtigen Kartennetzwerke ab. Der Echtzeit-Zugriff auf die Transaktionsdaten ermöglicht es App-Anbietern nicht nur, Transparenz und Struktur in die Kartenausgaben ihrer Kunden zu bringen. Fidel API wirbt aktiv damit, dass Programmierer über ihre APIs ganz einfach verschiedene, sogenannte «ereignisbezogene Nutzererlebnisse» direkt am Point-of-Sale – also exakt in dem Moment, in dem eine Kartentransaktion stattfindet – in ihren Apps kreieren können. Zu diesen Nutzererlebnissen zählen u.a. digitale Quittungen, sofortige Spesengenehmigungen und Rückerstattungen oder automatisierte Prämien im Rahmen von Treue- bzw. Bonusprogrammen. Die entsprechenden Anleitungen inklusive Code-Bausteine zur Umsetzung dieser Angebote stellt Fidel API direkt mit zur Verfügung.

Fidel API positioniert sich damit als eine Art Spielplatz oder Baukasten für jegliche App-Anbieter, die im Kern Mehrwerte für die Verwendung von Zahlungskarten schaffen möchten. Entsprechend wird die Plattform aktuell von Start-ups bis hin zu globalen Unternehmen wie Google (Google Pay), British Airways, TopCashback oder der Royal Bank of Canada genutzt.

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