Zitat des Monats

«2023 wird ein entscheidendes Jahr für Open Finance in der Schweiz sein.»

Nicolas Brügger, Deputy Head of Capital Markets & Infrastructure beim SIF bringt die Jahresprognose auf den Punkt

Open Banking aktuell


Schafft Open Banking 2023 endlich den Durchbruch in der Schweiz?

Rekapitulieren wir das letzte Jahr für die Schweiz sowohl aus der Sicht des Marktes als auch von bLink, dann hat sich in Punkto Open Banking an der Oberfläche zwar augenscheinlich wenig getan, dafür ratterte es ordentlich hinter den Kulissen. 2022 war in vielerlei Hinsicht ein Jahr der Vorbereitung und des Weichenstellens. Was bedeutet das für 2023? Was können wir erwarten? Wir haben führende Akteure aus dem Markt gebeten, ihre Prognosen und Pläne mit uns zu teilen. Eines ist sicher: Das dürfte ein ganz schön interessantes Jahr werden! 

Die OpenWealth Association und ihre Mitglieder setzen im Jahr 2023 den Fokus auf die Adaption der OpenWealth APIs

Im Februar 2023 feiert die OpenWealth Association (OWA) ihr 2-jähriges Jubiläum. Wir dürfen inzwischen 11 namhafte Finanzinstitute und über 40 WealthTechs und Service Provider zu unseren Mitgliedern zählen. Die St.Galler Kantonalbank und Zürcher Kantonalbank sind bereits live mit OpenWealth APIs und werden den Scope weiter ausbauen. Zudem sind weitere Banken in Umsetzungsprojekten und werden dieses Jahr mit OpenWealth live gehen. Es freut uns zu sehen, dass auch Banken, welche nicht Vereinsmitglieder sind, mit der Adaption des OpenWealth-Standards beginnen. Bei der Priorisierung der verschiedenen APIs sehen wir bei den Banken keinen klaren Trend – einige werden zuerst mit «Customer Management» live gehen, wobei andere «Custody Services» und «Order Placement» priorisieren. Für die Adaption des OpenWealth-Standards sind aber nicht nur die Banken entscheidend. Es ist genauso wichtig, dass WealthTechs, welche die Services konsumieren, den Standard umsetzen. Die Anbieter Alphasys, Assetmax und Etops haben OpenWealth bereits produktiv im Einsatz. Zudem sehen wir, dass die meisten WealthTechs, welche Lösungen für externe Vermögensverwalter anbieten, die OpenWealth-APIs auf ihrer Roadmap für 2023 haben. Die OWA wird dieses Jahr ein vollumfängliches Testsystem bereitstellen, um die TPPs bei der Umsetzung zu unterstützen. Der Fokus liegt im Jahr 2023 auf dem B2B Use Case. Die Verwendung von OpenWealth für Privatkunden im Sinne von Open Finance wird bei verschiedenen Banken diskutiert, Use Cases werden dieses Jahr aber voraussichtlich in erster Linie im UHNW-Segment live gehen. Die OWA arbeitet darüber hinaus auch dieses Jahr an der Erweiterung des Standards. Unter anderem erweitern wir die Customer Management API für juristische Personen und die Custody Service und Order Placement APIs mit der Unterstützung für Digital-Assets und OTC-Kontrakte.

– Dr. Simon Alioth, Vizepräsident der OpenWealth Association

Unsere Kunden realisieren die ersten Cases

Generell sehen wir am Markt ein grosses Interesse an Open Banking, das Thema wird von unseren Kunden im direkten Austausch immer wieder angesprochen. Unser erster Kundencase, bei dem wir als Banken-Provider die Use Cases «Account Information Service» (AIS) und «Payment Submission Service» (PSS) anbinden, geht Mitte Jahr live. Geplant ist die Lösung bei weiteren Kunden zu integrieren, im Laufe des Jahres werden also noch weitere Projekte im Bereich Open Banking und bLink dazukommen. Weitere Schnittstellen für Karten, Hypotheken oder Versicherungen befinden sich in der Entwicklung. Wir gehen davon aus, dass die neuen Schnittstellen dieses oder spätestens nächstes Jahr verfügbar sind. Intern treiben wir den Ausbau unserer Open-Banking-Lösung mit zwei Schwerpunkten voran: Erstens erweitern wir den Provider Scope mit Open Wealth, um Portfolio-Management-Systeme und externe Vermögensverwalter anzubinden. So können diese ihre Portfolios in ihren Systemen anschauen und Börsenaufträge direkt aus ihrem System an die Bank schicken. Zweitens fokussieren wir auf die Entwicklung der Consumer-Seite mit AIS, PSS und OpenWealth. Banken sind so in der Lage, Vermögensdaten ihrer Kunden bei ihnen zentral zu aggregieren und ihre Kunden über ihr gesamtes Vermögen zu beraten, also echtes Multibanking anzubieten. Ausserdem können Endkunden so Zahlungen und Börsenaufträge direkt in unserer Lösung für alle ihre Bankbeziehungen auslösen.

– Thimo Schinagl, Produktmanager bLink/Open Banking bei ti&m

2023: Ein entscheidendes Jahr für Open Finance in der Schweiz

Das Potenzial von Open Finance ist nach wie vor gross, sowohl im Ausland als auch in der Schweiz. Open Finance bietet die Möglichkeit, die Innovationsfähigkeit des Finanzsektors und die Selbstbestimmung der Kundschaft massgeblich zu stärken. An seiner Sitzung vom 16. Dezember 2022 hat der Bundesrat die Entwicklungen und Zukunftsperspektiven von Open Finance in der Schweiz zur Kenntnis genommen und das Engagement der Branchenverbände und verschiedener Finanzinstitute begrüsst. So gibt es aktuell vielsprechende Open-Finance-Projekte in der Schweiz. Bei der Öffnung der Datenschnittstellen braucht es jedoch noch konkretere Fortschritte sowie mehr Verbindlichkeit. 2023 könnte entscheidende Entwicklungen bringen, und damit das Erreichen wichtiger Meilensteine in der Schweiz. Es gibt Anzeichen, dass sich 2023 weitere Finanzinstitute für Open Finance engagieren werden. Eine weitere Entwicklung, die Tempo aufnimmt, ist die thematische Ausweitung von Open Finance. Dies betrifft in der Schweiz unter anderem Daten aus der Altersvorsorge. Ausserdem ist es durchaus plausibel, dass auch der Retail-Bereich zunehmend an Bedeutung gewinnt. Sowohl im privaten als auch öffentlichen Sektor laufen Arbeiten, die darauf abzielen, die digitale Selbstbestimmung der Kundschaft in der ganzen Wirtschaft zu stärken (wie z.B. das «Netzwerk Digitale Selbstbestimmung»). Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 16. Dezember auch kommuniziert, dass er weiterhin an einen marktbasierten Open-Finance-Ansatz glaubt. Er beauftragte jedoch das Eidgenössische Finanzdepartement, ihm bis Juni 2024 Massnahmen für den Fall zu unterbreiten, dass sich der Finanzsektor nicht ausreichend engagiert. In diesem Kontext wird das Jahr 2023 wirklich ein entscheidendes Jahr für Open Finance in der Schweiz sein, mit der erwarteten Umsetzung weiterer Anwendungsfälle und Geschäftsmodelle.

– Nicolas Brügger, Deputy Head of Capital Markets & Infrastructure im Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF)

Industrieübergreifende Kollaboration und das Thema Vorsorge im Zentrum

Zum Jahresausklang legten die Studie Collaboration Models von FHNW, SBVg und SFTI, der dazugehörige Event und nicht zuletzt die Medienmitteilung des Bundesrats im Dezember 2022 dem Open-Finance-Ökosystem viel Lese- und Diskussionsstoff vor. Die angeregten vertiefenden und weiterführenden Arbeiten dazu werden im aktuellen Jahr eine grosse Rolle einnehmen. Darüber hinaus sieht SFTI für 2023 folgende Themen rund um den Schweizer Finanzplatz: I) Industrieübergreifende Zusammenarbeit und Datenbearbeitung: Die Zusammenarbeitsmodelle, welche die Studie Collaboration Models ausgearbeitet hat, mögen aktuell vor allem für die Finanzindustrie bedeutend sein. SFTI wagt die Aussage, dass diese Modelle, allenfalls mit leichten sektorspezifischen Anpassungen, auch industrieübergreifend angewandt werden können und – um ein optimales Kundenerlebnis zu bieten – auch müssen. So können Use Cases entwickelt werden, welche Daten aus mehreren Industrien zusammenfügen, um eine gesamtheitliche Beratung der Kundschaft bei Fragen in Zusammenhang mit einer bestimmten Lebensphase, beispielsweise Familiengründung, Immobilienkauf oder Nachfolgeplanung, zu ermöglichen. Der Datenaustausch muss immer auf Wunsch der Kundschaft erfolgen, wofür die angestrebte E-ID Lösung der Schweiz gleichzeitig eine Grundlage als auch ein Beschleuniger sei könnte. II) Vorsorge: In der zweiten Januarwoche konnte man in den Medien lesen, dass erstmals 100'000 65-jährige in der Schweiz leben. Dieser klare Wachstumstrend gekoppelt mit einer längeren Lebenserwartung ist ein entscheidender Faktor, Projekte zum Thema Vorsorge mit voller Kraft anzupacken bzw. fortzuführen. SFTI ist es wichtig, hierzu einen Beitrag zu leisten. Zentral ist eine kundenorientierte, einfache Art, der Bevölkerung in der Schweiz eine holistische Übersicht über ihre individuelle Vorsorgesituation zu geben. Gleichzeitig ermöglicht dies den Finanzpartnern die Vorsorge bedürfnisgerecht mit der Kundschaft zu planen und zu gestalten. Nebst Datenaustauschstandards bietet SFTI mit dem Pension Cockpit und Open PK interessante Grundlagen, um das Thema voranzutreiben.

– Stephanie K. Wickihalder, Präsidentin & Cornelia Stengel, Co-Direktorin und Geschäftsleitungsmitglied von Swiss Fintech Innovations (SFTI)

Der Druck auf Open Finance steigt

Kurz vor Weihnachten hat sich der Bundesrat und das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF) zum Thema Open Finance geäussert: Entweder die Industrie macht vorwärts oder der Bund zwingt sie dazu. Deadline ist Juni 2024. So die Mitteilung aus Bundesbern. Der Druck auf die Umsetzung eines für Bankkundinnen und -kunden sichtbaren «Open Finance»-Anwendungsfalles steigt. Mit dem durch die Schweizer Bankiervereinigung in Zusammenarbeit mit SFTI koordinierten Pilotprojekt «Multibanking für Retailkunden» liegt ein solcher Anwendungsfall vor. Und mit der bereits etablierten Plattform «bLink» von SIX steht zudem auch eine technische Grundlage für eine breite Umsetzung zur Verfügung. Die Mahnung aus Bern scheint eine gewisse Dynamik im Markt ausgelöst zu haben. Zu hoffen ist, dass sich diese positive Entwicklung nun im laufenden Jahr fortsetzt. Und, dass die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Open Finance auf Seiten der Banken in einen gemeinsamen Willen mündet. Der deutlich gestiegene Informationsbedarf in der Finnova-Community rund um die Anbindungsmöglichkeiten an die bLink-Plattform lässt hoffen. Wir als Finnova sehen unseren Beitrag in der Standardisierung und Operationalisierung der benötigten APIs sowie bei der Ausgestaltung von Multibanking. Ich persönlich erhoffe mir, dass die Einsicht in diesem Jahr weiter wächst. Die Einsicht für die Notwendigkeit einer Öffnung und die Einsicht, dass innovative Lösungen nur in Kooperation entstehen. Ich bin gespannt, ob der Wille der Marktteilnehmer zur Entwicklung solcher Lösungen vorhanden ist.

– Sven Biellmann, Open Finance Lead bei Finnova

Ökosystem-Wachstum mit Fokus Account und Payment Services

Der Swisscom Open Business Hub (OBH) wird nach bereits aktiv genutzten Services – wie z.B. dem PEP Screening Service oder den OpenWealth Services, welche einen standardisierten und effizienten Bezug von Vermögensdaten bei Depotbanken, sowie Informationen zur Kundenbeziehung (u.a. KYC) abfragen und verändern können – schon im ersten Quartal 2023 um weitere Services ergänzt: Zwei Banken mit Core-Banking-Software von Finnova werden über den Open Business Hub mittels Account und Payment Services ihren Kunden die integrierte Nutzung von Buchhaltungssoftware via bLink von SIX ermöglichen. Des Weiteren wird die Hypotheken-Plattform brokermarket der Thurgauer Kantonalbank über den Open Business Hub eine einfache Anbindung von deren Kapitalgebern ermöglichen. Getrieben durch die Initiative der Schweizerischen Bankiervereinigung rund um den Retail-Multibanking Use Case sowie FinTech-Lösungen, prognostizieren wir das Jahr im Zeichen von Account und Payment Services: Wir freuen uns, die Banken mit dem Open Business Hub bei der Anbindung via bLink zu unterstützen und sie somit im Open-Finance-Ökosystem der Schweiz willkommen zu heissen.

– Kerstin Hansen, Produktmanagerin Open Business Hub bei Swisscom

"Walk the Talk": von grossen Versprechen zur Realität

Open Finance hat in den letzten Jahren immer wieder Aufmerksamkeit auf sich gezogen. In der EU werden zurzeit die Lehren aus PSD2 gezogen und gleichzeitig wird an den Eckpunkten für ein zukünftiges Open-Finance-Rahmenwerk gearbeitet. In der Schweiz begrüsst der Bundesrat in einer Mitteilung von Ende Dezember 2022 die bisherigen Fortschritte in der Branche, fordert aber gleichzeitig bei der Öffnung der Datenschnittstellen mehr Verbindlichkeit. Erfreulich ist, dass einige Banken in der Schweiz bereits entsprechende Dienste anbieten, sei es im Vermögensverwaltungsgeschäft oder im Hypothekarbereich. Die Umsetzung in der Praxis ist aber noch lange nicht flächendeckend. Und: Sie richtet sich meist noch nicht direkt an individuelle Bankkundinnen und Bankkunden, sondern vor allem an Unternehmenskunden. Dies könnte sich in den kommenden Monaten ändern. So stehen vielversprechende Überlegungen im Raum, die Umsetzung von sogenannten Multibanking-Angeboten für Privatkundinnen und Privatkunden in den kommenden Monaten schrittweise umzusetzen. Dies würde den Kundinnen und Kunden ermöglichen, ihre Beziehungen zu unterschiedlichen Finanzinstituten über eine präferierte Plattform – beispielsweise die mobile App der Hausbank – zu verwalten. Die aktivierten Funktionen können dabei variieren, beispielsweise wären das einfache Abrufen von Kontoständen und zugehörigen Kontotransaktionsdaten oder das Einreichen von Zahlungen zur Genehmigung denkbar. Die notwendigen Grundlagen für eine technisch machbare, wirtschaftlich sinnvolle und insbesondere für die Kundschaft benutzerfreundliche Umsetzung in der Schweiz sind vorhanden. Entsprechend schaue ich zuversichtlich auf die kommenden Monate und bin überzeugt, dass die Akteure am Schweizer Finanzplatz die Vorteile aus der gegenseitigen marktbasierten Öffnung für sich und ihre Kundschaft erkennen und entlang von konkreten Kundenbedürfnissen innovative Lösungen realisieren werden.

– Richard Hess, Leiter Digital Finance bei der Schweizerischen Bankiervereinigung

Weiter in den News

Mit einer Zunahme um 6,5% markiert Banking-as-a-Service (Baas) auch 2022 den wachstumsstärksten Geschäftsbereich der Hypi Lenzburg. Wichtiger Nebeneffekt: Neben einem gesteigerten BaaS-Nettogewinn hat die Regionalbank auch ihre Kundeneinlagen auf über 5 Milliarden Schweizer Franken (+6,7%) erhöht. Artikel (DE)

Was sind eigentlich bevorzugte Kollaborationsmodelle im Bereich Open Finance? Prof. Dr. Andreas Dietrich, Leiter des Instituts für Finanzdienstleistungen an der HSLU hat die wichtigsten Erkenntnisse vom Event «Collaboration Models in Banking» der Schweizerischen Bankiervereinigung zusammengefasst. Blogpost (DE)

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Use Case des Monats


Nordea Bank – Fraud Detection im Procurement als Premium API

Betrugsversuche im Procurement sind ein weit verbreitetes operatives und finanzielles Risiko für Unternehmen jeder Grössenordnung. Die Betrüger geben sich dabei gekonnt als Kunden oder Lieferanten aus und schicken Zahlungsforderungen mit falschen Kontodaten an die betroffenen Unternehmen. Die Lösung für das Problem: Der Service «Beneficiary Account Validation» von Nordea. Die Bank bietet den Service über eine Premium API an, an die sich ERP-Systeme anbinden und deren Nutzer (z.B. KMUs) Anfragen für die Validierung von Begünstigen-Kontos automatisiert an die Bank übermitteln können. Einen solchen Validierungsservice integrierte 2021 bereits die Deutsche Bank für ihre internationalen Zahlungen und zwar von SWIFT. Und auch Nordea ist an SWIFT angeschlossen, wodurch sie für ihren eigenen Service auf eine breite Bankenabdeckung bei der Kontovalidierung zählen können. Mit ihrer Premium API macht die finnische Bank den Valisierungsservice nun Dritten zugänglich, damit deren Kundschaft potenzielle Begünstige bzw. deren Kontodaten nicht manuell und zeitaufwendig selbst überprüfen muss. Das Ganze funktioniert zwar noch nicht ganz in Echtzeit, die Resultate der Überprüfung folgen nach ein paar Tagen. Dennoch ist die Automatisierung dahinter ein klarer Mehrwert. Der Use Case ist aber nicht nur ein tolles Beispiel für eine optimierte User Experience, sondern auch für die Möglichkeiten der direkten Monetarisierung von APIs durch eine Bank.

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Mit besten Grüssen,
euer bLink Team