Zitat des Monats

«Nicht Disruption – also die bisherigen Geschäftsmodelle der etablierten Player in Bedrängnis zu bringen – stehe bei Open Banking im Vordergrund. Dagegen müsse man zusammenarbeiten, damit der Finanzsektor nicht durch die global agierenden grossen Tech-Konzerne unter sich aufgeteilt wird.»

Aussage von Max von Bismarck, Chief Business Officer von Raisin, entnommen aus einem FuW-Artikel zum FuW Forum Fintech 2023

Open Banking aktuell


Nichts Neues am Horizont – oder doch?

Anfang Juni traf sich die internationale FinTech-Community wieder einmal zur Money20/20 in Amsterdam. Die beliebte Konferenz rückt jedes Jahr die aktuellsten Trends und Visionen im Finanzsektor in den Mittelpunkt und dient als zuverlässiger Ankerpunkt, um sich ein Bild der aktuellen Marktlage zu machen. Auch wir waren wieder mit von der Partie, natürlich immer mit einem Fokus auf Neuigkeiten aus den Bereichen Open Banking und Embedded Finance. Erste Zwischenbilanz: Die «Open Banking Monthly»-Community befindet sich erfreulicherweise auf einem ausgeprägt guten Wissensstand bezüglich internationalen Entwicklungen. Trotzdem gab es ein paar interessante Aha-Momente, die Mike Hofmann, Head Sales & Business Development von bLink für euch zusammengefasst hat: 

# Open Banking findet auf der ganzen Welt statt, das Thema ist inzwischen nicht mehr wegzudenken. Besonders eindrückliche Entwicklungen zeigen sich in Lateinamerika, wo z.B. in Brasilien innerhalb der letzten 2 Jahre über 40 Millionen Nutzerinnen und Nutzer ihre Bankkonten mit Drittservices verknüpft haben. 

# In den meisten Märkten und Ländern spielen die Regulierungsbehörden und entsprechende Richtlinien noch immer die Schlüsselrolle bei der Entwicklung von Open Banking. Der Nutzen für die Verbraucherinnen und Verbraucher steht eindeutig im Vordergrund.

# Gleichzeitig wird aber auch der kommerzielle Aspekt von Open Banking immer lauter diskutiert. Auf der Wunschliste der Banken: die Möglichkeit, für die Bereitstellung von Daten über APIs Gebühren zu erheben. In der EU wird indes der neue Vorschlag für die PSD3 per Ende Juni erwartet. Mit grosser Wahrscheinlichkeit dürfte der Regulator darin erstmals auch die Thematik der Monetarisierung im Open Banking adressieren. Aber wer soll eigentlich wen für was bezahlen? Eine Fragestellung, die auch in der UK aktuell ist.

# «Pay by bank» (bzw. Open Banking Payments) ist ein besonders heisses Thema, aber die UX hat hier noch Verbesserungspotenzial. Nach allgemeinem Verständnis werden Konto-zu-Konto-Zahlungen die Karten nicht ersetzen, sondern zusätzliche Zahlungsmöglichkeiten bieten – die Nutzerinnen und Nutzer entscheiden je nach Use Case, welche Methode sie verwenden. Insbesondere Amazon soll stark am Thema «Pay by bank» interessiert sein – ein zusätzliches Warnzeichen für den etablierten Finanzplatz nach den kürzlichen Vorstössen von Apple?

# Finanzinstitute beginnen verstärkt, FinTechs als Partner zu akzeptieren, die innovativer sind und schneller implementieren können als sie selbst. Die FinTechs auf der anderen Seite können ohne die Banken kaum überleben. Die Erfolgsfaktoren für Partnerschaften zwischen etablierten Unternehmen und FinTechs? Vertrauen und gemeinsame Visionen – und eine gezielte Kommunikation gegenüber der Kundschaft!

# Banking-as-a-Service (BaaS): Immer mehr Kooperationen zwischen FinTechs und BigTechs bringen Bankdienstleistungen direkt zu Verbraucherinnen und Verbrauchern, verschiedene grosse Brands wagen den Markteintritt. Das ermöglicht zwar auf beiden Seiten neue Kundenbindungsstrategien, dafür könnte es aber bald auch strengere BaaS-Vorschriften geben. Compliance mit diesen Vorschriften ist deshalb zukünftig ein wesentlicher Pfeiler für den Erfolg neuer Angebote.
 

Weiter in den News

Sollte der Staat Banken und Versicherungen wirklich dazu zwingen, ihre Datenschnittstellen zu öffnen? Für Prof. Dr. Andreas Dietrich, Leiter des Instituts für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) gibt es sowohl Argumente dafür, als auch dagegen. Eine Einordnung. Artikel (DE)

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Use Case des Monats


Kundenverifizierung: schnell, schneller, Plaid!

Ein entscheidender Vorteil von Open Banking liegt in der voll-digitalisierten und sekundenschnellen User Experience, z.B. wenn es darum geht, Bankkonten mit anderen Dritt-Apps zu verknüpfen. Bankkonten an Apps anzubinden, bei denen man bereits über ein Konto verfügt, ist aber nur die Spitze des Eisbergs. Interessant wird es nämlich dann, wenn man beim neuen Service erst noch ein neues Konto eröffnen muss. Dann kommen wir nämlich zur eigentlichen Königsdisziplin, dem Kunden-Onboarding. Auch hier ermöglichen APIs einen nahtlosen Service: die Identitätsverifizierung. Diese kann auf unterschiedliche Art und Weise erfolgen, je nachdem woher die dafür nötigen Informationen bezogen werden – und für welchen Use Case. So befinden sich bereits verschiedene Angebote auf dem Markt, z.B. Signup+ von TrueLayer (siehe Februar-Newsletter), das bestehende Bankdaten sowie Mikrotransaktionen nutzt, um Kundinnen und Kunden in wenigen Augenblicken zu verifizieren. Oder die die Payroll API von Pinwheel, die die nötigen Identitätsdaten von HR-Systemen bezieht und anbietet (siehe April-Newsletter). Auch Mastercard verkündete erst kürzlich das neue Angebot Account Owner Verification, welches ein sicheres Kunden-Onboarding für Finanzdienstleistungen im EU-Markt gewährleisten soll. Identitätsverifizierung «as-a-Service» ist aktuell ein ebenso attraktives wie logisches Produkt im Kontext von Open Banking.

US-Gigant Plaid geht dabei noch einen Schritt weiter. Erst im Oktober letzten Jahres hatte die API-Plattform den Service Identity Verification lanciert, ab sofort soll damit ein noch schnelleres und sichereres Kundenonboarding möglich sein. Das Motto «verify once, verify everywhere» gibt den Takt vor. Denn auch wenn API-basierte Identitätsverifizierungen im Vergleich zu klassischen Prozessen bereits extrem effizient sind, so müssen diese doch bei jeder Kontoeröffnung neu wiederholt werden. Die Plaid-Lösung hingegen profitiert vom Netzwerkeffekt der Plattform. Hat sich eine Nutzerin bzw. ein Nutzer erst einmal bei einer App, die an Plaid angebunden ist, verifizieren lassen, kann er oder sie die Identitätsdaten sicher bei Plaid hinterlegen. Bei jedem weiteren Anmeldungsprozess für eine App oder einen Service innerhalb des Netzwerks wird die entsprechende Person als wiederkehrende Nutzerin erkannt und kann ihre Daten direkt zur Verifizierung übermitteln (Plaid betont aber, dass sie auch bereits verifizierte Identitäten bei jedem neuen Anmeldungsprozess im Hintergrund einer Risikoprüfung unterziehen). Weil Plaid zusätzlich über Bankanbindungen verfügt, kann die Plattform-Anbieterin die Identitätsdaten je nach Use Case mit den entsprechenden Kundeninformation bei der Bank abgleichen. Damit bietet der Service von Plaid nicht nur eine verbesserte Nutzererfahrung, sondern ermöglicht Abnehmern gleichzeitig eine ganzheitliche Risikoübersicht sowohl auf einer Identitäts- als auch auf einer Konto- und Transaktionsebene.

Mehr Informationen zum Service von Plaid gibt es hier.

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Mit besten Grüssen,
euer bLink Team