Tick für Tick: Wie Tickersymbole das Finanzsystem prägen

Tick für Tick: Wie Tickersymbole das Finanzsystem prägen

Tickersymbole sind unscheinbare, aber entscheidende Buchstaben- und Zahlenkombinationen, die börsenkotierte Unternehmen und deren Produkte eindeutig identifizieren. Lesen Sie, warum die vermeintlich simplen Codes für Handel und Investierende wichtig sind und wie sie überhaupt entstehen.

Am 15. November 1867 verwendete die New Yorker Börse erstmals ein Tickersymbol. Das Kürzel UNP kennzeichnete damals die Aktien der Union Pacific Railroad Company. Heutzutage sind alle Aktien börsenkotierter Unternehmen sowie andere Finanzprodukte, die gehandelt werden können, mit einem Tickersymbol gekennzeichnet.

Der Begriff «Ticker» leitet sich von dem Geräusch ab, das die Bandmaschinen beim Drucken von Börsensymbolen und Kursen erzeugten, die früher über Telegrafenleitungen übertragen wurden. 

Tickersymbole mit Verwechslungsgefahr: Augen auf beim Aktienkauf

Tickersymbole sind dazu da, Unternehmen eindeutig zu kennzeichnen. In seltenen Fällen können sie aber auch zu Verwirrung führen. Ein Beispiel dafür ist das Unternehmen Zoom Technologies, dessen Aktienkurs zu Beginn des Jahres 2020 um 3700 % stieg. Während der Covid-19-Pandemie erlebten Videokommunikations-Plattformen wie Zoom einen Aufschwung, da viele Büroangestellte im Home Office arbeiteten. Fälschlicherweise kauften Anlegende daraufhin zuhauf Aktien mit dem Kürzel ZOOM. Das gehörte allerdings zu einem Hersteller von Mobiltelefonteilen. Nachdem dieses Missverständnis aufgedeckt wurde, stürzte dessen Aktienkurs noch tiefer als vor dem unabsichtlichen Boom. Als Reaktion darauf und um weitere Verwechslungen zu verhindern, hat die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC dem Hersteller von Mobiltelefonteilen das neue Kürzel ZTNO verpasst. 

Neues Tickersymbol nach Fusion

Anpassungen bei den Tickersymbolen können nicht nur durch ungünstige Kürzel, sondern auch durch Fusionen ausgelöst werden. Das zeigt ein aktuelles Beispiel. Avolta passt ihren bisherigen Aktienticker an ihren neuen Namen an. Früher hiess das Unternehmen Dufry und hatte das Symbol DUFN. Nach dem Zusammenschluss mit Autogrill und der Umbenennung zu Avolta war der Wechsel zum Kürzel AVOL sinnvoll, um ein einheitliches Auftreten zu gewährleisten.

Tickersymbol als besonderes Merkmal

Insbesondere in den ersten Jahren nach der Einführung der Tickersymbole konnten Aktiengesellschaften frei entscheiden, welches Kürzel sie verwenden möchten, da erst wenige Kombinationen vergeben waren. Sie konnten regelrecht kreativ werden. Beispielsweise hat die amerikanische Restaurantkette Brinker International EAT als Kürzel gewählt. Es hat einen starken Wiedererkennungswert und ist leicht zu merken, obwohl es nichts mit dem Unternehmensnamen direkt zu tun hat.

Wie entsteht ein Tickersymbol?

Tickersymbole entstehen je nach Land, Börse und Assetklasse auf eine andere Art. Europäische Tickersymbole bestehen normalerweise aus vier bis fünf Buchstaben, während US-Börsen oft nur ein bis vier Buchstaben verwenden. In asiatischen Ländern werden häufig nur Zahlen verwendet, um Transkriptionsprobleme zu vermeiden.

An der Schweizer Börse erfolgt die Vergabe von Tickersymbolen je nach Anlageklasse komplett automatisiert oder mit manueller Unterstützung:

1.     Aktien

Vor dem Börsengang hat der Emittent die Möglichkeit, ein Handelssymbol zu beantragen, das normalerweise eine Abkürzung des Unternehmensnamens ist, wie etwa im Fall von Galderma mit GALD. Wenn das gewünschte Symbol bereits vergeben ist, wählt der Emittent stattdessen ein anderes verfügbares Symbol aus. Die Vergabe erfolgt mit manueller Unterstützung.

2.     ETPs und ETFs

Emittierende Institutionen schlagen bei der Erstellung von börsengehandelten Produkten und Fonds in der Regel die Tickersymbole vor. Diese werden unter Beachtung bestimmter Richtlinien freigegeben, sofern sie verfügbar sind. Gemäss Anforderungen sind es immer vier bis fünf Zeichen, wobei es nicht darauf ankommt, ob es Zahlen oder Buchstaben sind. Die Vergabe erfolgt mit manueller Unterstützung.

3.     Anleihen

Falls ein Unternehmen wie beispielsweise die Mustermann AG Anleihen emittiert, wird das zugehörige Symbol typischerweise aus einer Kombination der ersten drei Buchstaben des Aktientickers (hier z.B. MUS) und des Emissionsjahres gebildet. So würde die erste im laufenden Jahr begebene Anleihe MUS24 heissen, gefolgt von MUS241 für die zweite, MUS242 für die dritte und so weiter. Die Vergabe erfolgt mit manueller Unterstützung.

4.     Strukturierte Produkte

Tickersymbole für strukturierte Produkte weisen eine Länge von fünf bis sechs Zeichen auf. Der letzte Buchstabe des Symbols ist dem Emittenten zugeordnet, zum Beispiel steht «U» für UBS. Zusätzlich werden spezielle Buchstaben am Ende verwendet wie «Q» für Produkte von Unternehmen im Konkurs. Die Vergabe erfolgt automatisiert in CONNEXOR.