Zitat des Monats

«A bank’s greatest vulnerability is a loss of confidence, bank culture is defined by stability, prudence, and governance. By contrast, the culture of the tech industry believes in disruption, moving fast and breaking things, and the superiority of code. How these cultures coexist to promote open banking matters immensely.»

Auszug aus einem Forbes-Artikel zur Kooperation zwischen Apple und Goldman Sachs

Open Banking aktuell


Endlich «Multibanking für alle» in der Schweiz

Für die Unternehmenskunden von Schweizer Banken war das teilweise schon länger möglich, jetzt dürfen bald auch Privatkundinnen und -kunden mit mehreren Bankbeziehungen darauf hoffen, ihre Konten im e-Banking bzw. Mobile Banking ihrer Wahl zu konsolidieren. Im Rahmen einer neuen Multibanking-Initiative unterschrieben und veröffentlichten Anfang Mai mehrere Finanzinstitute unter der Leitung der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) ein gemeinsames Memorandum of Understanding (MoU). Das postulierte Ziel der Absichtserklärung ist, bis spätestens 2025 erste Angebote für natürliche Personen im Bereich Multibanking zu lancieren. Ein Meilenstein für die Schweizer Finanzdienstleistungsbranche, der neben einer optimierten Vermögensübersicht für Verbraucherinnen und Verbraucher die Türen für neue Möglichkeiten im Finanzmanagement, dem Kreditwesen, beim Anlegen oder in der Kundenberatung öffnet. 

Erfreulich ist auch, wie viele neue Banken damit Open Banking adaptieren und sich an ein wachsendes Schweizer Ökosystem anschliessen. Interessant bleibt dabei die Fragestellung, ob die Umsetzung von Multibanking als zentraler Use Case und die Teilnahme weiterer Finanzinstitute dem Bankenplatz wieder etwas mehr Luft in der hiesigen Regulierungsdebatte verschaffen. Der Bundesrat hatte im vergangen Jahr gefordert, dass er in Bezug auf Open Banking «konkretere Fortschritte sowie mehr Verbindlichkeit» (Medienmitteilung, Dezember 2022) sehen möchte. Das aktuelle MoU und die Anzahl der unterzeichnenden Parteien sind ein gutes Zeichen und ein weiterer wichtiger Schritt in die richtige Richtung:


Quelle: Schweizerische Bankiervereinigung - Memorandum of Understanding Multibanking

Wir sind ausserdem stolz darauf, dass unsere Open Banking Plattform bLink als vielversprechende Option gilt, um die Initiative in ihrer Umsetzung zu unterstützen und Multibanking für natürliche Personen zur Realität werden zu lassen. Mehr dazu unter «bLink Dich ein».

Embedded Finance erhält weitere Prominenz

Kaum jemand ist in den letzten Wochen um die News betreffend Apples neuem Sparkonto mit Rekordzins herumgekommen. Laut verschiedenen Berichten soll das Angebot innerhalb von vier Tagen über 1 Milliarde Dollar an Kundeneinlagen eingesammelt und etwa 240'000 Kontoeröffnungen verbucht haben. Beindruckende Zahlen, umso mehr, weil das Angebot initial «nur» für Halterinnen und Halter einer Apple Kreditkarte (Apple Card) verfügbar ist. Davon profitiert auch die Bank im Hintergrund, Goldman Sachs, die die Apple-Konten verwaltet und damit auf einen Schlag eine massive potenzielle Kundenbasis für ihr eigenes Privatkundengeschäft akquiriert. Das ist besonders deshalb interessant, weil Goldman im Rahmen ihres Retailbanking-Arms «Marcus» eigentlich selbst über ein attraktives Sparkonto-Angebot verfügte, dieses aber im letzten Jahr aufgrund der schlechten Performance von Marcus ins Private- & Investmentbanking aufsplittete. Das Zünglein an der Waage ist Apples populärer Brand und seine etablierten Verkaufskanäle. “It's partnerships like these that could basically make banking become invisible,” zitiert ein Forbes-Artikel Chris Nichols, Director of Capital Markets bei der amerikanischen SouthState Bank. Und genau hier liegt im Grunde immer wieder die Kernfrage, wenn es um Embedded Finance geht: Welche Rolle nehmen Finanzinstitute in diesen neuen, industrieübergreifenden Ökosystemen ein? Verschwinden sie zukünftig komplett im Hintergrund und überlassen dominanten Brands und Plattformen die direkte Kundenschnittstelle? Oder setzen sich vielmehr hybride Modelle mit Banking-as-a-Service (BaaS) als strategischem Vertriebskanal durch?

So unklar die definitiven Antworten auf diese Fragen noch sind, die Loslösung von Finanzdienstleistungen vom klassischen Bankkontext ist weiter im vollen Gange – auch wenn aktuell v.a. noch im Konto- und Zahlungs- oder im Kleinkreditbereich. Neustes prominentes Beispiel ist airbnb, das zukünftig gleich zwei zusätzliche Zahlungsmöglichkeiten anbieten will: PIS-Zahlungen via Stripe und BNPL via Klarna. Grosses Potenzial bietet insbesondere auch das oft als unterversorgt eingestufte KMU-Banking. Eine Studie von BCG in Zusammenarbeit mit der niederländischen Zahlungsplattform Adyen ergibt, dass 64% der KMU in den USA, Europa und Grossbritannien stark an Embedded-Finance-Produkten in den Bereichen Bargeldvorschüsse, Bankkonten und Kartenausgabe interessiert sind. Und auch neue Anbieter lassen nicht auf sich warten. So will z.B. in der EU das frisch gegründete BaaS-Fintech Paydora dem Platzhirsch Solaris ab sofort die Stirn bieten. Vieles ist also in Bewegung. Wer sich entsprechend einen aktuellen Überblick über Marktvolumen, Anbieter, Uses Cases und darüber, wie traditionelle Banken die Entwicklung angehen, verschaffen will, dem empfiehlt sich der neue Report «The State of Banking-as-a-Service in the UK & Europe» des Think-Tanks Whitesight.

Weiter in den News

Roger Wisler von der ZKB spricht im hörenswerten Podcast «Jenseits der EU-Regulierung: Open Banking International» des bank-verlags mit Expertinnen und Experten der Deutschen Bank, der Commerzbank, der Areal Bank und der International School of Management über den Vergleich zwischen PSD2 und dem Schweizer Markt. Podcast (DE)

Der OpenWealth-Verein hat offiziell eine neue Version seiner Customer Management API lanciert. Diese enthält den ersten standardisierten KYC-Datensatz der Branche und erlaubt das Onboarding und Management von internationalen Vermögenskunden über den gesamten Kundenlebenszyklus hinweg. News (EN)

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Use Case des Monats


Vorsorgeplanung Deluxe: Pension Dashboards in der UK

Grossbritannien fährt aktuell ein regulierungsgetriebenes «Pension Dashboards Programme (PDP)», das es Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen soll, online, sicher und an einem Ort auf ihre Renteninformationen zuzugreifen und so ihre Vorsorgeplanung zu optimieren. Dafür schliessen sich staatliche sowie private Rentenanbieter und -systeme je nach Grösse und Art über kurz oder lang an ein neu entstehendes Ökosystem sogenannter «Pension Dashboards»* an. Der entsprechende Datenaustausch zwischen Rentenanbieter (als Datenquelle) und Pension Dashboards (für die Datenvisualisierung) wird dabei ganz im Zeichen von Open Finance über einheitliche Standards geregelt, die eine umfassende und zuverlässige Verbindung innerhalb des Ökosystems sicherstellen. Wer ein solches Pension Dashboard anbieten und die hierfür nötigen Vorsorgedaten konsumieren will, kann dafür einen Antrag beim PDP stellen.

Um die Initiative zu beschleunigen, gibt es bereits Vorstösse aus dem Markt, z.B. von Seiten der britischen Open-Finance-Plattform Moneyhub. Sie bietet neben der Konnektivität zur zentralen digitalen Architektur des PDP («Pension Finder Service» genannt, quasi die Pforte zum Vorsorge-Datenpool) zusätzlich Pension Dashboards als Whitelabel-Lösung an. Darin enthalten ist auch eine Art PDP-Lizenz, die Abnehmer dadurch nicht extra selbst beantragen müssen.

Eine äusserst interessante Entwicklung und ein enorm relevanter Use Case im Kontext von Open Finance. Auch in der Schweiz gibt es erste Bemühungen in diesem Bereich, u.a. die Initiative «OpenPK», auf die Stephanie K. Wickihalder (Präsidentin) und Cornelia Stengel (Co-Direktorin) von Swiss Fintech Innovations in einem Beitrag in der Januar-Ausgabe unseres Newsletters hingewiesen hatten. Wir dürfen gespannt sein, ob in der Schweiz der Markt selbst Lösungen durchsetzt, oder ob es dafür wie in der UK regulatorische Anreize braucht.

*Hilfreiche Links:

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Mit besten Grüssen,
euer bLink Team