Zitat des Monats

«Many business leaders sense that open banking has not reached its potential – that there should be more to gain from a shared and data-driven economy. Despite progress, open banking is a concept whose time is yet to come.»

Auszug aus einer neuen Open-Banking-Studie von BCG und KLARNA

Open Banking aktuell


Was halten Schweizer Banken heute von Open Banking?

Bereits am «SIX Open Banking Exchange» Anfang Jahr hatten wir auf die zunehmende Adaption von Open Banking in der Schweiz hingewiesen, basierend auf einer wachsenden Anzahl von Banken und Fintechs, die sich an die bLink-Plattform anbinden wollen. Eine Statistik aus der kürzlich veröffentlichten IFZ Sourcing Studie 2023 des Instituts für Finanzdienstleistungen Zug IFZ bestärkt – zumindest in grossen Teilen – dieses Bild. Demnach planen rund 70% der Schweizer Finanzinstitute, sich über APIs zu öffnen, oder haben dies bereits gemacht. Wichtig zu erwähnen: Die Studie fokussiert dabei auf Retailbanken. Entsprechend nennen die Autoren das laufende Retail-Multibanking-Projekt (siehe Mai-Newsletter) als Haupttreiber für diese Entwicklung, wiederum incentiviert durch den zunehmenden regulatorischen Druck von Seiten des Bundesrats.

 

Umfrage unter Schweizer Retailbanken zur Öffnung gegenüber Drittanbietern mittels offener Schnittstellen (API). Quelle: Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ, 2023


Bricht man die Resultate der Statistik auf die Grösse der Banken (nach Bilanzsumme) herunter, dann zeigt sich, dass vor allem grössere Retailbanken bereit sind, sich zu öffnen. Kleinere Banken scheuen den Schritt in Richtung Open Banking aktuell immer noch, gemäss Studie vermutlich aufgrund einer «fehlenden erschwinglichen technischen Infrastruktur» und der altbekannten Angst vor dem Verlust der Kundenschnittstelle. An dieser Stelle sind zwei wichtige Punkte hervorzuheben: Mit bLink steht eine standardisierte und effiziente Lösung für die Umsetzung von Open Banking zur Verfügung, die nicht nur auf Fintechs, sondern ebenso auf Banken aller Grössen zugeschnitten ist. Der zweite Punkt sind die Kundensegmente. Die Studie fokussiert wie erwähnt auf den Retailbereich. Für kleinere Banken sind gemäss unseren Beobachtungen aktuell aber eher Anwendungsfälle im KMU- und Unternehmensbereich interessant, z.B. die Automatisierung der Buchhaltung. Das Positive dabei ist, dass diese Banken bei einer Umsetzung via bLink jederzeit auch Retail-Anwendungsfälle integrieren können, und zwar über dieselbe Infrastruktur.

Dieser Hebeleffekt könnte über die kommenden Jahre interessante Auswirkungen auf die Adaption von Open Banking im Retailbereich haben. Vorausgesetzt natürlich, dass auch kleinere Banken die Angst vor dem Verlust der Kundenschnittstelle ablegen. Das aktuelle Teilnehmerfeld im Rahmen des Schweizerischen Multibankingprojekts lässt auf jeden Fall Gutes erahnen. Wir sind gespannt, ob sich entsprechende Resultate ebenso in der Sourcing Studie des IFZ widerspiegeln werden.

Das Ausland zieht weiter – und uns vielleicht bald davon?

Während wir uns in der Schweiz noch damit beschäftigen, kritische Masse für einen offenen Finanzplatz zu generieren, legen internationale Märkte spannende Wachstumsentwicklungen im Bereich Open Banking vor. Grossbritannien verzeichnete im Juli über 11.4 Millionen Zahlungen pro Monat, die über Open-Banking-APIs getätigt werden. Alleine von Juni auf Juli fand ein Anstieg um 9.3% statt, im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Zahlungen sogar mehr als verdoppelt (+102.4%). Rund 4.2 Millionen Nutzerinnen und Nutzer machten im Juli davon Gebrauch, 10.5% mehr als noch im Juni und 68.2% mehr als im Jahr davor. Die Hauptgründe sind neben einer wachsenden Anzahl von Finanzinstituten, die am Ökosystem teilnehmen, auch der öffentliche Sektor, der zunehmend «Pay by Bank»-Optionen für die Bevölkerung anbietet (siehe August-Newsletter). Open-Banking-Zahlungen öffnen die Türen für eine Vielzahl neuer Use Cases sowohl im Unternehmens- als auch im Privatkundenbereich und beschleunigen Dank einer attraktiven Nutzererfahrung die Adaption unter Kundinnen und Kunden. Auch in der Schweiz könnte die API-basierte Zahlungseinlieferung (Payment Initiation) ein Gamechanger sein.

Darüber hinaus macht man sich in Europa bereits intensiv Gedanken darüber, was nach dem klassischen Open Banking kommt. Ein neues Whitepaper von BCG und KLARNA mit dem Titel The Power of Open Banking: Exploring the Next Wave of Use Cases analysiert den Status Quo von Open Banking mit Fokus auf Europa und zeigt auf, welche Anwendungsfälle in welchen Branchen aktuell auf dem Prüfstand sind. Die Publikation identifiziert dabei insbesondere im Einzelhandel, dem Reise- und Gastgewerbe sowie im Automobilbereich interessante Möglichkeiten (siehe Grafik unten). Dominant sind auch hier immer noch kontobasierte Zahlungen, die ein hohes Transformationspotenzial aufweisen: Senkung von Verarbeitungskosten, Verbesserung von Cashflow-Lebenszyklen und Optimierung der Nutzererfahrung. Trotzdem finden sich bereits vielversprechende neue Anwendungen in folgenden Bereichen: 

  • Finanzrisikomanagement: Nutzung von Transaktions- und Kontodaten für genauere Kreditrisikobewertungen
  • Kontoinhaberschaft: Direkte Überprüfung von Kontoinhaberinnen und -inhabern als Ergänzung zu bestehenden Verifizierungs- und KYC-Verfahren (siehe auch «Use Case des Monats» weiter unten)
  • Loyalitätsprogramme und Personalisierung: Massgeschneiderte Marketingkampagnen und hochpersonalisierte Angebote basierend auf dem Kaufverhalten (Transaktionsdaten) von Kundinnen und Kunden – für Datenhalter wie Banken selbst oder für Händler, die diese Informationen beziehen

 

Aktuelle Open-Banking-Anwendungsfälle in verschiedenen Stadien der Entwicklung. Quelle: BCG und Klarna, 2023


Das neue Regulierungspaket rund um die «Financial Data Access Regulation (FIDA)» (siehe August-Newsletter) ruft zudem langsam aber sicher auch andere Datenhalter auf den Plan, die keine Banken sind. Aktuelles Beispiel: Versicherer. Auch hier haben Branchenakteure, darunter die «Free Insurance Data Initiative (FRIDA)» und Adesso, ein Whitepaper herausgegeben, das die FIDA aus der Sicht des Versicherungsgeschäfts einordnet. Neben klassischen Fragestellungen und Handlungsempfehlungen, die damals auch zu Beginn von Open Banking relevant waren, führt das Whitepaper relevante Anwendungsbereiche und Daten im Rahmen von Open Insurance auf und gibt damit einen Vorgeschmack darauf, in welchem erweiterten Umfang der Datenaustausch in der EU zukünftig stattfinden wird (siehe Grafik unten). In den Niederlanden verkündete ausserdem erst kürzlich die «Dutch Association of Insurers» eine Open-Insurance-Partnerschaft mit INNOPAY, die die Branche bei der erfolgreichen Umstellung auf einen offenen Datenaustausch unterstützen soll.


Mögliche Anwendungsbereiche von Open Insurance. Quelle: FRIDA, InsurLab Germany, BLD und adesso, 2023
 

A propos erweiterter Datenumfang: Vereinzelte Stimmen sprechen angesichts der aktuellen Entwicklungen vermehrt von einem Trend in Richtung Open Data – also einem branchenübergreifenden bzw. -unabhängigen Datenaustausch. Mit der schieren Grösse dieses Begriffs schwingt allerdings auch immer die Angst vor Datenmissbrauch mit und damit die berechtigte Priorität des Datenschutzes. In einem Meinungsbeitrag weist Miriam Wohlfahrt, u.a. Geschäftsführerin der Embedded-Lending-Anbieterin Banxware, allerdings auch darauf hin, dass zu viel Datenschutz zu einer Abschottung in der digitalen und realen Wirtschaft führen kann. Dabei ist nicht einmal unbedingt das Problem, dass Personen ihre Daten nicht teilen wollen, sondern, dass Unternehmen sich nicht getrauen, Daten zu nutzen. Weil sie befürchten, gegen Datenschutzverordnungen zu verstossen. Wohlfahrt stellt entsprechend die zentrale Frage: Wie soll sich Deutschland als Standort für Innovation und digitalen Fortschritt positionieren können, wenn wir viele Ideen durch strenge, undurchschaubare Regularien direkt im Keim ersticken? Eine wichtige Grundfrage, die auch in der Schweiz relevanter denn je sein dürfte. Eine mögliche Antwort darauf, die übrigens den Kreis wieder schliesst, findet ihr im erwähnten Artikel.

Weiter in den News

Konto statt Karte? Angesichts des starken globalen Wachstums von «Konto-zu-Konto (A2A)»-Zahlungen erweitert VISA ihr Angebot gegenüber Finanzinstituten durch eine neue Partnerschaft mit der cloudbasierten A2A-Plattform Form3. Erst im letzten Jahr hatte VISA die PIS-fähige Open-Banking-Plattform Tink gekauft. Artikel (EN)

Zurück zu den Grundlagen! Roger Wisler (Zürcher Kantonalbank) von unserer bLink-Community hat uns einen spannenden Podcast zukommen lassen, in welchem Expertinnen und Experten erklären, wie man Open-Banking-Projekte erfolgreich aufsetzt. Podcast (DE)

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Use Case des Monats


Direkte Konto-Verifizierung via API in Sekunden statt Tagen

Im März 2021 führte die amerikanische «National Automated Clearinghouse Association (NACHA)» eine aktualisierte WEB Debit Rule innerhalb des ACH-Netzwerks (quasi das Rückgrat des US-Zahlungsverkehrs) ein. Diese besagte, dass Organisationen innerhalb des Netzwerks ein «wirtschaftlich angemessenes Verfahren» zur Validierung von Kontonummern einführen müssen, damit Transaktionen ausgeführt werden dürfen. Seither haben sich verschiedene Methoden etabliert, um dieser Vorschrift gerecht zu werden und die Richtigkeit von Kontonummern zu überprüfen:

  • ACH-«Prenotes»: Null-Dollar-Zahlungen zur Prüfung der Kontogültigkeit. Die Prüfung ist erfolgreich, wenn keine Rückgaben oder Änderungsmitteilungen erfolgen.
  • ACH-Mikrotransaktionen: Zahlung von Kleinstbeträgen zur Überprüfung von Konten. Für eine erfolgreiche Überprüfung müssen Kunden den Wert der eingegangenen Zahlungen bestätigen.
  • Validierungsdienste von Dritten: Nutzung kommerziell verfügbarer Dienste von externen Anbietern. 

Die meisten dieser Methoden sind zwar effektiv, aber gleichzeitig auch umständlich und zeitaufwändig, da z. B. die Freigabe von Mikroeinzahlungen bis zu drei Tage in Anspruch nehmen kann. Das wird einer modernen Nutzererfahrung im Zeitalter der Digitalisierung schlichtweg nicht gerecht. Anders sieht das bei der API-basierten Zahlungslösung der amerikanischen Open-Banking-Plattform Akoya aus, in welche eine sofortige Kontoverifizierung integriert ist.

Wie funktioniert das? Über eine Schnittstelle können Unternehmen Konto- und Routingnummern vor der Zahlungsauslösung direkt vom Finanzinstitut des Kunden abrufen – sofern sie und die Bank zum Netzwerk von Akoya gehören und der Kunde via digitalem Consent Management seine Kontodaten vorab freigibt. Das minimiert den Aufwand für den Kunden, reduziert Abbrüche und ermöglicht es Unternehmen, über einen einzigen API-Aufruf schnell auf verifizierte Informationen zuzugreifen. Gemäss Akoya erfüllt dieser Mechanismus ausserdem die Anforderungen der eingangs erwähnten WEB Debit Rule der NACHA. 

Über die Verifizierung hinaus sind per API-Aufruf zusätzliche Kontodienste wie eine Saldoüberprüfung, der Abruf einer Transaktionshistorie und die Validierung der Kontoinhaberschaft möglich. Auch über die «Account Information Services (AIS)»-API auf bLink können genau solche Services umgesetzt werden. Meldet euch bei Interesse gerne bei uns.

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Mit besten Grüssen,
euer bLink Team