Börsenhandel will gelernt sein

Börsenhandel will gelernt sein

Philippe Kayasseh ist als Senior Education Specialist bei SIX mitverantwortlich für das Ausbildungs- und Weiterbildungsangebot zur Schweizer Börse und zu den Finanzmärkten. Dieses Angebot richtet sich an Händler und Meldeagenten im In- und Ausland und beinhaltet auch anerkannte Zertifizierungs- und Rezertifizierungskurse.

SIX beschäftigt selbst keine Händler. Dennoch möchte ich von dir wissen: Was macht mich heute zu einer erfolgreichen Börsenhändlerin?

Philippe Kayasseh: Sicherlich gute Nerven [lacht]. Man sagt, dass Börsenhändler oft auf ihr Bauchgefühl vertrauen.

Was braucht es noch, um ein guter Börsenhändler zu sein?

Bevor Händler unserer teilnehmenden Banken Wertpapiere über die Plattform von SIX handeln können, stellen wir mit unseren Ausbildungen und Prüfungen sicher, dass die Händler über die erforderlichen Kenntnisse für den Effektenhandel verfügen, alle Funktionalitäten und regulatorischen Anforderungen beherrschen und aktuelles Fachwissen haben. Zudem müssen alle registrierten Händler bei grösseren Systemanpassungen oder regulatorischen Änderungen, spätestens aber alle zwei Jahre, einen Refresher-Kurs absolvieren. Der Refresher-Kurs entspricht einem Compliance-Test und ist obligatorisch.

Kann ich als Amateurin die Händlerprüfung ablegen und anschliessend handeln?

Nein. Die Händlerausbildung von SIX ist weder eine «Händlerlehre» für Private – sie richtet sich ausschliesslich an Teilnehmer der Schweizer Börse – noch schult sie dich darin, wie du taktisch am besten handeln solltest.

Aber in der Schulung Trading Simulation könnte ich üben?

Ja, die Schulung Trading Simulation von Traderion bietet allen Interessierten sowie angehenden Händlern die Möglichkeit, sich in einer realitätsnahen Börsenumgebung Wissen anzueignen und das Handeln zu simulieren. In der Schulung lernen die Teilnehmenden die spezifischen Auftragsarten der Schweizer Börse und deren Verwendung im System kennen.

Was ich schon immer besser verstehen wollte: Wie funktionieren Derivate?

Einfach gesagt ist ein Derivat ein Finanzinstrument, dessen Preis sich von einem Basiswert, zum Beispiel einer Aktie oder Anleihe, ableitet. Ein Derivat funktioniert wie ein Vertrag zwischen zwei Parteien, der festlegt, dass ein bestimmter Basiswert zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem im Voraus vereinbarten Preis gekauft werden kann oder muss. Wenn du einen tieferen Einblick in die Welt der Derivate gewinnen möchtest, besuche doch die Derivatives Fundamentals Class. Dieses E-Learning-Programm bieten wir ab April auf unserer Website an. Für erfahrenere Marktteilnehmende gibt es die Derivatives Master Class, ein zehnwöchiges begleitetes E-Learning-Programm. Es umfasst sieben Module, die systematisch und im eigenen Tempo durchgearbeitet werden können. Die Teilnehmenden lernen, wie Derivate in verschiedenen Märkten und von verschiedenen Kundengruppen eingesetzt, wie die Risiken von Banken und der Wirtschaft modelliert, verwaltet und kalkuliert werden.

Wird es also bald nur noch E-Learning- Programme geben?

Aus meiner Sicht werden E-Learning-Programme kombiniert mit Präsenzunterricht künftig eine immer grössere Rolle spielen; diese Kombination vereint das Beste aus zwei Welten.

Was fasziniert dich an deinem Beruf?

Am meisten begeistert mich, täglich an der Infrastruktur des Schweizer Finanzplatzes von morgen mitzuarbeiten und komplexes Börsen- und Finanzmarktwissen auf eine verständliche Weise zu vermitteln. Zudem ist es faszinierend, live dabei zu sein, wie sich die Börse und die Finanzwelt ständig weiterentwickeln – das spornt mich an und sorgt für grosse Abwechslung.


Interview: Sibylla Rotzler
 

So hat sich Philippe auf dem Bullen geschlagen

In Anlehnung an den Begriff des "Bullen- und Bärenmarktes" der Börse laden wir regelmässig Mitarbeitende zu einem Indoor-Rodeo ein. In unserer Serie "Bullish" geht es darum, die Sattelfestigkeit der Person auf dem bockenden Bullen zu testen und Spass zu haben.