Inhaltsverzeichnis
- Was ist ein strukturiertes Produkt?
- Was ist eine derivative Komponente?
- Strukturierte Produkte: Der Basiswert ist entscheidend
- Welche Arten von strukturierten Produkten gibt es?
- Der Markt für strukturierte Produkte in der Schweiz
- Wer emittiert strukturierte Produkte?
- Die wichtigsten Begriffe bei strukturierten Produkten kurz erklärt
- For Whom Are Structured Products Suitable or Unsuitable?
Viele Anlegerinnen und Anleger sind mit gängigen Anlageinstrumenten wie Aktien, Anleihen, ETFs, ETPs, oder Anlagefonds vertraut. Doch sobald Begriffe wie Barrier Reverse Convertible, Kapitalschutzprodukt oder Knock-out-Zertifikat fallen, hört ihr Verständnis auf. Es handelt sich dabei um Bezeichnungen aus der Welt der strukturierten Produkte. Hinter diesem vermeintlich komplexen Vokabular steckt jedoch eine klare Logik.
Was ist ein strukturiertes Produkt?
Strukturierte Produkte sind Kombinationen aus traditionellen Anlagen (beispielsweise Aktien, Obligationen, Währungen oder Rohstoffen) und derivativen Komponenten wie Optionen oder Swaps. Sie verfolgen ein festgelegtes Auszahlungsziel. Die Anlegerinnen und Anleger müssen dabei die Einzelinstrumente nicht selbst zusammensetzen oder die Basiswerte kaufen.
Was ist eine derivative Komponente?
Die derivativen Komponenten verändern das Chancen-Risiko-Verhältnis der Anlage und ermöglichen unterschiedliche Auszahlungsprofile. Sie werden eingesetzt, um bestimmte Markterwartungen abzubilden. Etwa, um verstärkt an Aufwärtsbewegungen teilzuhaben oder für einen bedingten Schutz bei Rückgängen.
Die derivative Komponente bezieht sich immer auf einen Basiswert (Referenzgegenstand), dessen Kursentwicklung entscheidend ist. Das kann eine einzelne Aktie, ein Aktienkorb, ein Index, eine Währung, ein Rohstoff oder ein Zins sein.
Strukturierte Produkte: Der Basiswert ist entscheidend
Die Rendite eines strukturierten Produkts hängt von der Entwicklung der zugrunde liegenden Basiswerte und Bedingungen ab. Der Basiswert ist das «Herzstück» eines strukturierten Produkts: Steigt oder fällt der Basiswert, verändert sich auch der Wert des Produkts. Neben dem Basiswert spielt auch der Basispreis (Strike) eine zentrale Rolle: Er legt fest, ab welchem Kursniveau Gewinne oder Verluste für Anleger einsetzen.
Ein wesentliches Merkmal eines strukturierten Produkts ist die Nicht-Linearität der Rendite, auch bekannt als asymmetrisches Auszahlungsprofil. Während Aktiengewinne und -verluste proportional zu den Kursentwicklungen verlaufen, kann ein strukturiertes Produkt Schutzmechanismen, klar definierte Schwellenwerte (sogenannte Barrieren) oder Renditeobergrenzen enthalten. Eine Barriere ist ein zuvor festgelegter Kurswert des Basiswerts: Solange dieser Wert nicht unterschritten oder überschritten wird, greifen bestimmte Schutz- oder Auszahlungsregeln. Erst wenn die Barriere berührt wird, ändern sich die Bedingungen des Produkts. Damit lässt sich das Verhältnis von Risiko und Ertrag steuern.
Welche Arten von strukturierten Produkten gibt es?
Je nach Produktart kann die Laufzeit wenige Monate bis mehrere Jahre betragen. Die Swiss Structured Products Association (SSPA) unterscheidet vier Hauptkategorien:
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Kategorie |
Ziel/Merkmal |
Typische Formen |
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Partizipationsprodukte |
Beteiligung an Kursgewinnen eines Basiswerts; keine Garantie, aber lineare Entwicklung |
Tracker-Zertifikate, Outperformance-Zertifikate Bonuszertifikate
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Renditeoptimierungs-Produkte |
Bieten bei Seitwärtsmärkten eine Rendite via Coupon oder Einstiegsrabatt; begrenzte Gewinnchance nach oben (Renditeobergrenze oder Cap genannt). |
Barrier Reverse Convertibles Discount-Zertifikate |
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Kapitalschutz-Produkte |
Schutz des eingesetzten Kapitals bei Ende der Laufzeit; Teilnahme an der Marktentwicklung bis zu einem bestimmten Grad |
Kapitalschutz-Zertifikate
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Hebelprodukte |
Verstärken Marktbewegungen (positiv oder negativ) mit geringem Kapitaleinsatz |
Warrants, Mini-Futures, Knock-out Warrants Faktor-Zertifikate |
Daneben existieren Mischformen oder Spezialstrukturen, etwa mit mehreren Basiswerten oder besonderen Barrieren.
Der Markt für strukturierte Produkte in der Schweiz
Die Schweiz gehört zu den weltweit führenden Standorten für strukturierte Produkte. Gemäss den letzten verfügbaren Zahlen der Schweizerischen Nationalbank betrug das ausstehende Volumen per Ende August 2025 rund 260 Milliarden Schweizer Franken. Besonders gefragt waren Partizipationsprodukte (rund 44 % Marktanteil), gefolgt von den Renditeoptimierungs-Produkten (rund 35 % Marktanteil), den Kapitalschutz-Produkten (rund 14 % Marktanteil) sowie den Hebelprodukten (etwa 6 %).
Das ausstehende Volumen bezeichnet den Gesamtbetrag, auch Nominalwert, aller aktuell im Markt umlaufenden strukturierten Produkte per Stichtag. Es ist ein Bestandswert und nicht der während eines Zeitraums erzielte Handelsumsatz. Dieser wiederum misst die während eines bestimmten Zeitraums tatsächlich gehandelten strukturierten Produkte (Käufe und Verkäufe) und kann je nach Marktphase deutlich variieren. Zur Veranschaulichung: Der Handelsumsatz an der SIX Swiss Exchange lag im Oktober 2025 mit 1,05 Milliarden Schweizer Franken um knapp 60 % über dem Vorjahreswert (CHF 0,66 Milliarden), was das steigende Interesse der Anlegerinnen und Anleger an strukturierten Produkten widerspiegelt.
Wer emittiert strukturierte Produkte?
Der Emittent, also die herausgebende Partei des Produkts, ist das Finanzinstitut, das ein strukturiertes Produkt auflegt und verkauft. In der Schweiz sind dies überwiegend Banken oder spezialisierte Emissionsplattformen.
Rechtlich handelt es sich bei den börslich handelbaren strukturierten Produkten um verbriefte Inhaberschuldverschreibungen. Das bedeutet: Anlegerinnen und Anleger erwerben eine Forderung gegenüber dem Emittenten. Der Wert des strukturierten Produkts stellt somit auch ein Kreditrisiko dar.
Das Kreditrisiko spielt eine zentrale Rolle: Da Anlegerinnen und Anleger eine Forderung gegenüber dem Emittenten besitzen, hängt die Rückzahlung nicht nur von der Marktentwicklung, sondern auch von dessen Bonität ab.
Ein Vergleich des Ratings verschiedener Anbieter kann daher sinnvoll sein. Die SSPA veröffentlicht regelmässig eine Übersicht der wichtigsten Emittenten in der Schweiz, darunter UBS, Zürcher Kantonalbank, Vontobel, Julius Bär, Raiffeisen oder Leonteq.
Wer investiert, sollte die Produktbedingungen sorgfältig prüfen und verstehen, wie sich das Produkt in unterschiedlichen Marktszenarien verhält.
Die wichtigsten Begriffe bei strukturierten Produkten kurz erklärt
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Begriff |
Erklärung |
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Basiswert |
Der zugrunde liegende Vermögenswert (z. B. Aktie, Index, Währung, Rohstoff) |
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Basispreis |
Der Preis, ab dem eine Option (oder das Produkt) wirksam wird. Er bestimmt, wann Gewinne oder Verluste einsetzen – auch Strike genannt. |
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Barriere |
Die Kursgrenze, deren Erreichen bestimmte Ereignisse auslöst (z. B. Rückzahlung, Verfall) – auch Knock-out genannt |
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Cap |
Ein Limit, das die maximal mögliche Rendite eines strukturierten Produkts begrenzt. Man verzichtet auf potenzielle Gewinne oberhalb eines bestimmten Werts, um dafür z. B. einen Coupon zu erhalten. |
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Coupon |
Der feste oder bedingte Zinsertrag, den ein strukturiertes Produkt regelmässig oder einmalig ausschüttet. |
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Laufzeit |
Der Zeitraum bis zur Fälligkeit |
For Whom Are Structured Products Suitable or Unsuitable?
Geeignet für:
- Anlegerinnen und Anleger mit klarer Markterwartung (Seitwärts-, Aufwärts- oder Abwärtsszenarien)
- Personen mit einem mittleren bis hohen Verständnis von Finanzprodukten
- Investierende, die gezielt die Rendite optimieren oder Risiken absichern wollen
Weniger geeignet für:
- Personen ohne Anlageerfahrung
- Anlegerinnen und Anleger mit niedriger Risikotoleranz
Strukturierte Produkte eröffnen Anlegenden eine breite Palette von Möglichkeiten – von Kapitalschutz über Renditeoptimierung bis hin zu spekulativen Strategien mit Hebel.
Sie sind flexibel, individuell anpassbar und können Portfolios sinnvoll ergänzen, wenn sie richtig verstanden und eingesetzt werden.
Wer die Mechanismen, Risiken und Emittenten kennt, kann gezielt entscheiden, ob ein strukturiertes Produkt zum eigenen Anlageprofil passt, und es damit zu einem sinnvollen Baustein einer modernen Anlagestrategie machen.
Erfahren Sie mehr unter unseren Schulungen zu strukturierten Produkten