ETFs: auf weitere 20 Jahre!

Die Letzten 20 Jahre Im Überblick

«Ich war von Anfang an begeistert von ETFs»

Alain Picard, Head Trading Sales & Management, blickt anlässlich des 20-jährigen Jubiläums von Exchange Traded Funds an der Schweizer Börse auf ihre einzigartige Erfolgsgeschichte zurück und verrät, welche Kapitel noch folgen.

Herr Picard, können Sie sich noch an die Anfangszeiten von ETFs an der Schweizer Börse erinnern?
Ich bin neun Monate nach dem Start des Segments zur Schweizer Börse gestossen. Zu dieser Zeit waren drei ETFs kotiert – darunter auch der erste auf den SMI, welcher damals von der Credit Suisse aufgelegt wurde. Bald danach kam dann mit UBS ein zweiter lokaler Anbieter hinzu, was wichtig war für die steigende Bekanntheit und Verbreitung dieser Produkte in der Schweiz. In dieser Zeit haben wir sicherlich die Grundlagen für den weiteren Erfolg geschaffen. Ich persönlich war von Anfang an begeistert vom «Wrapper» ETF als effizientem, kostengünstigem, breit diversifiziertem und sicherem Investmentprodukt.

Welchen Beitrag konnte die Börse dazu leisten?
Einerseits waren wir in die Ausarbeitung der regulatorischen Voraussetzungen involviert und haben zum Beispiel mit der FINMA Market-Making-Verträge ausgehandelt. Zudem haben wir uns sehr früh um die Ausbildung der Investoren gekümmert, indem wir edukative Inhalte auf unserer Webseite publizierten, Publikationen verfassten und Event-Reihen lancierten, die bis heute durchgeführt werden – wenn auch aktuell nur virtuell, wie der kommende BörsenTalk am 15. September 2020, ehemals ETPD.

Wie hat die Schweizer Börse auf die kontinuierlich steigenden Handels- und Transaktionsvolumen reagiert?
Wir waren die erste Börse überhaupt, die den vollelektronischen Handel inklusive Abwicklung eingeführt hat. Laufend haben wir in Hochleistungstechnologien investiert und dadurch unsere Führungsrolle immer wieder bestätigt. So haben wir als erste Börse die damals modernste Handelstechnologie X-stream INET von Nasdaq implementiert, die ab November 2013 auch für ETFs zur Verfügung stand.

Welches waren die Vorteile?
Die Einführung dieser Technologie mitsamt den entsprechenden Hochleistungs-Schnittstellen war ein Meilenstein für das Market Making. Quotes konnten nun schneller eingegeben, geändert und gelöscht werden. Damit wurden die Spreads enger und der ETF-Handel an der Schweizer Börse attraktiver – sowohl für Emittenten als auch Investoren. Heute sind die Geld-Brief-Spannen für sehr liquide ETFs unter fünf Basispunkten.

Darren Marsh

Jeder Meilenstein, den wir in unserer 20-jährigen Erfolgsgeschichte der ETFs an der Schweizer Börse erreichen, ist für uns eine Gelegenheit, unseren Produktanbietern und Market Makern DANKE zu sagen. Sie sorgen dafür, dass den Anlegern eine der grössten Auswahlmöglichkeiten an ETFs und attraktive Handelsbedingungen geboten werden.

Alain Picard, Leiter Trading Sales & Management der Schweizer Börse

Dann lief von Anfang an alles rund?
In den ersten Jahren hat sich sogleich das Potenzial gezeigt, und bei den Produktanbietern herrschte Aufbruchsstimmung. Aber bis zur Finanzkrise waren die ETFs primär eine interessantes Nischenprodukt und hatten mit der Dominanz der aktiv gemanagten Anlagefonds zu kämpfen. Nach 2008/2009 hat die Diskussion um Retrozessionen, Kosten und Performance erst richtig begonnen. Zu dieser Zeit konnte man mit ETFs den Kern eines weltweit diversifizierten Portfolios auch als Retail-Investor kostengünstig abdecken, wie dies damals nur grossen institutionellen Investoren vorbehalten war.

Die ETF-Industrie hat auch die anfänglichen Diskussionen betreffend synthetischer Index-Nachbildung und Stock Lending mit der Erhöhung von Transparenz und intensivierter Ausbildung gut gemeistert. Zudem hat in den letzten 20 Jahren der ETF als Handelsinstrument an der Schweizer Börse ausgezeichnet funktioniert und mehrere äusserst volatile Phasen überstande  –auch zuletzt wieder, als Covid-19 die Märkte im Frühling durchschüttelte.

Und wo stehen wir heute?
Zurzeit sind wir nah an der Marke von 1‘600 ETFs von 28 unterschiedlichen Anbietern – und es kommen regelmässig neue Produkte dazu. Mit ETFs können heute sehr breite Investment-Themen kostengünstig und effizient abgebildet werden. Es gilt nach wie vor, dass ich mit einem einzigen Abschluss an der Börse Zugang zu einem weltweiten Aktienportfolio erlangen kann. Auch einzelne Sektoren und Industriezweige sowie Regionen und Strategien können fast beliebig gewählt werden – der passende ETF steht Anlegern dank der Innovationskraft unserer Produktanbieter meist schon zur Auswahl.

Auch der ETF-Umsatz ist stetig gewachsen und hat schon mehrmals die Marke von CHF 100 Milliarden überschritten. Allein in den ersten sechs Monaten im Jahr 2020 wuchs er (Covid-19-bedingt) um 25,1 % gegenüber dem Vorjahres-Halbjahr auf CHF 66,7 Milliarden. Die Anzahl der Abschlüsse nahm sogar um 75,1 % auf über 900‘000 zu. Für diesen Erfolg ist das gute Zusammenspiel von Produktanbietern, Market Makern und Handelsdesks verantwortlich. Dafür möchte ich mich bei allen Kunden herzlich bedanken!

Was bringt die Zukunft?
Mit der Lancierung von ETF Quote on Demand (QOD) gegen Jahresende möchten wir zusätzliche Volumen über unser Börsensystem laufen lassen. Die ETF-Erfolgsgeschichte wurde nämlich nicht nur «börslich», sondern auch «ausserbörslich» geschrieben – allerdings bietet nur der Handel an einer regulierten Börse die entsprechenden Vorteile bezüglich Effizienz und Zuverlässigkeit. Darum vermählen wir das aktuelle Market-Making-Orderbuch mit einem neuen QOD Buch, in dem professionelle Kunden Quote-Anfragen an von uns verpflichtete Liquidity Provider stellen können. Vor dem Abschluss gibt es die Option, das Market-Making-Buch zu «sweepen», um vielleicht noch einen besseren Abschluss zu erlangen. Mit dieser Initiative wollen wir den börslichen Handel in ETFs weiter stärken, um für die nächsten 20 Jahre bereit zu sein.

Welche Trends sehen Sie auf Produktlevel?
Aktuell sehen wir viele Listings im Bereich ESG und Themen-ETFs. Zudem werden ETFs kotiert, welche mit verschiedensten Strategien alternative Erträge generieren wollen, um die Abhängigkeit von der reinen Aktienperformance zu reduzieren. Des Weiteren erfreuen sich aktiv gemanagte ETFs nach wie vor grosser Beliebtheit. Diese Produktkategorie vereint die Qualität von ETFs und bringt den Vorteil aktiv verwalteter Vermögen mit ein. Es gibt also auch nach 20 Jahren immer noch ETF-Innovationen, die Anleger an der Schweizer Börse entdecken können.

ETFs in Zahlen


124,7 Mrd. 124,7 Mrd.
Höchster Jahresumsatz (2019)
1'212'275 1'212'275
Höchste Anzahl Transaktionen (2020 YTD)
329 329
Höchste Anzahl ausgegebener ETFs (2010)
März 2020 März 2020
Liquidester Handelsmonat: Umsatz von 21,13 Mrd. CHF und 262'789 Transaktionen
6.54% 6.54%
ETF-Umsatzwachstum pro Jahr im Zeitraum von 2014 bis 2019
9.3% 9.3%
Anstieg der börsennotierten ETFs pro Jahr im Zeitraum von 2014 bis 2019

Umsatz

1. 125 Mrd. 1. 125 Mrd.
(2019)
2. 116 Mrd. 2. 116 Mrd.
(2017)
3. 104 Mrd. 3. 104 Mrd.
(2016)

Transaktionen

1. 1'212'275 1. 1'212'275
(2020 YTD)
2. 1'064'875 2. 1'064'875
(2018)
3. 1'063'786 3. 1'063'786
(2015)