Exchange Traded Funds
Ein ETF (Exchange Traded Fund) ist eine besondere Art von Investmentfonds, der sich an der Börse handeln lässt – ganz ähnlich wie eine Aktie. Stellen Sie sich vor, Sie möchten nicht nur in ein einzelnes Unternehmen, sondern in viele verschiedene Firmen und Branchen investieren. Genau das macht ein ETF möglich. Er bündelt viele einzelne Wertpapiere – zum Beispiel Aktien unterschiedlicher Unternehmen oder Anleihen verschiedener Staaten – in einem einzigen „Korb“. Wenn Sie in diesen ETF investieren, erwerben Sie Anteile an diesem Bündel und profitieren von einer breiten Risikostreuung, auch Diversifikation genannt.
Die bekanntesten ETFs bilden einen namhaften Index nach, etwa den DAX oder den SMI. Steigt der Index, steigt auch der Wert des ETF, während er bei einem fallenden Index entsprechend sinkt. Das lässt sich am besten an einem Beispiel erklären: In einem Index, wie etwa dem Schweizer Aktienindex (Swiss Market Index; SMI), sind grosse Unternehmen wie Nestlé, Novartis oder Roche enthalten – allerdings mit unterschiedlicher Gewichtung, je nach Unternehmensgrösse. Ein ETF bildet diesen Index nach, indem er die enthaltenen Aktien in genau diesen Anteilen kauft. Dadurch spiegelt der ETF die Zusammensetzung des Index wider. Der Vorteil: Statt Nestlé, Novartis oder UBS einzeln kaufen zu müssen, reicht der Erwerb eines einzigen ETF-Anteils, um an der Entwicklung aller im SMI enthaltenen Aktien teilzuhaben. Das Prinzip: Auswahl und Gewichtung im Index → Nachbildung durch den ETF (Replikation).
Besonders praktisch ist aus Anlegersicht, dass sich mit dem Kauf eines ETF-Anteils das Risiko auf viele verschiedene Einzelwerte verteilt. Sollte ein Unternehmen oder eine Branche mal schlechter laufen, wird der Verlust durch andere, positive Entwicklungen teilweise ausgeglichen. Gleichzeitig können Sie einen ETF einfach an der Börse kaufen oder verkaufen, wann immer Sie möchten – im Gegensatz zu traditionellen Investmentfonds, die oft nur einmal täglich gehandelt werden. Ein weiterer grosser Vorteil von ETFs sind die vergleichsweise niedrigen Kosten. Weil viele ETFs lediglich einen Index „nachbauen“ und keinen Fondsmanager brauchen (Stichwort passive Anlagestrategie), sind die Verwaltungsgebühren in der Regel geringer.
Wie alle Investmentfonds handelt es sich auch bei ETFs um eine kollektive Kapitalanlage. Sie stellen also ein diversifiziertes Anlageinstrument mit professioneller Verwaltung dar. Zudem unterliegen sie in ihren Domizilländern einer besonderen Gesetzgebung und regulatorischen Aufsicht. Ein wesentliches Merkmal ist, dass es sich um Sondervermögen handelt: Die Gelder der Anleger werden strikt getrennt von den Eigenmitteln der Fondsgesellschaft verwaltet und sind dadurch besonders geschützt.
Besonders praktisch ist, dass mit nur einem ETF ein breites Portfolio aufgebaut werden kann. Viele Menschen nutzen ETFs daher für den langfristigen Vermögensaufbau, etwa über einen Sparplan mit regelmässigen Einzahlungen. Die Wertentwicklung setzt sich sowohl aus Kurssteigerungen als auch aus Dividenden zusammen. Je nach Art des ETF werden die Dividenden direkt an die Anleger ausgeschüttet oder automatisch wiederangelegt, was den Zinseszinseffekt unterstützt.
Ein weiterer Vorteil ist die Transparenz, die Zusammensetzung eines ETFs ist meist täglich einsehbar über die Webseite des ETF-Anbieters. So wissen Anleger immer genau, in welche Unternehmen oder Werte sie investiert sind. Anbieter veröffentlichen Factsheets, Grafiken und Updates, die Anlegern einen klaren Überblick geben. Insgesamt gelten ETFs als flexibel, günstig und leicht verständlich. Deshalb haben sie sich in den letzten Jahren zu einer der beliebtesten Anlageformen für Privatanleger entwickelt.
Unterschiede zwischen aktiv und passiv gemanagten ETFs
ETFs gibt es grundsätzlich in zwei Varianten: aktiv gemanagte und passiv gemanagte Fonds.
Passive ETFs versuchen, die Wertentwicklung eines bestimmten Index möglichst genau abzubilden. Ein Beispiel ist der SMI, der die 20 grössten Schweizer Unternehmen umfasst, oder der MSCI World, der Aktien aus vielen Ländern weltweit beinhaltet. Ein passiver ETF kauft also automatisch alle, oder zumindest sehr viele, der in diesem Index enthaltenen Werte und zwar in genau der Gewichtung wie im Index selbst. Da hier keine aufwändige Auswahl durch Menschen stattfindet, sind die Kosten niedrig und die Performance bewegt sich sehr nah an der des zugrunde liegenden Index.
Aktive ETFs werden von einem oder mehreren Fondsmanagern verwaltet. Diese entscheiden aktiv darüber, welche Aktien oder Anleihen gekauft oder verkauft beziehungsweise über- oder untergewichtet werden, anstatt einfach einem Index zu folgen. Das Ziel besteht darin, durch eine geschickte Auswahl von Wertpapieren eine bessere Rendite als der Markt zu erzielen. Dabei können die Manager beispielsweise auf interessante Trends setzen oder versuchen, Risiken gezielt zu vermeiden. Allerdings sind aktiv gemanagte ETFs meist teurer und es ist umstritten, ob es möglich ist, den Markt langfristig wirklich immer zu schlagen.
Smart Beta
Smart Beta ist eine Anlagestrategie, die zwischen klassisch passivem Investieren und aktivem Fondsmanagement liegt. Während bei passiven Fonds einfach ein Index (wie der SMI) nachgebildet wird und bei aktivem Management ein Fondsmanager diskretionär (nach eigenem Ermessen) über die Zusammensetzung des ETF entscheidet, kombiniert Smart Beta beide Ansätze. Dabei wird regelbasiert und transparent in sogenannte Faktoren investiert, zum Beispiel Unternehmensgrösse, Qualität, Momentum oder Schwankungsintensität. Ziel ist es, die Marktrendite systematisch zu verbessern und eine zusätzliche Rendite – auch „aktive Rendite“ genannt – zu erzielen. Für Privatanleger bedeutet das: Smart Beta bietet die Kosten- und Transparenzvorteile von Indexfonds, hat aber gleichzeitig die Chance auf eine bessere Performance durch den gezielten Einsatz von wissenschaftlich belegten Anlagestrategien.
Stellen Sie sich vor, Sie möchten nicht nur den gesamten Markt – zum Beispiel über einen Index wie den SMI – abbilden, sondern gezielt in Unternehmen investieren, die bestimmte Eigenschaften haben. Ein Smart-Beta-ETF macht genau das. Er wählt Aktien nach klaren Regeln aus, etwa Unternehmen mit hoher Qualität (stabile Gewinne), mit günstiger Bewertung, die zuletzt ein starkes Kursmomentum hatten oder deren Kurse weniger stark schwanken (niedrige Volatilität). Statt wie beim klassischen Index einfach alle Firmen gemäss ihrer Grösse zu kaufen, investiert ein Smart-Beta-ETF gezielt in diese Faktoren. So bleiben die Vorteile eines günstigen, transparenten ETFs erhalten, gleichzeitig besteht aber die Chance, langfristig eine etwas bessere Rendite zu erzielen oder das Risiko zu senken.
Ausschüttende und thesaurierende ETFs
Wie Sie mit den Erträgen eines ETFs umgehen, können Sie selbst entscheiden – hier unterscheidet man zwischen ausschüttenden und thesaurierenden ETFs.
Ausschüttende ETFs schütten die während des Jahres erwirtschafteten Erträge – wie beispielsweise Dividenden von Aktien oder Zinsen aus Anleihen – regelmässig an die Anleger aus. Dies kann einmal im Jahr, halbjährlich oder quartalsweise erfolgen. Diese Beträge werden direkt auf Ihr Konto überwiesen und Sie können sie frei verwenden oder erneut investieren.
Thesaurierende ETFs dagegen bleiben etwas passiver: Die Erträge werden im Fonds behalten und automatisch wieder angelegt. Das bedeutet, Sie profitieren vom Zinseszinseffekt – Ihre Anteile steigen so im Wert, weil die erwirtschafteten Erträge direkt reinvestiert werden. Sie benötigen keine erneute Entscheidung und der Wert Ihres Investments kann schneller wachsen. Allerdings erhalten Sie keine regelmässigen Auszahlungen.
Synthetische vs. Physische ETFs
ETFs ermöglichen es Anlegern, einfach und kostengünstig in viele Wertpapiere zu investieren – dabei gibt es zwei grundlegende Arten:
- Physische ETFs kaufen die dem Index zugrundeliegenden Wertpapiere direkt (z. B. Aktien oder Anleihen).
Bei der vollständig physischen Replikation investiert der ETF in alle im Index enthaltenen Titel entsprechend ihrer Gewichtung.
Bei der optimierten physischen Replikation investiert der ETF nur in eine Auswahl von Titeln aus dem Index, mit dem Ziel, eine sehr ähnliche Wertentwicklung wie der Index zu erreichen, und gleichzeitig die Kosten für den Fonds niedrig zu halten. Die optimierte physische Replikation findet insbesondere bei sehr umfangreichen Indizes Anwendung, um auf diese Weise den Erwerb von mehreren Hundert oder Tausend Wertpapieren zu verkleinern und die Kosten für den Fonds zu senken.
Sie sind transparent, da man genau sieht, welche Werte im Fonds sind, und das Risiko ist eher gering. - Synthetische ETFs bilden ihren Index nicht durch echte Wertpapiere nach, sondern in der Regel über Derivate (meist Swaps) mit einer Bank, ohne die Wertpapiere direkt zu besitzen. Sie sind oft kostengünstiger und können schwer zugängliche Märkte besser abbilden, tragen aber ein gewisses Gegenparteienrisiko (Zahlungsfähigkeit des Vertragspartners). Gesetzlich ist das Gegenparteienrisiko aus einem Swap auf maximal 10% des Fondsvermögen limitiert. In der Praxis zeigt sich, dass dieses Risiko durch verschieden Massnahmen wie z.B. mehrere Gegenparteien wesentlich geringer ausfällt.
Handelswährung
Die Handelswährung eines ETFs gibt an, in welcher Währung er an der Börse gehandelt wird. Mögliche Währungen sind beispielsweise Schweizer Franken, Euro oder US-Dollar.
Dabei ist zu beachten, dass die Handelswährung nicht automatisch mit der Währung der Vermögenswerte des ETFs (Fondswährung) oder der Währung des zugrundeliegenden Index übereinstimmen muss. So kann ein ETF, der Anlagen in US-Dollar hält, trotzdem in Schweizer Franken gehandelt werden.
Für Privatanleger ist die Handelswährung vor allem dann relevant, wenn sie den ETF an einer Börse kaufen, an der er nicht in ihrer Heimwährung notiert ist. Dann entsteht durch Kursschwankungen ein zusätzliches Währungsrisiko. Ausserdem können beim Handel an ausländischen Börsen zusätzliche Kosten für die Abwicklung und den Währungstausch anfallen.
Für viele Privatanleger ist es daher praktisch, ETFs in der eigenen Heimwährung zu handeln, um unnötige Wechselkurskosten und Komplexität zu vermeiden. Die Handelswährung selbst hat jedoch keinen Einfluss auf die Rendite des ETFs, da der Wert der Anlage immer in die Heimwährung des Anlegers umgerechnet wird.
Währung und abgesicherte (gehedgte) ETFs – wie funktioniert das?
Viele ETFs beinhalten Wertpapiere aus dem Ausland, zum Beispiel amerikanische Aktien oder Anleihen aus anderen Ländern. Dadurch entsteht ein Währungsrisiko: Kursschwankungen zwischen Ihrer Heimwährung (zum Beispiel Schweizer Franken) und der Fremdwährung (zum Beispiel US-Dollar) können sich auf die Wertentwicklung Ihrer Anlage auswirken.
- Nicht-gehedgte ETFs lassen dieses Risiko bestehen. Fällt der Fremdwährungskurs (beispielsweise wenn der Dollar gegenüber dem Euro schwächelt), wirkt sich das negativ auf Ihre Rendite aus – selbst wenn die zugrunde liegenden Wertpapiere gestiegen sind.
- Gehedgte ETFs hingegen versuchen, dieses Risiko zu minimieren. Sie schliessen eine Art Versicherung gegen Wechselkursschwankungen ab, die sogenannte „Währungsabsicherung“ oder „Hedging“. So bleibt der Wert Ihrer Investition stabiler und ist stärker an die Entwicklung der zugrunde liegenden Wertpapiere gebunden.
Wichtig zu wissen ist, dass gehedgte ETFs in der Regel etwas höhere Kosten haben und die Absicherung nicht immer perfekt funktioniert.
Unterschiedliche Anlageklassen
ETFs können in verschiedene Anlageklassen investieren, das bedeutet verschiedene Arten von Vermögenswerten:
Aktien-ETFs: Investieren in Unternehmensanteile. Aktien bieten Wachstumschancen, sind aber auch mit höheren Kursschwankungen verbunden. Wenn Unternehmen gut laufen, profitieren Sie von steigenden Kursen und Dividenden. Gleichzeitig kann der Wert aber auch fallen, wenn sich Unternehmen oder die gesamte Wirtschaft schlechter entwickeln.
Anleihen-ETFs: Investieren in festverzinsliche Wertpapiere, etwa Staatsanleihen (z.B. von der Schweiz oder den USA) oder Unternehmensanleihen. Sie sind meistens weniger schwankungsanfällig als Aktien und bieten regelmässige Zinszahlungen. Die Rendite ist in der Regel etwas niedriger.
Geldmarkt-ETFs: Investieren in sehr kurzfristige, sichere Geldanlagen wie Tages- oder Termingelder. Die Rendite ist hier oft gering, aber diese ETFs sind sehr stabil und eignen sich gut, um kurzfristig Geld sicher zwischenzuparken.
Rohstoff-ETFs: Investieren in Rohstoffe wie Gold, Öl, Silber oder landwirtschaftliche Produkte. Diese Anlageklasse verhält sich oft unabhängig von Aktien und Anleihen und bietet somit eine zusätzliche Risikostreuung, auch Diversifikation genannt.
Spread – die „unsichtbaren“ Kosten beim ETF-Handel
Der Spread ist die Differenz zwischen dem Kaufpreis (Briefkurs) und dem Verkaufspreis (Geldkurs) eines ETFs an der Börse. Er ist sozusagen eine Art „Preisaufschlag“, den der Käufer beim Kauf bezahlt und den der Verkäufer beim Verkauf in Kauf nimmt.
- Ein enger Spread bedeutet, dass Kauf- und Verkaufspreis sehr nahe beieinander liegen. Das ist vorteilhaft für Anleger, da die Kosten beim Kauf und Verkauf gering sind.
- Ein weiter Spread bedeutet grössere Differenz, was zu höheren Kosten beim Handel führt.
Der Spread kann je nach ETF, Börse, Handelsvolumen und Marktbedingungen variieren. Besonders attraktiv ist der Spread eines ETF typischerweise zu Zeiten, zu denen die diesem ETF zugrundeliegenden Wertpapiere ebenfalls handeln. Für einen ETF auf amerikanische Aktien wäre dies beispielsweise ab 15.30 Uhr Schweizer Zeit. Für Privatanleger sind die Spread-Kosten oft ein wesentlicher Bestandteil der Gesamtkosten beim ETF-Handel, zusätzlich zu den Verwaltungsgebühren. Deshalb lohnt es sich, beim Kauf oder Verkauf auf einen engen Spread zu achten und beispielsweise zu Zeiten mit hoher Handelsaktivität zu kaufen oder verkaufen.
Ein Beispiel zum besseren Verständnis:
Angenommen, ein ETF wird mit einem Geldkurs (Verkaufspreis) von 100,00 Euro und einem Briefkurs (Kaufpreis) von CHF 100,20 gehandelt, beträgt der Spread CHF 0,20 Euro oder 0,2%. Kaufen Sie den ETF zum Briefkurs, bezahlt der Anleger also 0,20 Euro mehr als der momentan erzielbare Verkaufspreis.
Empfehlung für Privatanleger:
Um die Spread-Kosten so gering wie möglich zu halten, sollten Anleger darauf achten, ETFs mit hohem Handelsvolumen zu wählen und den Handel zu Zeiten hoher Börsenaktivität zu tätigen (in der Regel während der Haupt-Handelszeiten der jeweiligen Börse). Auch Limit-Orders können helfen, nicht zu viel über dem Marktpreis zu kaufen oder zu niedrig zu verkaufen.
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