Wie funktioniert eine Börse?

Wie funktioniert eine Börse?

Die Börse spielt eine zentrale volkswirtschaftliche Rolle, da sie Unternehmen die Möglichkeit bietet, durch einen Börsengang (engl. Initial Public Offering, kurz IPO) oder die Ausgabe von Anleihen Kapital aufzunehmen. Dieses Kapital können sie für Investitionen, Forschung oder Wachstum einsetzen und leisten damit einen Beitrag zur Entwicklung der gesamten Wirtschaft.

Im Grunde ist die Börse ein großer, organisierter Marktplatz, auf dem statt Äpfeln oder Birnen Wertpapiere wie Aktien gehandelt werden. Käufer und Verkäufer treffen dabei nicht persönlich aufeinander, sondern werden über elektronische Handelssysteme zusammengeführt. Diese Systeme sorgen dafür, dass klare Regeln eingehalten werden, der Handel fair abläuft und jederzeit ein aktueller Marktpreis verfügbar ist. Der Preis einer Aktie ergibt sich aus dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage. Wenn viele Anleger eine bestimmte Aktie kaufen wollen, steigt der Preis, während er fällt, wenn mehr Menschen verkaufen als kaufen. Ein einfaches Beispiel: Gibt ein Unternehmen sehr gute Geschäftszahlen bekannt, wollen viele Anleger dessen Aktien erwerben und der Kurs klettert nach oben. Schlechte Nachrichten hingegen können zu einem Kursrückgang führen.

Auftragsarten

Wenn ein Anleger eine Aktie kaufen oder verkaufen möchte, stehen ihm verschiedene Auftragsarten zur Verfügung, die unterschiedlich funktionieren. Im Folgenden erhalten Sie eine Übersicht der wichtigsten Auftragsarten, die Privatkunden zur Verfügung stehen.

Ein unlimitierter Auftrag, auch Market Order oder Bestens-Auftrag genannt, bedeutet, dass die Aktie sofort zum aktuell besten erhältlichen Preis gekauft oder verkauft wird. Dies hat den Vorteil, dass der Auftrag direkt ausgeführt wird, allerdings steht der genaue Preis vorab nicht fest. Wenn zum gewünschten Preis nicht genügend Stücke verfügbar sind, wird der Rest automatisch zum nächstbesten Preis gehandelt.Ein Beispiel: Möchtest Sie 100 Aktien kaufen, werden möglicherweise zuerst 60 Stück zu CHF 50 ausgeführt und die restlichen 40 Stück direkt danach zu CHF 50,10, weil zu CHF 50 nicht genügend Verkäufer im Markt waren.

Mit einem limitierten Auftrag, auch Limit Order genannt, legen Sie im Voraus genau fest, zu welchem Preis Sie kaufen oder verkaufen möchten. So stellen Sie sicher, dass Sie niemals mehr zahlen oder weniger erhalten, als vorgesehen. Der Nachteil ist jedoch, dass der Handel möglicherweise gar nicht zustande kommt, wenn der Marktpreis Ihr Limit nicht erreicht. Angenommen, Sie möchten eine Aktie maximal für CHF 50 kaufen, der Kurs liegt aber aktuell bei CHF 51, dann wird der Auftrag erst ausgeführt, wenn der Preis auf CHF 50 oder tiefer fällt.

Hinweis: Es empfiehlt sich grundsätzlich, bei der Auftragserteilung stets limitierte Orders zu verwenden. So lässt sich vermeiden, dass ein Wertpapier zu einem ungünstigen Preis gekauft oder verkauft wird – insbesondere in Märkten mit geringer Liquidität oder hoher Volatilität. Limitierte Aufträge geben Anlegern die Kontrolle über den maximalen Kaufpreis bzw. den minimalen Verkaufspreis und schützen somit vor unerwarteten Kursbewegungen.

Stop-Aufträge

Darüber hinaus gibt es Stop-Aufträge, die vor allem der Verlustbegrenzung oder Gewinnsicherung dienen, ohne dass der Anleger die Börsenkurse ständig verfolgen muss.

Bei einem klassischen Stop-Loss-Auftrag legt der Anleger einen bestimmten Kurs einen sogenannten Auslöser fest. Wird dieser zum Beispiel bei einem Verkauf erreicht, wird automatisch ein Verkaufsauftrag ausgelöst. Dieser Auftrag wird dann „bestens“ ausgeführt, das heißt zum aktuell bestmöglichen Preis. In einem Markt mit starken Kursschwankungen oder wenigen Käufern kann dieser Preis jedoch deutlich unter dem ursprünglich festgelegten Stopp-Kurs liegen. Das bedeutet, dass die Aktie möglicherweise zu einem deutlich niedrigeren Preis verkauft wird als beabsichtigt.

Um dieses Risiko zu verringern, gibt es den Stop-Limit-Auftrag. Hierbei wird neben dem Auslöser (Trigger) auch ein Limite festgelegt, zu dem die Aktie verkauft werden soll. Sobald der Trigger erreicht wird, kommt der Verkaufsauftrag nur dann zur Ausführung, wenn der Kurs nicht unter das festgelegte Limit fällt. Sinkt der Kurs kurzfristig darunter, erfolgt kein Verkauf. Er wird erst wieder möglich, wenn der Kurs nach einem Rückgang wieder auf oder über das Limit steigt.

Stop-Aufträge können sowohl als Verkaufs- als auch als Kaufaufträge erfasst werden.

Börsentag

Ein Börsentag ist an der Schweizer Börse in mehrere Phasen unterteilt.

Voreröffnung – Die Vorbereitung am Morgen

Der Börsentag beginnt früh: Bereits um 6 Uhr morgens geht es los. Zu diesem Zeitpunkt werden alle Aufträge, die Kundinnen und Kunden über Nacht bei ihrer Bank eingegeben haben, automatisch an das Börsensystem übermittelt.

Auch danach können weiterhin neue Aufträge erfasst sowie bestehende geändert oder gelöscht werden – ganz bequem über das E-Banking oder in Absprache mit der Bank. Diese Phase vor der eigentlichen Markteröffnung wird Voreröffnungsphase genannt. Sie ermöglicht es, sich frühzeitig im Markt zu positionieren.

Wichtig zu wissen: In dieser Zeit findet noch kein Handel statt. Es werden also noch keine Aktien gekauft oder verkauft und es gibt noch keine offiziellen Preise. Die Börse sammelt lediglich die Aufträge, damit diese zur Eröffnung oder im Verlauf des weiteren Börsentages ausgeführt werden können.

Eröffnung – Der erste Preis des Tages entsteht

Um 9:00 Uhr beginnt die eigentliche Eröffnung des Handels. Nun wird für jede Aktie der sogenannte Eröffnungskurs festgelegt. Dies geschieht in der Eröffnungsauktion nach dem Meistausführungsprinzip. Das bedeutet, dass die Börse den Preis ermittelt, zu dem möglichst viele Aktien gleichzeitig den Besitzer wechseln können.

Die Eröffnung erfolgt nicht exakt um 9:00 Uhr, sondern innerhalb einer zufälligen Zeitspanne von maximal zwei Minuten, also zwischen 9:00 Uhr und 9:02 Uhr. Dadurch werden Marktmanipulationen und strategisches Orderplatzieren vermieden. Sobald der Eröffnungskurs feststeht, geht der Handel in den fortlaufenden Handel über.

Laufender Handel – Jetzt wird fortlaufend gekauft und verkauft

Nach der Eröffnung beginnt der sogenannte laufende Handel. In dieser Phase werden die im System vorhandenen Kauf- und Verkaufsaufträge fortlaufend gegeneinander geprüft und gemäß den Regeln der Börse ausgeführt.

Aufträge bleiben so lange im Handelssystem, bis sie vollständig ausgeführt wurden, gelöscht werden oder verfallen. Die Dauer der Auftragsgültigkeit legt fest, wie lange der Auftrag im Börsensystem bleiben soll. In der Regel sind die Aufträge tagesgültig, außer sie werden auf ein bestimmtes Datum terminiert.

Schlussauktion – Der letzte Preis des Tages wird festgelegt

Der Handel wird von 17:20 bis 17:30 Uhr unterbrochen. In dieser Zeit können neue Aufträge eingegeben sowie bestehende Aufträge geändert oder gelöscht werden. Zwischen 17:30 Uhr und 17:32 Uhr wird, wie in der Eröffnungsauktion, für jede Aktie nach dem Meistausführungsprinzip ein Schlusskurs festgelegt, sodass möglichst viele Aktien gleichzeitig gehandelt werden können.

Der Schlusskurs ist der letzte offizielle Preis des Tages und hat eine besondere Bedeutung, da er oft für Fondsbewertungen, Indizes oder die Portfoliobewertung herangezogen wird.

TAL-Periode – Handel zum Schlusskurs

Nach der Schlussauktion beginnt die TAL-Periode (Trading at Last). Bis 17:40 Uhr können Aktien zum festgelegten Schlusskurs gehandelt werden. In dieser Phase haben Sie die Möglichkeit, auch nach der Auktion Aktien zu einem bekannten Preis der Schlussauktion zu kaufen oder zu verkaufen – vorausgesetzt, es liegen Aufträge auf der Gegenseite vor. Da in dieser Phase keine Vorhandelstransparenz besteht, ist nicht ersichtlich, welche Aufträge im Orderbuch vorhanden sind.

Nachbörslicher Handel

Nach 17:40 Uhr ist der Handel beendet. In dieser Phase findet kein Handel mehr statt. Alle nicht ausgeführten tagesgültigen Aufträge werden nach dem Ende der TAL-Phase, also mit Beginn des nachbörslichen Handels gelöscht. Sie können neue Aufträge für den nächsten Handelstag eingeben, auch wenn diese erst am nächsten Tag berücksichtigt werden.

Wichtiger Hinweis:

Die genauen Abläufe und Zeiten können je nach Börsensegment unterschiedlich sein.